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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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einen kleinen, gepflasterten Hof zu einer Hintertür.
      »Wo parken Sie Ihr Auto?«, fragte Banks.
      Annie ließ die Schlüssel auf den Küchentisch fallen und lachte. »Ganz weit draußen. Also, es ist zwar winzig, hat keine tolle Aussicht und ist ziemlich dunkel. Aber wissen Sie was? Es ist billig und es gehört mir. Na ja, jedenfalls wenn ich die Hypothek abbezahlt habe. Sie sind doch bestimmt auch mal Sergeant gewesen, oder?«
      »Sogar Constable.« Banks erinnerte sich an die Anfangszeit, als sie alles Geld zusammenkratzen mussten, um zurechtzukommen, besonders als Tracy und Brian klein waren und Sandra über längere Zeit nicht zur Arbeit gehen konnte. Damals gab es noch keinen Mutterschutz. Jedenfalls nicht für Zahnarzthelferinnen. Selbst jetzt als Chief Inspector hatte er noch Schwierigkeiten, die Raten für das Cottage zu zahlen. Einrichten konnte er es nur, indem er zu kleinen Versteigerungen und Flohmärkten fuhr. In diesem Jahr gab es keinen Urlaub in Griechenland. »Wenigstens bekommt ihr die Überstunden bezahlt«, sagte er. »Wahrscheinlich haben Sie mehr in der Tüte als ich.«
      »In Harkside? Das soll wohl ein Witz sein.« Annie führte ihn durch das Wohnzimmer. Es war klein, aber gemütlich. Sie hatte es größtenteils in Weiß, Gelb und Creme eingerichtet, da von draußen nicht viel Licht hereinfiel. Das Zimmer machte einen luftigen, freundlichen Eindruck. Der Platz reichte gerade für eine kleine dreiteilige Couchgarnitur, wobei der Zweisitzer nur zwei äußerst dünnen Menschen Platz bot, dazu ein Fernseher, eine Minianlage und ein kleines Bücherregal unter dem Fenster. An den Wänden hingen mehrere kleine Aquarelle. Hauptsächlich Ansichten der Umgebung. Banks erkannte Semerwater, Aysgarth Falls und Richmond Castle. Dort hing auch das Ölporträt einer jungen Frau mit wallendem präraffaelitischem Haar und lachenden Augen.
      »Wer hat die gemalt?«, erkundigte er sich.
      »Ich. Die meisten wenigstens.«
      »Die sind sehr gut.«
      Annie wirkte beschämt. »Finde ich nicht. Eigentlich nicht. Ich meine, sie sind technisch in Ordnung, aber ...« Sie hob die Hand und warf das Haar nach hinten. »Egal, also, nach der Arbeit im Keller fühle ich mich so richtig schmierig. Ich gehe zuerst nach oben und dusche kurz, dann mache ich Abendessen. Es dauert nicht lange. Machen Sie es sich bequem. Wenn Ihnen zu warm ist, machen Sie das Fenster auf. Im Kühlschrank ist massenweise Bier. Bedienen Sie sich!« Sie ging nach oben. Banks hörte die Treppe knarren.
      Diese Frau ist ein Rätsel, dachte er. Ihr Chef, ein Chief Inspector, ist als Gast in ihrem Haus, doch ist das ihrem Verhalten nicht im Geringsten anzumerken. Sie verändert sich nicht, bleibt immer gleich, bei jedem, passt sich nicht den verschiedenen Rollen an, die Menschen so spielen. Er nahm an, sie würde sich Jimmy Riddle gegenüber genauso verhalten. Aber das Schwein würde sie bestimmt nicht zu sich nach Hause einladen, hoffte Banks. Er hörte die Dusche laufen. Obwohl das Haus klein war, war es nicht besonders alt - nicht so wie seins - es hatte ein Bad und eine Toilette im ersten Stock. Dennoch nahm er an, dass Annie die Dusche hatte einbauen lassen, sie war unter Garantie vorher nicht dringewesen.
      Zuerst tat er das, was er immer tat, wenn er in einem unbekannten Zimmer allein gelassen wurde: Er sah sich um. Er konnte nichts dagegen tun. Neugier war Teil seines Charakters. Zwar zog er keine Schubladen auf und las keine Post, höchstens wenn er dachte, er hätte es mit einem Kriminellen zu tun, aber er warf gern einen Blick auf Bücher, Musikauswahl und die allgemeine Lage der Dinge.
      Annies Wohnzimmer war ziemlich spartanisch eingerichtet. Zwar besaß sie Bücher und CDs, aber von beidem nicht sonderlich viel. Er hatte den Eindruck, dass sie vielleicht irgendwann einmal ihr Hab und Gut hatte einschränken müssen, so dass nur das ihr Wichtige übrig geblieben war. Es schien nichts Wertloses zu geben. Anders als bei seiner CD-Sammlung, wo sich die Fehlkäufe neben den versteckten Juwelen stapelten. Scheiben, die er sich nie anhörte, teilten sich den Platz mit anderen, die fast schon nicht mehr abzuspielen waren.
      Zuerst bückte er sich und prüfte die CD-Titel im Schrank unter der Anlage. Eine seltsame Zusammenstellung: Gregorianische Gesänge, Don Cherrys Eternal Now und verschiedene Scheiben mit Ambient-Musik von Brian Eno. Außerdem hatte sie eine umfangreiche Blues-Sammlung, von Mississippi John

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