Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson

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Manchmal gingen die beiden am Wochenende zu Versteigerungen, kauften ein altes Sideboard oder einen Kleiderschrank hier, eine Kommode da, und so richteten sie ihr Haus nach und nach geschmackvoll, wenn auch nicht übermäßig elegant ein. Sie machten Bridge Cottage zu ihrem Heim.
      Glorias ganzer Stolz war die Musiktruhe, die sie den Coopers abgekauft hatten, nachdem ihr Sohn John kurz vor Weihnachten beim Untergang der Prince of Wales ums Leben gekommen war. Sie war Johns ganzer Stolz gewesen, und seine Eltern konnten sie nicht im Haus herumstehen sehen, nachdem er nicht mehr da war.
      Gloria löste ihr Versprechen ein, mir Tanzstunden zu geben. So verbrachte ich jedes Wochenende eine gute Stunde im Bridge Cottage, während Matthew nach dem Essen die Zeitung las. Es war ein komisches Gefühl, wenn sie die Arme um mich legte. Ihr Körper fühlte sich weich an und ich konnte ihr Parfüm riechen, Evening in Paris. Sie war eine gute Lehrerin, doch weil sie so viel kleiner war als ich, war es anfangs schwierig, wenn sie mich führte. Bald hatte ich mich daran gewöhnt. Außerdem war ich eine gute Schülerin. Im Laufe der nächsten Wochen lernte ich Walzer, Quickstep und Foxtrott. Schließlich erprobte ich mein Können beim Tanz zur Guy Fawks Night im Mechanics Institute in Harkside. Zwar durften wir während des Krieges keine Freudenfeuer entzünden, aber wir ließen es uns nicht nehmen, den Tag zu feiern. Ich tanzte jedenfalls sehr gut und das gab meinem Selbstvertrauen einen Schub.
      Weihnachten hatte Matthew seine Grundausbildung fast abgeschlossen; von einer Abkommandierung war die Rede. Ich fragte ihn, ob er ein Offizierspatent bekommen würde, aber er rechnete nicht damit. Er war zu einem Vorstellungsgespräch gegangen und hatte sich darüber geärgert, dass der Ausschuss wissen wollte, womit seine Eltern ihr Geld verdienten und wie oft er im Dorf mit auf die Jagd reiten würde. Er meinte, es bestünde nicht viel Hoffnung, dass der Sohn eines Ladenbesitzers zum Offizier ernannt würde.
      Ebenfalls zu Weihnachten, auf einer Feier von Gloria und Matthew, bekam ich zum ersten Mal eine vage Ahnung von Glorias wirklichen Problemen mit Männern.

    ***

    Annies Haus entpuppte sich als gedrungenes, schmales Landhaus mitten in einem Labyrinth. Banks ließ sein Auto an der Dorfwiese stehen und lief durch unzählige enge, krumme Straßen, Gassen und Hinterhöfe, in denen in der Abendsonne Wäsche an der Leine hing, Kinder spielten und Hunde hinter stabilen Toren bellten, dass er innerhalb weniger Minuten die Orientierung verloren hatte.
      »Warum geht mir die ganze Zeit durch den Kopf, dass ich besser einen Faden am Black Swan befestigt hätte?«, fragte er, als er ihr durch einen Gang folgte, der so schmal war, dass sie hintereinander gehen mussten.
      Annie warf einen Blick über die Schulter und grinste. »Wie Theseus, meinen Sie? Hoffentlich glauben Sie nicht, dass ich der Minotaurus bin, nur weil ich in der Mitte dieses Labyrinths wohne.«
      Banks' Kenntnisse in Mythologie waren ein wenig eingerostet, aber er wusste noch, wie sehr ihn eine antike Vase beeindruckt hatte, die er auf einem Schulausflug im British Museum gesehen hatte. Sie zeigte Ariadne vor dem Labyrinth mit einem Faden in der Hand und Theseus in der Mitte, der den Minotaurus tötete.
      Er hatte sich sogar die Überreste des Labyrinths beim Palast von Knossos auf Kreta in Begleitung eines peniblen Fremdenführers angesehen, der an einer schlimmen Synonymitis litt. Sandra und er hatten Mühe gehabt, ihr Kichern zu unterdrücken. »Und dies ist der Thron von König Minos, der Platz seiner Majestät, sein königlicher Sitz ... Und sie trugen ihre Leiche zu diesem Hügel, dieser Böschung, der Erhebung, dem Berg.« Er erinnerte sich an die Olivenbäume mit ihren silbergrünen Blättern und die Orangenbäume an der Straße nach Heraklion.
      Aber jetzt war nicht der Moment, an Sandra zu denken.
      Ihm lag auf der Zunge zu sagen, dass er in Annie eher Ariadne sähe, da sie ja offenbar die einzige wäre, die ihn wieder herausbringen könne, aber dann verkniff er es sich. In Anbetracht dessen, was sich auf Naxos zwischen Theseus und Ariadne ereignete, schien ihm das keine besonders gute Idee zu sein.
      Er folgte Annie tiefer ins Labyrinth.
      Sie klimperte mit den Schlüsseln in ihrer Hand. »Wir sind sofort da«, sagte sie und sah sich nach ihm um. Dann öffnete sie ein hohes Holztor in einer Steinmauer und führte ihn über