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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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festgestellt. Obwohl sie über eine eiserne Disziplin verfügte und das ihre einzige Schwäche war, der sie nur am Ende des Tages frönte, betrachtete sie es doch als ein beunruhigendes Zeichen.
      Die Nachrichten zu sehen, war inzwischen eine Art grausamer Pflicht, eine morbide Faszination, geworden. Doch was sie an diesem Abend zu Gesicht bekam, erschütterte sie bis ins Mark.
      Gegen Ende der Sendung, nachdem die wichtigsten weltweiten Nachrichten und Regierungsskandale abgehandelt worden waren, erschien plötzlich ein bekanntes Bild. Eine junge blonde Frau hatte ein Mikrophon in der Hand. Sie stand in Hobb's End, wo die Beamten der Spurensicherung noch immer in weißen Overalls und Gummistiefeln in den Ruinen herumwühlten.
      »Eine Geschichte aus dem Norden Englands, über die wir bereits berichteten«, begann die Reporterin, »hat heute eine neue, bizarre Wendung genommen. Nach der Untersuchung von Knochenfunden, die ein ortsansässiges Schulkind entdeckt hatte, ist sich die Polizei der Identität des Opfers ziemlich sicher. Vor knapp einer Stunde sprach unsere Redaktion Nord mit Detective Chief Inspector Alan Banks, der die Untersuchungen leitet.«
      Jetzt war ein Fernsehstudio zu sehen, die Kamera ruhte auf einem schlanken, dunkelhaarigen Mann mit durchdringenden blauen Augen.
      »Können Sie uns sagen, wie Sie zu diesem Schluss kamen?«, fragte die Journalistin.
      »Ja.« Banks blickte beim Sprechen direkt in die Kamera, registrierte Vivian, er ließ die Augen nicht nach links oder rechts schweifen, wie es so viele Amateure bei ihrem ersten Auftritt taten. Er war nicht zum ersten Mal im Fernsehen. »Als wir die Personen überprüften, die während des Zweiten Weltkriegs in dem Cottage wohnten«, begann er, »stellten wir fest, dass der Name einer Frau, sie heißt Gloria Shackleton, nach 1945 in keinen Unterlagen mehr auftaucht.«
      »Und das fanden Sie auffällig?«
      Der Kommissar lächelte. »Sicher. Dafür kann es natürlich verschiedene Gründe geben, wir prüfen auch noch andere Möglichkeiten, aber wir müssen ebenfalls in Betracht ziehen, dass sie nicht mehr erwähnt wird, weil sie tot war.«
      »Wie lange befanden sich die Überreste der Frau unter der Erde?«
      »Das kann man nicht präzise sagen, aber wir schätzen, seit Anfang oder Mitte der vierziger Jahre.«
      »Das ist eine lange Zeit, nicht wahr?«
      »Allerdings.«
      »Verblassen da nicht die Spuren?«
      »Auf jeden Fall. Aber ich bin sehr zufrieden mit dem bisherigen Fortgang der Ermittlungen, und ich bin zuversichtlich, dass wir noch mehr herausfinden. Die sterblichen Überreste wurden erst am vergangenen Mittwoch entdeckt, und nach weniger als einer Woche können wir schon ziemlich sicher sagen, um wen es sich bei dem Opfer handelt. Für so einen Fall läuft das gar nicht schlecht, würde ich behaupten.«
      »Und wie sieht Ihr nächster Schritt aus?«
      »Den Täter finden.«
      »Auch wenn er oder sie eventuell nicht mehr lebt?«
      »Bevor das nicht klar ist, haben wir es mit einem ungelösten Mordfall zu tun. Wie man in Amerika sagt, Mord verjährt nicht.«
      »Können unsere Zuschauer irgendwie behilflich sein?«
      »Allerdings.« Banks rutschte auf dem Stuhl herum. Dann wurde der Bildschirm von Kopf und Schultern einer Frau gefüllt. Das war doch nicht möglich! Aber auch wenn keine fotografisch exakte Ähnlichkeit bestand, gab es keinen Zweifel, um wen es sich handelte: Gloria.
      Vivian schnappte nach Luft und griff sich ans Herz.
      Gloria.
      Nach all den Jahren.
      Es sah aus wie ein Bildausschnitt. Dem Neigungswinkel des Kopfes nach zu urteilen, vermutete Vivian, dass Gloria liegend als Modell posiert hatte. Wem? Michael Stanhope? Es konnte durchaus sein Stil sein. Weiterhin war Banks' Stimme zu hören: »Wenn jemand diese Frau kennt, die unseres Wissens nach zwischen 1921 und '41 in London und danach in Hobb's End lebte, wenn es noch Verwandte gibt, die etwas über sie wissen, möchte er oder sie sich bitte mit der Polizei von North Yorkshire in Verbindung setzen.« Er nannte eine Telefonnummer. »Es gibt immer noch sehr viel, das wir nicht wissen«, fuhr er fort, »und da diese Ereignisse so lange zurückliegen, ist es für uns umso schwieriger.«
      Vivian stellte den Ton ab. Sie sah nur noch Glorias Gesicht: Stanhopes Vision von Glorias Gesicht, diese geschickte Mischung aus Naivität und Laszivität, dieses einladende Lächeln mit seinem Versprechen geheimer

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