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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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rasiert, sich den Kopf zerbrochen, ob er Aftershave auflegen sollte, und sich letztlich dagegen entschieden, weil er nicht wie die Auslage einer Nutte riechen wollte. Jetzt musterte er seine spärliche Garderobe und überlegte sich, welche Art von Freizeitmode er heute Abend tragen sollte. Die Entscheidung wurde ihm erheblich erleichtert durch den überquellenden Wäschekorb: die Chinos von Marks & Sparks und das hellblaue Jeanshemd.
      Endlich so gut wie fertig, stellte sich Banks vor den Spiegel und fuhr sich mit der Hand durchs kurze Kraushaar. Nichts Besonderes, dachte er, aber er hatte das Beste aus dem gemacht, womit die Natur ihn ausgestattet hatte. Er war nicht eitel, aber heute schien er zum Fertigmachen länger als jede Frau zu brauchen. Er musste daran denken, wie er immer auf Sandra hatte warten müssen, egal wie viel Zeit er ihr gab. Es war so schlimm geworden, dass er behauptete, sie seien um sieben Uhr eingeladen, wenn es eigentlich halb acht gewesen war, nur damit sie rechtzeitig fertig wurde.
      Er dachte an Annie. Musste er ihr treu sein, oder war wieder alles offen, nachdem sie ihn so abgefertigt hatte? Er wusste es nicht. Zumindest schuldete er ihr eine Erklärung des Falles, hatte sie doch so viel Arbeit hineingesteckt. Am späten Nachmittag hatte ihm Bill Gilchrist vom FBI auf Jennys Bitte ein sechsseitiges Fax über Edgar »PX« Konig geschickt und sein Inhalt hatte Banks vom Hocker gehauen, Sergeant Hatchley hatte ebenfalls festgestellt, dass Konig tatsächlich in Zusammenhang mit dem Mord an Brenda Hamilton vernommen worden war. Er war kein Hauptverdächtiger, doch hatten sich die beiden gekannt. Rationierungen waren bis 1954 in Kraft, deshalb war PX den Einheimischen 1952 durchaus noch von Nutzen gewesen.
      Annie war nicht auf der Dienststelle, als er sie anrief. Er hatte es auch bei ihr zu Hause versucht, aber entweder war sie schon nach St. Ives aufgebrochen, oder sie ging nicht ans Telefon. Als Nächstes wählte er ihre Handynummer, erreichte aber auch dort niemanden. Vielleicht wollte sie nicht mit ihm sprechen.
      Banks ging nach unten und zündete sich eine Zigarette an. Bitches Brew von Miles Davis lief auf seiner Anlage und erinnerte ihn wieder an Jem.
      Als bei der Londoner Metropolitan Police mal wieder ein neuer Besen kehren sollte und sich die Korruptionsvorwürfe häuften, erkannte Banks den Mann wieder, den er zum ersten Mal gesehen hatte, als er in der Nacht von Jems Tod die Treppe heraufkam. Ein Dealer. Er hieß Malcolm, und er war geholt worden, weil er gegen einen gewissen Sergeant Fallón aussagen sollte, dem vorgeworfen wurde, Heroinhändlern bei Razzien den Stoff abzupressen, anstatt sie zu verhaften. Fallón baute seine eigenen Vertriebswege auf, in die auch Malcolm eingebunden war. In Banks' Augen war Malcolm deshalb mitverantwortlich für Jems Tod, und als er Sergeant Fallón sah, erkannte er sofort das vernarbte Gesicht und zynische Grinsen des Bullen wieder, der sein Zimmer durchsucht hatte, nachdem er Jems Tod gemeldet hatte. Kein Wunder, dass nie Anzeige erstattet worden war.
      Fallón wurde verhaftet und verurteilt. Er war erst achtzehn Monate in Wormwood Scrubs, als ein Lebenslänglicher, der ihn erkannte, ihm mit einem spitz gefeilten Metallstück durchs Ohr stach. Karma. Nach mehr als fünf Jahren war es zwar kaum noch instant, aber Karma war es trotzdem. Jem hätte diese Parallele zu John Lennons Lied lustig gefunden.
      Banks drückte die Zigarette aus und wollte gerade ins Bad gehen, um sich die Zähne zu putzen, als das Telefon klingelte. Das Geräusch überraschte ihn. Er hoffte, dass es nicht Jenny war, die absagte. Nach Annies kühler Abfuhr hatte er sich angenehmen Phantasien bezüglich des bevorstehenden Essens hingegeben. Doch sobald er die Stimme hörte, wurde ihm klar, dass es deutlich Schlimmeres auf der Welt gab, als wenn Jenny anrief und das Essen absagte.
      »Banks, wie kommt es eigentlich«, knurrte Chief Constable Riddle, »dass Sie es schaffen, aus allem, was sie in die Hand nehmen, Bockmist zu machen?«
      »Sir?«
      »Sie haben mich verstanden.«
      »Sir, es ist Freitag und nach sechs ...«
      »Es ist mir scheißegal, wie viel Uhr es ist oder welcher Tag. Ich gebe Ihnen einen ganz einfachen Fall zu lösen. Nichts besonders Dringendes. Nichts besonders Anspruchsvolles. Aus reiner Herzensgüte. Und was passiert? Meine guten Absichten wenden sich gegen mich, das passiert.«
      »Sir, ich weiß nicht, wovon Sie

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