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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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zwar zuerst in Hass um, wurde aber erst nach langer Zeit zu Gleichgültigkeit.
      Schließlich nahm er allen Mut zusammen und griff zum Telefon. »Wie geht's?«, fragte er.
      »Gut.«
      »Du hörst dich verwirrt an.«
      »Nein, bin ich nicht. Ich hab nur viel zu tun. Wirklich. Es ist alles in Ordnung.«
      Banks holte tief Luft. »Hör mal, wenn es wegen Sonntag ist, dann'tut es mir Leid. Ich hatte keine Ahnung, dass Sandra auftauchen würde. Ich hätte auch nicht gedacht, dass es so eine Wirkung auf dich haben würde.«
      »Tja, man weiß solche Sachen oft erst dann genau, wenn sie passieren, oder? Wie gesagt, mir geht's gut. Ich hab nur eine Menge zu erledigen. Weshalb rufst du an?«
      »Gut, wenn du lieber nicht darüber sprechen willst. Ruf noch mal deine Kontaktleute bei der Army an und sieh mal nach, ob du etwas über eine US-Air-Force-Basis in Suffolk 1952 rausbekommen kannst.«
      »Was ist damit?«
      »Versuch zuerst mal rauszufinden, ob es noch Stützpunkte gab. Wenn ja, ob es einen in der Nähe von Hadleigh gab. Wenn da einer war, hätte ich gerne eine Liste der dort stationierten Soldaten.«
      »Gut.«
      »Schaffst du das heute?«
      »Ich versuch's. Spätestens morgen.«
      »Annie?«
      »Was?«
      »Können wir uns treffen und über alles reden?«
      »Da gibt's nichts zu reden. Wirklich. Hör mal, du weißt ja, dass ich in ein paar Tagen zu Hause Urlaub mache. Bevor ich fahre, muss ich noch eine Menge erledigen. Vielleicht, wenn ich zurück bin. Ja? Ich lasse dir die Infos zukommen, sobald ich Genaueres weiß. Wiedersehen.«
      Noch deprimierter als vor diesem sinnlosen Gespräch blickte Banks auf den Papierstapel neben dem Computer auf seinem Schreibtisch: Untersuchungsergebnisse der Spurensicherung, der Autopsiebericht, der Bericht des Zahnheilkundlers. Nichts davon widersprach den Einsichten, die sie bisher gewonnen hatten; die Blätter verrieten ihm nichts Neues.
      Was wäre passiert, wenn Gwen getan hätte, was sie hätte tun müssen, nämlich das Auffinden von Glorias Leiche zur Anzeige zu bringen? Ein guter Polizist hätte sich umgehört und nicht einfach versucht, Matthew den Mord in die Schuhe zu schieben. Vielleicht auch nicht. Jetzt war es zu spät, um Fragen zu stellen, denn außer Vivian waren alle tot. Die arme Gloria! Sie sah in Matthew ihre Sühne. Irgendwie verriet das Banks mehr über sie als alles andere.
      Und wenn Vivians Ende in Wirklichkeit erfunden war? Der Gipfel der Ironie. Was, wenn Gwen selbst den Mord begangen hatte?
     
    Vivian Elmsley legte das Buch zur Seite, als der Zug am Donnerstag den Bahnhof von Wakefield verließ. Jetzt trennten sie nur noch wenige Minuten von Leeds, die Landschaft, an der sie vorbeirollte, war jedoch völlig zugebaut. Die typische Industrielandschaft des Nordens: verkommene Sozialbausiedlungen aus rotem Backstein, niedrige Bürogebäude, glitzernd neue Einkaufszentren, Fabrikgelände, vollgestellt mit in Polyäthylen verschweißten Paletten, im Kanal angelnde Kinder mit bloßem Oberkörper. Das einzig Untypische war das klebrige Sonnenlicht, das alles wie Zuckerwasser zu umhüllen schien.
      Der Verlagsvertreter sollte Vivian am Bahnhof abholen und dann zum Metropole Hotel bringen, wo sie bis Sonntag wohnen würde. Sie hatte nicht nur Signierstunden in Leeds, sondern auch in Bradford, York und Harrogate, aber es machte nicht viel Sinn, ihre Siebensachen jeden Tag von einem Hotel zum nächsten zu schleppen. Die Städte lagen dicht zusammen. Der Verlagsvertreter würde sie herumfahren.
      Nicht dass Vivian Hilfe beim Finden des Hotels benötigte; das Metropole lag nur wenige hundert Meter vom City Square entfernt, sie wusste genau, wo es war. Sie hatte dort damals mit Charlie übernachtet, als sie 1944 Michael Stanhopes Ausstellung besucht hatten. Was für einen schönen Abend hatten sie sich gemacht! Nach der Ausstellung waren sie in ein Klassikkonzert gegangen, und danach zum 21 Club, wo sie bis spät in die Nacht getanzt hatten. Deshalb hatte sie vorgeschlagen, bei dieser Reise wieder dort zu wohnen. Der Erinnerung wegen.
      Sie war nervös. Es lag nicht daran, dass sie am Abend eine Lesung in der Armley Library hatte oder morgen ein Interview bei Radio Leeds gab, sondern weil sie Chief Inspector Banks und seine weibliche Begleitung wiedertreffen würde. Sie wusste, dass sie nach dem Lesen des Manuskripts mit ihr würden sprechen wollen; zweifellos besaß sie eine gewisse Schuld. Aber was

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