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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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zu wollen, sondern warfen ihre Bomben auf Städte von großer architektonischer Schönheit wie Bath, Norwich und York. Damit kamen sie uns schon ziemlich nahe.
      Ich erinnere mich noch an den schlimmsten Angriff auf das nur fünfzig Kilometer entfernte Leeds, ungefähr einen Monat vor Glorias Ankunft. Matthew und ich fuhren am nächsten Tag mit dem Zug in die Stadt, um die Schäden zu begutachten. Das City Museum an der Ecke von Park Row und Bond Street hatte einen Treffer kassiert, so dass die ganzen ausgestopften Löwen und Tiger, die uns als Kinder immer so erschreckt hatten, in den Oberleitungen der Straßenbahnen hingen, als hätte ein verrückt gewordenes Karussell seine Tiere durch die Gegend geschleudert. Ich wollte mir auch den Schaden in York ansehen, aber Mrs. Shipley, die Stationsvorsteherin, sagte mir, der Bahnhof von York sei ebenfalls bombardiert worden, man dürfe nicht mit dem Zug hineinfahren. Immerhin konnte sie mir versichern, dass die Kathedrale nicht zerstört worden sei.
      Der Frühling war erbärmlich, obwohl wir den sonnigsten April seit vierzig Jahren hatten. Ab und zu wurden wieder Waren knapp. Wochenlang verschwanden Artikel einfach aus den Regalen. In einer Woche war einfach kein Fisch aufzutreiben, nicht für Geld und gute Worte; in der nächsten fehlte Geflügel. Im Februar wurde Seife auf sechzehn Unzen alle vier Wochen rationiert; das Benzin für Privatleute wurde im März vollständig gestrichen, also war auch Schluss mit den Spazierfahrten. Uns gelang es, ein klein wenig Benzin aufzusparen, damit wir mit dem Lieferwagen zu den Großhändlern einkaufen fahren konnten.
      Ich verfolgte die Nachrichten nun viel sorgfältiger als zuvor, verschlang alle Zeitungen, von der Times über den News Chronicle bis zum Daily Mirror, sobald sie mit dem ersten Zug geliefert wurden. Ich schnitt Artikel aus und klebte sie in ein Sammelalbum, zog mit dem Finger im Atlas stundenlang gewundene Flussläufe und zackige Küstenlinien nach. Doch auch so konnte ich mir nie ein richtiges Bild davon machen, wie das Leben für Matthew dort war. Durch die Lektüre von Rudyard Kipling und Somerset Maugham hatte ich gewisse Vorstellungen, aber das war auch alles.
      Ich schrieb ihm jeden Tag, wahrscheinlich öfter als Gloria. Sie war nie groß im Briefeschreiben. Matthew antwortete nicht besonders oft, aber wenn, versicherte er uns immer, es ginge ihm gut. Meistens beschwerte er sich über den Monsun und die feuchte Dschungelhitze, die Insekten und das fürchterliche Gelände. Nie sprach er direkt übers Kämpfen und Töten, so dass wir lange Zeit nicht einmal wussten, ob er an einer Schlacht beteiligt gewesen war. Einmal jedoch schrieb er, die Langeweile sei der größte Feind: »Gähnende Langeweile wird nur hin und wieder von einem kurzen Scharmützel abgelöst«, so drückte er sich aus. Irgendwie hatte ich so eine Ahnung, dass diese »kurzen Scharmützel« wesentlich gefährlicher und schrecklicher waren als die Langeweile.
      Mit der Zeit gewöhnten wir uns an Matthews Abwesenheit und erfreuten uns, so gut es ging, an seinen Briefen. Gloria las mir Teile aus seinen vor (wobei sie den peinlichen Turteltäubchen-Kram zweifelsohne wegließ) und ich zeigte ihr seine Briefe an mich. Manchmal merkte ich, dass sie eifersüchtig war, weil er mir eher von Gedanken, Büchern und Philosophie schrieb, ihr hingegen größtenteils Alltägliches wie Essen, Mücken und Blasen.
      Im September kam Stolz und Vorurteil mit Laurence Olivier und Greer Garson endlich ins Lyceum. Der alte Granville hatte Gloria gerade einen Zahn gezogen, nachdem sie mehrere Tage lang Zahnschmerzen gehabt hatte. Ich sagte ihr, ich hielte seine Preise, die er für so einen Murks nahm, für verboten, aber sie gab zurück, Brenchley in Harkside, ein berüchtigter Schlachter, sei noch teurer. Wie immer richtete Granville mehr Schaden an als zu helfen; der zerrissene Gaumen der armen Gloria blutete über einen Tag lang. Als sie sich langsam ein wenig besser fühlte, überredete ich sie, mit mir ins Kino zu gehen. Wie sich herausstellte, mochte sie den Film sogar. Es hätte mich nicht wundern sollen. Es war nicht ganz die spitzzüngige, ironische Jane Austen, die ich aus den Büchern kannte, sondern weitaus romantischer. Dennoch stellte es eine nette Abwechslung zu all den albernen Komödien und Musicals dar, in die sie mich in letzter Zeit geschleppt hatte.
      Die doppelte Sommerzeit erleichterte es uns, im Dunkeln den Weg durch die

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