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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Hurt bis John Mayall. Daneben standen ein paar Pop- und Folkscheiben: The Wrecking Ball von Emmy-lou Harris, Kate und Anna McGarrigle, einiges von k.d. lang.
      Die Bücher kreisten hauptsächlich um östliche Philosophie; es war eine richtige Schatztruhe der sechziger Jahre, obwohl Annie eine Frau der Neunziger war. Banks erinnerte sich an einige der Bücher. Zum ersten Mal hatte er sie bei Jem gesehen, damals in Notting Hill, er hatte sich sogar einige bei ihm ausgeliehen und gelesen: Auf dem Weg zum Herzeh von Baba Ram Dass, Begegnungen mit bemerkenswerten Menschen von Gurdijeff, dazu Ouspensky, Carlos Castaneda, Thomas Merton, Alan Watts und die blauen Taschenbücher von Pelican über Yoga, Zen und Meditation.
      Sie hier wieder zu sehen, erinnerte ihn an das schwach von Kerzen beleuchtete Zimmer mit den in einem zarten Butterton gestrichenen Wänden und den Jasminräucherstäbchen, an das erste Mal, als er Hasch geraucht hatte, an Alice's Restaurant von Arlo Guthrie auf dem Plattenteller, an ernste, nächtelange Diskussionen über Marx und Marcuse, über die Veränderung des Systems, über Liebe und Revolution, bei denen Banks meistens den Geradlinigen, den Advocatus Diaboli gespielt hatte. Er erinnerte sich an den zarten, sanftmütigen Jem mit seinem stets umschatteten hageren Gesicht, dem dunklen Haar, das ihm bis auf die schmalen Schultern fiel, an seine weiche, raue Stimme und seine Weigerung, die Mäuse zu töten, die manchmal direkt vor ihren Augen quer durchs Zimmer marschierten. An seine Plattensammlung: Rainbow Bridge, Bitches Brew, Live Dead, Joy of a Toy.
      Seltsame Zeiten. Vergangene Zeiten.
      Damals hatte Banks die Hälfte seiner Zeit mit dem Studium von Industriepsychologie und Rechnungswesen verbracht, die andere Hälfte damit, Miles Davis, Jimi Hendrix, Roland Kirk und The Soft Machine zu hören. Der eine Weg führte in die Sicherheit und entsprach den Vorstellungen seiner Eltern; der andere führte in Unsicherheit und - Gott weiß, wohin. In Armut und Drogenabhängigkeit. Kaum zu glauben, dass es mal eine Zeit gegeben hatte, als alles auf des Messers Schneide stand, als er sich für das eine wie für das andere hätte entscheiden können.
      Dann starb Jem, und Banks ging zur Polizei, die dritte Möglichkeit, die er vorher nie in Erwägung gezogen hatte, nicht einmal in seinen kühnsten Träumen.
      Das Wasser wurde abgedreht und wenig später hörte Banks das Summen eines Föns. Er schüttelte die Erinnerungen ab, die wie Spinnweben an seinem Hirn zu kleben schienen, und schlenderte in die Küche. Wie das Wohnzimmer war sie hell eingerichtet, fast überall weiße Fliesen, nur um den Arbeitsbereich herum braun abgesetzt. Abgesehen von dem kleinen Herd, dem Kühlschrank, der Spüle und der Arbeitsfläche stand dort nur ein Esstisch. Daran konnte man bequem zu viert sitzen.
      Banks öffnete den Kühlschrank und holte eine Flasche Black Sheep heraus. Er fand den Flaschenöffner in einer der Schubladen und ein Bierglas im Schrank. Vorsichtig goss er das Bier ein, so dass sich nur ein klein wenig Schaum bildete. Dann trank er einen Schluck und ging zurück ins Wohnzimmer. Der Fön wurde ausgeschaltet, er hörte Annie oben herumlaufen. Er holte Eternal Now aus ihrer Hülle und legte sie in den CD-Spieler. Von Don Cherry hatte er schon gehört, einem Jazz-Trompeter, der früher mit Ornette Coleman gespielt hatte, aber er kannte dessen Musik nicht genauer.
      Die Musik begann mit geklimperten Akkorden auf seltsam gestimmten Instrumenten, dann kam ein tiefes, widerhallendes, flötenähnliches Instrument hinzu. Banks stellte leiser, nahm das Büchlein aus der Hülle und setzte sich zum Lesen hin, wartete auf Annie, verlor sich in der ungewöhnlichen Kombination von hölzernen Saxophonen, indischem Harmonium und polynesischen Gamelans.
      Vor dem Ende des ersten Stücks schwebte Annie in einer warmen, frisch geschrubbten Wolke ins Zimmer.
      »Hätte nie gedacht, dass Sie Don Cherry mögen«, sagte sie mit einem spöttischen Grinsen.
      »Das Leben ist voller Überraschungen. Gefällt mir.«
      »Ich dachte, Sie wären ein Opernfan?«
      »Ah, Sie haben sich ein bisschen umgehört, wie?«
      »Was man sich so auf der Dienststelle erzählt. Ich mach jetzt das Essen, in Ordnung?«
      Banks lächelte. »Nichts dagegen.«
      Sie verschwand in der Küche. »Sie können mir Gesellschaft leisten«, rief sie über die Schulter.
      Banks legte die CD-Hülle zurück ins Regal und

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