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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Kinder kamen mir komisch vor. Die mit den Müttern und Vätern.«
      »Wurden Sie in der Schule oft geärgert?«
      »Gequält. Manche Leute dort waren sehr intolerant. Die meinten, wir veranstalteten jede Nacht Orgien, nähmen Drogen, beteten den Teufel an, das Übliche. Es war zwar immer ein bisschen was zu rauchen da, aber ansonsten hätten sie nicht schiefer liegen können. Es gab ein paar Ausgeflippte - so eine freie, experimentelle Lebensweise zieht immer ein paar labile Typen an - aber im Großen und Ganzen war es eine ziemlich schöne Umgebung zum Aufwachsen. Und in Kunst bekam ich natürlich super Unterricht - nicht wie in der Schule.«
      »Warum sind Sie zur Polizei gegangen?«
      »Der Dorfbobby hat mich entjungfert.«
      »Im Ernst'!«
      Annie lachte und goss Wein nach. »Ja. Wirklich. Er hieß Rob. Er kam bei uns vorbei, weil er jemanden suchte, der untergetaucht war, einen von diesen unerwünschten Gästen. Er sah gut aus. Ich war siebzehn. Er nahm mich wahr. Es schien mir eine angemessene Form der Rebellion zu sein.«
      »Gegen Ihre Elt... Ihren Vater?«
      »Gegen alle. Oh, nicht dass Sie mich falsch verstehen: Ich hasste sie nicht oder so. Ich hatte damals nur einfach genug von diesem Lebensstil. Es waren ständig so viele Leute da, man konnte sich nicht zurückziehen. So viel Gerede, so wenig Taten. Nie hatte man mal seine Ruhe. Deshalb ist sie mir jetzt so wichtig. Ich meine, wie oft kann sich ein Erwachsener >White Rabbit< anhören?«
      Banks lachte. »Das geht mir genauso bei >Nessun Dorma<.«
      »Naja, Rob war solide, zuverlässig und glaubte stärker an sich und seine Ideale.«
      »Wirklich?«
      »Ja. Wir waren zusammen, bis ich nach Exeter auf die Uni ging. Ungefähr ein Jahr später tauchte er dann als Constable in Exeter auf. Er stellte mich ein paar von seinen Freunden vor und wir waren wieder so locker zusammen. Ich schätze, sie fanden mich ein wenig seltsam. Schließlich hatte ich nicht das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Ich stand noch immer hinter vielen Überzeugungen meines Vaters, beschäftigte mich damals quasi als einzige mit Yoga und Meditation. So richtig passte ich nirgendwohin. Keine Ahnung warum, aber zur Polizei zu gehen klang aufregend. Anders. Wenn man's mal genau nimmt, sind die meisten Berufe stinklangweilig. Erst hatte ich vor, Lehrerin zu werden, aber dann überlegte ich's mir anders und ging zur Polizei. War eine spontane Entscheidung, das gebe ich zu.«
      Banks wollte sie fragen, warum sie in so einem verschlafenen Nest wie Harkside gelandet war, aber er spürte, dass es nicht der richtige Augenblick war. Er konnte aber eine allgemeinere Frage stellen und abwarten, ob sie bereit war, darauf einzugehen. »Und was denken Sie heute?«
      »Es ist hart für eine Frau. Aber es kommt darauf an, was man daraus macht. Ich bin Feministin, aber eine von der Sorte, die die Sache voranbringen will, anstatt sich darüber zu beklagen, was an unserem System nicht stimmt. Vielleicht hab ich das von meinem Vater. Er geht seinen eigenen Weg. Na ja, Sie wissen ja, wie das ist, wie wenig aufregend es die meiste Zeit ist. Und wie stinklangweilig das sein kann.«
      »Stimmt. Was wurde aus Rob?«
      »Er wurde drei Jahre später bei einer bewaffneten Drogenrazzia getötet. Der arme Kerl. Seine Pistole hatte Ladehemmung.«
      »Das tut mir Leid.«
      Annie legte sich die Hand auf die Stirn und fächerte sich frische Luft zu. »Oh, ist mir heiß. Da bin ich hier am Erzählen ... Hab schon ewig lange nicht mehr so mit jemandem geredet.«
      »Ich hätte nichts gegen eine Zigarette. Möchten Sie sich mit mir vor die Tür stellen? Sich etwas abkühlen, wenn das denn geht?«
      »Gut.«
      Sie traten in den Hinterhof. Es war eine warme Nacht, obwohl eine leichte Brise die Luft bewegte. Annie stand neben ihm. Er konnte ihren Duft riechen. Er zündete eine Zigarette an, zog daran und blies eine Wolke dunklen Rauch aus.
      »Das ist ja wie Zähne ziehen«, meinte er, »bis Sie mal über Ihr Privatleben reden.«
      »Ich mach das nicht oft. Da bin ich in vielerlei Hinsicht wie Sie.«
      »Wie meinen Sie das?«
      »Na, was haben Sie mir über Ihre Vergangenheit erzählt?«
      »Was wollen Sie denn wissen?«
      »Das meine ich nicht. Sie kämen nur nicht auf die Idee, anderen von sich zu erzählen, andere an sich heranzulassen, oder? Das ist nicht Ihre Art. Sie sind ein Einzelgänger, wie ich. Ich meine nicht nur jetzt, weil Sie

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