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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Ich bin nur in Eastvale, weil ich mich um ein paar Sachen im Gemeindezentrum kümmern wollte. Ich schlafe bei Harriet und David. Und weil ich schon mal in der Gegend war, dachte ich, ich komme kurz vorbei, damit du ein paar Blätter unterschreibst und wir uns mal kurz über unseren Sohn unterhalten, aber das geht auch ein andermal. Eilt nicht. Ich wollte euch nicht beim Brainstorming stören.«
      Sie griff zur Klinke und öffnete die Tür. »Hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen, Sergeant Cabbot«, sagte sie über die Schulter, und damit war sie weg.
      Annie stand Banks eine Weile schweigend gegenüber, fühlte nur ihr schnell pochendes Herz und die brennende Haut. »Ich wusste nicht, was ich sagen sollte«, bemerkte sie. »Ich komm mir dumm vor, ich schäme mich.«
      »Warum denn?«, fragte Banks. »Ich hab dir doch gesagt, dass Sandra und ich jetzt schon fast ein Jahr auseinander sind.«
      Aber du liebst sie noch, dachte Annie. Woher kam dieser Gedanke? Sie schob ihn beiseite. »Ja, ich weiß. Es war einfach etwas überraschend, sie so kennen zu lernen.«
      Banks lachte nervös. »Das kannst du wohl laut sagen. Hör mal, trinken wir doch noch einen Kaffee und setzen uns nach draußen, ja? Vergessen wir Vivian Elmsley und ihre Probleme mal eine Weile. Heute ist so ein schöner Tag, ist doch schade, wenn wir ihn drinnen vertrödeln. Wir könnten doch heute Nachmittag einen langen Spaziergang machen! Fremington Edge?«
      »Gut.« Annie folgte ihm nach draußen, noch immer benommen. Sie setzte sich auf einen gestreiften Liegestuhl und spürte die Wärme des Stoffes unter ihren nackten Oberschenkeln. Das Gefühl erinnerte sie immer an den §ommer in St. Ives. Banks las den Literaturteil der Sunday Times, tat so, als sei alles in Ordnung, aber sie wusste, dass auch er außer Fassung war. Vielleicht noch mehr als sie. Schließlich war er mehr als zwanzig Jahre mit der Frau verheiratet gewesen.
      Annie starrte auf eine in der Ferne dahinziehende Gruppe von Wanderern, die Witch Fell bestiegen. Der wuchtige Berg in der Form eines gekappten Hexenhuts nahm fast den gesamten westlichen Horizont ein. Krähen kreisten über den Höhen.
      »Alles in Ordnung?«, fragte Banks, von der Zeitung aufblickend.
      »Sicher«, erwiderte sie und rang sich ein Lächeln ab. »Alles in Ordnung.«
      War es aber nicht. Sie sagte sich, sie hätte wissen müssen, wie vergänglich das Glück war, wie närrisch es war, auf den großen Wurf zu hoffen, und welch großer Fehler es war, zu erlauben, das ihr jemand so nah kam. So eine Nähe weckte all die alten Dämonen - Eifersucht und Unsicherheit, alle Gefühle, die sie für besiegt gehalten hatte. Das einzig mögliche Ergebnis war Schmerz. Ein Schatten hatte sich vor ihre Sonne geschoben, so wie Witch Fell den Himmel verdunkelte, eine Schlange war in ihren Garten Eden geschlichen. Was würde der Preis dafür sein? fragte sie sich.
     
     

* 17
     
    Vivian Elmsleys Manuskript beschäftigte Banks noch lange, nachdem er es gelesen hatte. Es gab so viele Ungereimtheiten - so viele Abzweigungen auf dem Weg zum Mord an Gloria. Als sie Glorias Sohn am Mittwoch immer noch nicht gefunden hatten, dachte er über die Reise nach, die George und Francis Henderson nach dem Krieg gemacht hatten, um Gloria zu finden. Auf gewisse Weise hatte Gwen ihre Schwägerin verleugnet und das rief Banks seinen Besuch bei Jems Eltern in Erinnerung.
      So real, als sei es gestern gewesen, erinnerte er sich an den Nachmittag Ende Mai, als er auf der Suche nach Jems Eltern mit seinem altersschwachen VW Käfer nach Cambridgeshire fuhr. Er wusste noch nicht einmal, warum er « diese Reise unternahm; mehr als einmal erwog er umzukehren. Was sollte er sagen? Welches Recht hatte er, sie in ihrem Schmerz zu belästigen? Schließlich hatte er Jem kaum gekannt, hatte nichts über sein Leben gewusst. Andererseits waren sie Freunde gewesen und jetzt war sein Freund tot. Das Mindeste, was er tun konnte, war, ihnen sein Beileid auszusprechen und ihnen zu sagen, dass sie einen Sohn hatten, auf den sie stolz sein konnten, wie schändlich sein Tod auch gewesen sein mochte.
      Außerdem war er neugierig zu sehen, aus was für einem Elternhaus Jem stammte.
      Es war ein schöner Tag, und Banks fuhr mit offenem Fenster durch die nördlichen Vororte Londons und hinaus aufs weite Land, der Wind blies ihm durchs Haar, das ihm damals deutlich über den Kragen reichte. Kurz vor Cambridge bog er von der Hauptstraße

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