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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Person, oder? Hatte Jeremy vielleicht einen Bruder?«
      »Wir hatten nur einen Sohn«, sagte der Mann. »Und der starb vor fünf Jahren. Nun, wenn es Ihnen nichts ausmacht, glaube ich, meine Frau wurde jetzt genug gestört, nicht wahr? Auf Wiedersehen.«
      Er wollte die Tür schließen.
      Banks machte einen letzten Versuch. Er schob den Fuß in die Tür und sagte: »Bitte, Sie verstehen mich nicht. Jem ist letzten Monat gestorben. Ich möchte Sie nicht beunruhigen, aber ...«
      Mr. Hylton öffnete die Tür ein klein wenig weiter, und Banks zog seinen Fuß zurück. »Wenn Sie jetzt nicht gehen und unser Grundstück auf der Stelle verlassen, werde ich die Polizei rufen«, sagte er. »Haben Sie das verstanden?« Und diesmal schlug er die Tür zu, bevor Banks sich bewegen konnte.
      Eine Weile starrte Banks auf das verwitterte Eichenholz, in seinem Kopf drehte sich alles. Er sah, dass sich ein Vorhang bewegte, und vermutete, dass sie ihn beobachteten, um jeden Moment die Polizei zu rufen, daher stieg er in seinen Käfer, wendete und fuhr los.
      Am Ende der Auffahrt winkte ihn ein älterer Mann, der eine Stoffmütze trug, an die Seite. Banks hielt an, der Mann beugte sich zum offenen Fenster herunter. Er hatte einen Stoppelbart und roch nach Bier. »Weshalb haben Sie die da belästigt, hä?«, fragte er.
      »Ich hab sie nicht belästigt«, sagte Banks. »Ich wollte Ihnen nur mein Beileid zum Tod ihres Sohnes aussprechen.«
      Der Mann kratzte sich an der Wange. »Und was haben sie gesagt?«
      Banks erzählte es ihm und blickte dabei in einem fort in den Rückspiegel, um zu sehen, ob ihm die Hyltons gefolgt waren.
      »Tja« sagte der Mann, »wissen Sie, was die beiden da angeht, ist ihr Jeremy an dem Tag gestorben, als er die Universität verließ und nach London ging, um einer von diesen drogenrauchenden Hippies zu werden.« Er musterte Banks kurz, als überlegte er sich, inwiefern er dieser Beschreibung entsprach. »Ich hab gesehen, dass die Polizei vor kurzem hier war, und hab mich gefragt, worum es dabei ging. Also ist Jeremy jetzt wirklich tot, ja?«
      »Ja«, bestätigte Banks nach einem kurzen Blick in den Spiegel.
      »Drogen also?«
      »Sieht so aus.«
      »Das tut mir Leid. Ich kannte ihn, seit er ein kleines Baby war. War ein netter Kerl, bis er verdorben wurde. Er wollte ein Doktor werden, wie sein Vater. Er war in Cambridge, wissen Sie. Keine Ahnung, was schief gegangen ist.« Er wies mit dem Daumen auf das Haus hinter sich. »Die haben sich nie davon erholt. Reden mit keinem. Haben nie Besuch.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Armer kleiner Jeremy. Haben noch nicht mal einen Trauergottesdienst für ihn abgehalten.« Dann ging er kopfschüttelnd und vor sich hin redend die Straße hinunter.
      Banks blieb allein an der Einmündung der Einfahrt zurück, allein mit dem Vogelgezwitscher und seinen düsteren Gedanken über Entfremdung und Verleugnung. Da er Claras Brief gelesen hatte, konnte er sich ziemlich genau vorstellen, was mit Jem schief gegangen war, aber es machte den Eindruck, als interessierte sich niemand dafür.
      Plärrende Hupen auf der Market Street schreckten ihn aus seinen Erinnerungen. Jetzt gab es noch eine Verleugnung, die ihn bedrückte. Jems Eltern hatten sich eingeredet, dass ihr Sohn fünf Jahre vor seinem tatsächlichen Tod gestorben war, nur weil er ihren Erwartungen nicht entsprochen hatte. Gwen Shackleton hatte George und Francis Henderson erzählt, Gloria sei fortgelaufen, obwohl sie ganz genau wusste, dass Gloria in Wirklichkeit tot und hinter ihrem Haus begraben war. Irgendwie erschienen Banks diese Verleugnungen wie zwei merkwürdige Spiegelbilder.
      Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihn in seinen Gedanken. Sergeant Hatchley kam herein. »Kaffeepause?«
      Banks sah auf und kehrte aus weiter Ferne zurück. »Was? Ja, klar.«
      »Alles in Ordnung, Sir? Sie sehen etwas blass aus.«
      »Alles klar. Hab nur nachgedacht, sonst nichts.«
      »Kann wehtun, das Nachdenken. Deshalb versuch ich's zu vermeiden.«
      Sie überquerten die Market Street und gingen auf einen gerösteten Teekuchen und Kaffee in den Golden Grill. Endlich war der Regen in die Dales gekommen, der Laden war fast leer. Doris, die Wirtin, behauptete, sie wären erst der vierte und fünfte Gast, der an dem Tag durch die Tür getreten sei.
      »Können wir deshalb mit was Besonderem rechnen?«, fragte Hatchley. »Bekommen wir vielleicht einen Kaffee

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