Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer
ausgegeben?«
Sie schlug ihm auf den Arm und lachte. »Pass bloß auf, du!«
»War den Versuch wert«, sagte Hatchley zu Banks. »Wer nicht fragt, bekommt auch nichts. Ich kannte früher mal einen Typen, der hat behauptet, er würde jedes Mädchen, das er kennen lernte, fragen, ob sie mit ihm ins Bett gehen würde. Er meinte, er würde sich nur neun von zehn Mal eine Abfuhr einhandeln.«
Banks lachte, dann fragte er: »Haben Sie schon etwas gehört wegen der landesweiten Anfrage, die Sie rausgegeben haben?«
»Ja, allerdings, heute Morgen kam was rein«, sagte Hatchley. »Darüber wollte ich mit Ihnen reden. Eine Brenda Hamilton. Wie es sich anhört, eine Art Nutte. Keine professionelle, aber scheinbar war sie nicht abgeneigt, die Beine breit zu machen, wenn einer aussah, als hätte er ein oder zwei Scheinchen übrig. Egal, sie wurde jedenfalls tot in einer Scheune gefunden.«
»Todesursache?«
»Erdrosselt und erstochen. In der Reihenfolge.«
»Das hört sich vielversprechend an.«
Hatchley schüttelte den Kopf. »Machen Sie sich keine zu große Hoffnung. Da gibt's ein paar Probleme.«
»Was für Probleme?«
»Ort und Zeit. Der Tatort war in der Nähe von Hadleigh, Suffolk, und zwar im August 1952. Ich hab's nur erzählt, weil es die gleiche Todesursache war.«
Banks aß den Teekuchen und dachte darüber nach. »Verdächtige?«
»Natürlich wurde der Bauer, dem die Scheune gehörte, ganz genau überprüft, aber er hatte ein wasserdichtes Alibi. Ich hätte nach weiteren Einzelheiten gefragt, aber ... na ja, sieht doch nicht so aus, als hätte das was mit unserem Fall zu tun, oder?«
Banks zuckte mit den Schultern. »Würde auch nicht schaden, noch ein paar Fragen zu stellen.«
»Vielleicht nicht. Aber das war sieben Jahre nach dem Mord an Gloria Shackleton. Eine große Lücke für die Art von Mörder, den wir suchen. Außerdem fand das in einem anderen Landesteil statt.«
»Dafür könnte es Gründe geben.«
»Aber ich bezweifle, dass sich damals noch Leute von der amerikanischen Luftwaffe in der Gegend aufhielten, oder? Ich meine, der Krieg war schon lange vorbei. Nach dem Tag des Sieges mussten die meisten in den Pazifik und der Rest verpisste sich so schnell wie möglich nach Hause.«
»Wahrscheinlich haben Sie Recht, Jim, aber wir wollen gründlich sein. Sprechen Sie mal mit East Anglia und fragen Sie nach weiteren Einzelheiten. Ich werde Sergeant Cabbot bitten, noch einmal in Ramstein anzurufen, ob sie dort etwas herausbekommen kann.«
»Mach ich.«
In seinem Büro schob Banks den Anruf bei Annie in Harkside vor sich her, rauchte stattdessen eine Zigarette und starrte aus dem Fenster. Ein warmer, leichter Regen fiel auf den Marktplatz, verdunkelte das Kopfsteinpflaster und das alte Marktkreuz. Er brachte keine große Abkühlung; die Luft war noch immer feucht und klebrig. Aber langsam zogen sich die Wolken zusammen, die Feuchtigkeit nahm zu. In Bälde würde es losbrechen, der Himmel würde sich auftun. Nur ein paar Autos parkten auf dem Platz und die wenigen Fußgänger schlenderten unter Regenschirmen umher und blickten trübselig in die Schaufenster. Radio Three spielte englische Unterhaltungsmusik, Banks erkannte die Erkennungsmelodie von »Childrens's Favourites«.
Er schob das Gespräch mit Annie vor sich her, weil es am Sonntag nach Sandras Besuch nicht gut gelaufen war. Es ärgerte ihn, dass er sich so fühlte. Schließlich war es doch Sandra gewesen, die einen neuen Freund hatte. Sean. Warum musste sie gerade in dem Moment auftauchen, als alles so gut lief? Was gab ihr das Recht, hereinzuplatzen und so schockiert zu tun, nur weil er sich mit jemandem traf, welches Recht hatte sie, seine Gefühle so durcheinander zu bringen? Wie würde es ihr denn gefallen, wenn er einfach bei ihr und Sean vorbeikäme, ohne sich vorher telefonisch anzukündigen? Und dabei hatte er ja mit ihr reden wollen, besonders nach seiner kleinen Aussprache mit Brian. Nur Gott wusste, wann er jetzt noch einmal eine Möglichkeit dazu haben würde.
Außerdem hatte er gemerkt, dass Sandra sich über das, was ihr unter die Augen gekommen war, aufgeregt hatte. Ihre vernichtende Kühle und ihr sarkastischer Ton waren ihre Art, auf Unangenehmes zu reagieren. Er empfand noch immer etwas für sie. Man konnte seine Gefühle für jemanden, den man so lange geliebt hatte, nicht einfach abstellen. Verlorene oder zurückgewiesene Liebe schlug
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