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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Selbstmord. Die Sache ist, als psychiatrische Diagnose finde ich nichts Besseres als so vage Umschreibungen wie >Frontkoller<.«
      »Ich dachte, der wäre nach dem Ersten Weltkrieg ausgestorben?«
      »Scheinbar nicht, er heißt jetzt bloß >Kriegsneurose<. Ich möchte wissen, wie die Diagnose heutzutage lauten würde.«
      »Nicht schlecht, Alan.« Jenny wies mit dem Daumen auf sich. »Du willst, dass ich, eine Psychologin, eine psychiatrische Diagnose über die seelischen Probleme eines Toten abgebe? Das find ich gut, ehrlich. Das schießt den Vogel ab.«
      Banks grinste. »Ach, stell dich nicht so an, Jenny.«
      »Das bleibt aber unter uns.«
    • »Versprochen.«
      Jenny spielte mit dem Bierdeckel herum, riss kleine Fetzen von der feuchten Pappe. »Hm«, machte sie, »das sind nur Vermutungen, ist ja klar, aber wenn dieser Mann tatsächlich ein Kriegsgefangener unter solchen furchtbaren Bedingungen war, dann litt er wahrscheinlich an einer Art posttraumatischem Stress-Syndrom.«
      Banks holte seinen Notizblock aus der Innentasche und schrieb etwas auf.
      »Zitier mich damit auf gar keinen Fall!«, warnte Jenny ihn. »Ich hab dir gesagt, das bleibt unter uns.«
      »Keine Sorge, du wirst nicht zu einer Zeugenaussage ins Gericht bestellt. Mir ist klar, dass es sich um reine Spekulation handelt. Ist ja eh alles schon lange her. Dieses Syndrom wäre also von seinen Erlebnissen im Krieg und im Lager hervorgerufen worden, oder?«
      »Ja. Grundsätzlich wird ein Stress-Syndrom durch ein Ereignis oder eine Reihe von Ereignissen hervorgerufen, die weit über das übliche Spektrum menschlicher Erfahrungen hinausgehen. Angesichts des Zustands unserer so genannten Normalität müsste man heute eigentlich neu definieren, was damit gemeint ist, aber im Allgemeinen geht es dabei um Extremsituationen. Also deutlich schlimmer als das Scheitern einer Ehe, eine kaputte Beziehung, schlichte Trauer, chronische Krankheit oder Bankrott. Worunter fast jeder halt täglich so leidet.«
      »So schlimm?«
      Jenny nickte. »Ja, eher so was wie Vergewaltigung, tätlicher Angriff, Entführung, Militäreinsatz, Überflutung, Erdbeben, Feuer, Autounfall, Bombardierung, Folter, Todeslager. Die Liste göttlicher und menschlicher Gräueltaten ließe sich weiterführen, aber du hast bestimmt verstanden, was ich meine.«
      »Hab ich. Was sind das für Symptome?«
      »Vielfältig und verschieden. Wiederkehrende Albträume vom Ereignis kommen häufig vor. Ebenso das Gefühl, dass das Ereignis selbst wiederkehrt - also Rückblenden und Wahnvorstellungen. Alles, was denjenigen an das Ereignis erinnert, ist ebenfalls schmerzhaft, zum Beispiel der Jahrestag. Und alles, was dazugehörte. Wenn jemand beispielsweise längere Zeit in einem kleinen Käfig gefangen gehalten wird, leidet er sehr wahrscheinlich an unerträglicher Klaustrophobie, wann immer sich eine ähnliche Situation ergibt. In einem Fahrstuhl zum Beispiel.«
      »Was ist mit Amnesie?«
      »Ja, manchmal kommt auch psychologischer Gedächtnisverlust vor. Glaub mir, die meisten, die unter diesem Syndrom leiden, würden lieber ihr Gedächtnis verlieren als die ständigen Albträume haben. Aber das Problem ist, dass Amnesie Distanz, Entfremdung und Absonderung mit sich bringt. Sie können sich nicht einmal über die fehlende Erinnerung an den Schrecken freuen. Menschen, die am Stress-Syndrom leiden, haben oft Schwierigkeiten, Liebe zu empfinden oder anzunehmen, sie entfremden sich von der Gesellschaft, von ihrer Familie und ihren Freunden, darüber hinaus haben sie eine extrem verminderte Vorstellung von Zukunft. Nicht zu vergessen Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Hypervigilität, depressive oder panische Störungen.«
      »Kommt mir bekannt vor.«
      »Es ist viel schlimmer. Selbstmord ist nicht ungewöhnlich. Ist Matthew Shackleton tatverdächtig?«
      »Ja. Das wollte ich dich auch fragen. Kann so jemand gewalttätig werden?«
      »Das ist schwer zu beantworten. Bei dem richtigen Stimulus kann jeder gewalttätig werden. Mit Sicherheit neigte er zu Reizbarkeit und Wutausbrüchen, aber ich bin mir nicht sicher, ob ihn das unbedingt zum Mord treiben würde.«
      »Ich dachte eher, er hat vielleicht seine Frau umgebracht, weil er herausbekam, dass sie eine Affäre hatte.«
      »Möglich ist es wahrscheinlich schon, dass er deshalb einen Tick bekam«, sagte Jenny.
      »Aber du glaubst es eigentlich nicht?«
      »Das hab ich

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