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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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gut«, fuhr Gloria unerschrocken fort, »erzählen Sie mir, was am Irridaddy passiert ist, oder wie das da heißt. Ich meine, falls es nicht der Geheimhaltung unterliegt.«
      Arthur Winchester rümpfte die Nase und gewährte uns ein schmales Lächeln. »Irrawaddy. Das war vor sechs Monaten, unterliegt also kaum noch der Geheimhaltung«, sagte er. Dann hielt er inne, trank noch einen Schluck Tee und rieb mit seinem Handrücken an der Unterkante seines Schnauzers entlang. Ich blickte aus dem Fenster und sah den Regen dagegenprasseln, er verzerrte die Umrisse der Menschen, die auf der Victoria Street vorbeiliefen.
      »Wie Sie wahrscheinlich wissen«, fuhr er fort, »liegt Burma zwischen Indien und China, und es wäre von unschätzbarem Wert, wenn unsere Streitkräfte die Burma-Straße wieder öffnen könnten, damit ihnen der Weg nach China frei steht, was dann als Ausgangspunkt für Operationen gegen Japan genutzt werden könnte. Das ist allgemein bekannt, wie ich schon sagte.«
      »Mir nicht.« Gloria zündete sich eine Zigarette an. »Und weiter?«, drängte sie ihn und atmete den Qualm aus.
      Arthur Winchester räusperte sich. »Einfach ausgedrückt: Seit Burma gefallen ist, versuchen wir, es zurückzuerobern. Eine der Offensiven zu diesem Zweck war die Operation Chindit, mit der im Februar begonnen wurde. Sie setzte östlich des Irrawaddy, eines Flusses in Zentralburma, ein. Als wir dort standen, lancierten die Japaner einen Großangriff an der Arakan-Front, so dass sich die Briten zurückziehen mussten. Können Sie mir folgen?«
      Wir nickten beide.
      »Gut.« Arthur Winchester trank seinen Tee aus. »Also, die Chindits gerieten hinter die feindlichen Linien, wurden abgeschnitten, so dass sie sich nicht mehr geordnet zurückziehen konnten.« Er sah Gloria an. »Das ist zweifelsohne der Grund, warum Ihnen niemand Genaueres über Ihren Mann sagen konnte. Er ist Ingenieur, sagten Sie?«
      »Ja.«
      »Hmm.«
      »Was geschah dann?«
      »Dann? Nun, die Chindits litten große Not. Sehr große Not. Kurz darauf erhielten sie den Befehl, Burma zu verlassen.«
      »Aber wir versuchen immer noch, Burma zurückzuerobern?«
      »Oh ja. Es ist von großer strategischer Bedeutung.«
      »Also besteht noch Hoffnung?«
      »Hoffnung worauf?«
      »Dass Matthew noch gefunden wird. Wenn die Briten Burma zurückerobern.«
      Arthur Winchester blickte aus dem Fenster. »Ich möchte Ihnen keine Hoffnung machen, meine Liebe. Das kann noch sehr lange dauern.«
      »Gab es schwere Verluste?«, fragte ich.
      Arthur Winchester starrte mich einen Moment an, als sähe er mich gar nicht. »Was? O ja. Schlimmer, als wir erwartet hatten.«
      »Woher wissen Sie das alles?«, fragte Gloria.
      Arthur Winchester neigte bescheiden den Kopf. »Sehr viel weiß ich leider nicht. Aber vor dem Krieg, also bevor ich für die Regierung arbeitete, war ich Geschichtslehrer. Der Ferne Osten hat mich immer interessiert.«
      »Also können Sie uns eigentlich nichts Genaues sagen?«, fragte Gloria.
      »Nun, mir kommt jeder Grund gelegen, um mit einer hübschen Dame Tee trinken zu können, wenn ich das sagen darf.«
      Wütend sprang Gloria auf und wollte hinausstürmen und sogar mich zurücklassen, doch Arthur Winchester lief rot an und hielt sie beschämt am Ärmel fest. »Es tut mir Leid, meine Liebe. Das war ungehörig. Ich wollte Sie wirklich nicht beleidigen. Das war nur ein Kompliment. Das war in keinster Weise als laszive Anspielung gemeint.«
      Falls Gloria nicht wusste, was lasziv bedeutete, so ließ sie sich nichts anmerken.
      Vorsichtig nahm sie wieder Platz, einen harten, argwöhnischen Ausdruck in den Augen, und fragte: »Können Sie uns überhaupt etwas sagen, Mr. Winchester?«
      »Ich kann Ihnen nur sagen, meine Liebe«, fuhr er feierlich fort, »dass viele der Verwundeten beim Rückzug hinter den feindlichen Linien zurückgelassen werden mussten. Man konnte sie einfach nicht transportieren. Man gab ihnen ein wenig Geld und natürlich eine Waffe, aber was aus ihnen wurde, kann ich nicht sagen.«
      Gloria war blass geworden. Ich merkte, dass ich den Stoff meines Kleides mit der Faust im Schoß zerknüllte, bis meine Fingerknöchel weiß wurden. »Wollen Sie damit sagen, dass das auch mit Matthew passiert ist?«, fragte ich, meine Stimme nicht mehr als ein Flüstern.
      »Ich will damit sagen, dass es möglicherweise so war, wenn Sie nur die Auskunft erhalten haben, er sei

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