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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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noch nicht. Vielleicht schon.«
      »Wer war es? Wissen Sie das? Das Skelett?«
      »Eine junge Frau.«
      Adam dachte schweigend darüber nach. »War sie schön?«
      »Ich glaube schon.«
      »Hat sie lange da gelegen?«
      »Seit dem Krieg.«
      »Wurde sie von den Deutschen ermordet?«
      »Das glauben wir nicht. Wir wissen noch nicht, wer sie umgebracht hat.« Er hielt ihm die Hand mit dem Knopf hin. »Er könnte uns helfen, das herauszufinden. Du könntest uns dabei helfen.«
      »Aber wer das getan hat, ist doch jetzt schon tot, oder?«
      »Wahrscheinlich«, bestätigte Banks.
      »Mein Opa ist im Krieg gestorben.«
      »Das tut mir Leid, Adam.« Banks erhob sich. »Du kannst jetzt mit runterkommen, wenn du willst. Es tut dir keiner was.«
      »Aber meine Mum ...«
      »Sie war nur durcheinander, mehr nicht.« Banks hielt auf der Schwelle inne. »Als ich in deinem Alter war, hab ich einmal bei Woolworth einen Ring geklaut. War nur ein Plastikring, nicht viel wert, aber ich wurde geschnappt.« Banks kam es vor, als wäre es gestern gewesen: der Geruch von Zigarettenrauch im Atem der Kaufhausdetektive; ihre imposante Größe in dem vollgestopften, spitz zulaufenden Büro, das sich unter der Rolltreppe befand; die grobe Art, mit der sie ihn behandelten, und seine Angst, dass sie ihn zusammenschlagen oder anderweitig belästigen würden und dass alle denken würden, er hätte es verdient, weil er ein Dieb war. Alles für einen Plastikring. Eigentlich noch nicht einmal das. Nur zum Angeben.
      »Und was passierte dann?«, fragte Adam.
      »Ich musste ihnen meinen Namen und meine Adresse sagen und meine Mutter musste hingehen und mit ihnen sprechen. Einen Monat lang bekam ich kein Taschengeld und durfte nicht zum Spielen raus.« Er war unsanft durchsucht worden, alles hatten sie ihm aus den Taschen gezogen: Schnur, Taschenmesser, Cricketkarten, Bleistiftstummel, Bonbon, Busfahrkarte für den Rückweg und seine Zigaretten. Deshalb hatte ihm seine Mutter kein Taschengeld mehr gegeben: Weil die Kaufhausdetektive von Woolworth ihr von den Zigaretten erzählt hatten. Die sie zweifellos selbst geraucht hatten. Das war ihm immer ungerecht vorgekommen, die Zigaretten hatten doch nichts damit zu tun gehabt. Ihn zu bestrafen, weil er den Ring gestohlen hatte, ja, aber die Zigaretten hätten sie ihm lassen können. Im Laufe der folgenden Jahre war er natürlich auf weitere Beispiele für die Ungerechtigkeit des Lebens gestoßen, nicht wenige davon hatte er selbst begangen. Er musste zugeben, dass es Fälle gegeben hatte, wo er jemanden wegen eines Verstoßes gegen die Straßenverkehrsordnung festgenommen hatte, in dessen Taschen er außerdem ein paar Gramm Koks oder Hasch gefunden und das auf dem Anzeigenformular vermerkt hatte.
      »Egal«, fuhr er fort, »ich hab lange dafür gebraucht, bis ich herausbekam, warum sie sich über so was Unwichtiges wie einen Plastikring so aufregte.«
      »Und warum?«
      »Weil sie sich schämte. Sie fühlte sich gedemütigt, weil sie dahin gehen und sich von diesen Männern anhören musste, ihr Sohn sei ein Dieb. Weil sie sich gefallen lassen musste, dass sie herablassend mit ihr sprachen, als sei es ihre Schuld, und weil sie noch dankbar sein musste, dass sie nicht die Polizei riefen. Es war unwichtig, dass ich nichts Schlimmes getan hatte. Sie schämte sich, dass ihr Sohn so etwas getan hatte. Sie machte sich Sorgen, es könne bedeuten, dass ich auf die schiefe Bahn gerate.«
      »Aber Sie sind ein Bulle, kein Dieb.«
      Banks lächelte. »Ja, ich bin ein Bulle. Und jetzt komm mit nach unten, dann werden wir sehen, ob wir deine Mutter ein bisschen milder stimmen können als meine damals.«
      Adam zögerte, aber schließlich sprang er aus dem Bett. Banks trat zur Seite und ließ ihn die schmale Treppe zuerst hinuntergehen.
      Adams Mutter machte in der Küche Tee, Annie lehnte an der Theke und sprach mit ihr.
      »Aha, du kommst also wieder zu uns, du kleiner Teufel, ja?«, sagte Mrs. Kelly.
      »'tschuldigung, Mum.«
      Sie raufte ihm durchs Haar. »Ist schon in Ordnung. Mach so was bloß nicht noch mal.«
      »Kann ich eine Cola?«
      »Ist im Kühlschrank.«
      Adam ging zum Kühlschrank, und Banks zwinkerte ihm zu. Adam errötete und grinste.
     
     

* 8
     
    Vivian Elmsley machte es sich zu den Abendnachrichten mit einem Gin Tonic bequem. Seitdem sie von ihren Erinnerungen gequält wurde, trank sie häufiger, hatte sie

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