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Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab

Titel: Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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dem die von den Supermärkten verwendeten unterschwelligen Strategien zur Kaufanregung beschrieben wurden. Das Licht, zum Beispiel, und die hypnotische Musik. Um diese Jahreszeit war das natürlich ausschließlich Weihnachtsmusik, aufgesetzt fröhlich und süßlich. Annie dachte manchmal, wenn sie noch einmal »fa-la-la-la-la« hören müsste, würde sie schreien. Die Hersteller benutzten auch bestimmte Farben für die Verpackungen, und da war noch was über leuchtende Dinge auf Augenhöhe gewesen, die einen verführten, sofort zuzugreifen. Sie konnte sich nicht mehr an alle Einzelheiten erinnern, aber das Buch hatte Eindruck auf sie gemacht, und sie fühlte sich immer manipuliert, wenn sie einen Supermarkt mit mehr verließ, als sie hatte kaufen wollen. Was sie ständig tat. Diesmal war es das Schokoladeneis. Es hatte weder auf Augenhöhe gelegen, noch war es die Farbe der Verpackung, die Annie angezogen hatte, aber obwohl es in der Tiefkühltruhe lag, schien es zu schreien: »Kauf mich! Kauf mich!«, und jetzt lag es in ihrem Einkaufskorb, während sie an der Kasse wartete.
      Wenn sie schon seit ein paar Monaten in Eastvale wäre, dachte sie, hätte sie Banks Angebot vielleicht angenommen. Aber es war einfach zu früh: zu bald nach ihrer Affäre, zu bald nach der Versetzung. Und um die Wahrheit zu sagen, traute sie sich selbst nicht so ganz, was ihn betraf. Ein oder zwei Drinks könnten ihre Hemmungen ein bisschen zu sehr lockern, wie es ihr fast passiert war, als sie zum letzten Mal ausgegangen waren. Und wo stände sie dann? Es war in  Ordnung gewesen, mit Banks zu schlafen, als sie noch in Harkside und er in Eastvale gearbeitet hatte, aber jetzt, wo sie auf demselben Revier arbeiteten, könnte es peinlich werden.
      Plötzlich sah Annie jemanden, den sie kannte, jemand, den sie nie wieder zu sehen erwartet hatte, nicht hier, nirgends. Und jemand, den sie nie wieder sehen wollte. Er ging auf die Weinabteilung zu. Offenbar hatte er sie nicht bemerkt. Was zum Teufel machte er hier? Annie merkte, wie ihre Haut klamm wurde und ihr Herz schneller schlug.
      »Das macht fünf Pfund und zweiundsiebzig Pence«, sagte die füllige, lächelnde Kassiererin. Annie fummelte in ihrem Geldbeutel, fand eine Fünf-Pfund-Note und vier Zwanzig-Pence-Stücke, die ihr prompt aus den zitternden Händen fielen. Sie hob sie auf und reichte sie der Frau.
      »Was ist los, Liebes? Sie sehen aus, als wäre Ihnen ein Geist begegnet.«
      »So was in der Art«, murmelte Annie, steckte den Geldbeutel weg und eilte mit ihren Einkäufen aus dem Laden. Sie riskierte einen raschen Blick über die Schulter. Er stand bei den Sonderangeboten und betrachtete Etiketten und Preise. Sie war sich immer noch sicher, dass er sie nicht gesehen hatte.
      Draußen auf der York Road atmete sie erst mal tief durch. Ihr Herz raste noch immer, und sie merkte, wie sie innerlich zitterte. Der Mann, den sie gesehen hatte, war Wayne Dalton, dessen war sie sich sicher. Detective Inspector Wayne Dalton. Einer der beiden Männer, die sie vor zwei Jahren festgehalten hatten, während der dritte sie vergewaltigte.
     
    Banks wusste, dass er Annie nicht aus einem Impuls heraus hätte fragen sollen, und hoffte, er hatte sie damit nicht endgültig verschreckt. Er wollte nicht den Eindruck erwecken, sie zu bedrängen, vor allem, wo sie jetzt zusammenarbeiteten und er, technisch gesehen, ihr Vorgesetzter war. Annie würde ihm zwar nie sexuelle Belästigung vorwerfen, aber ...
      Wie sich herausstellte, entwickelte sich sein Abend genau so, wie er es brauchte. Er machte sich ein Sandwich mit Käse und Zwiebeln zum Tee und aß es, während er in der Küche Zeitung las. Sein Sohn Brian rief gegen neun an, ganz aufgeregt wegen der CD. Banks fragte ihn, ob er je von Barry Clough gehört hätte. Hatte er nicht, aber er sagte, er würde seine Kollegen aus der Musikbranche fragen. Außerdem erinnerte er Banks daran, dass Punk schon ziemlich lang zurückläge, als ob Banks das nicht wüsste.
      Nach dem Lunch mit Emily Riddle hatte Banks ebenfalls das Bedürfnis, mit Tracy zu sprechen. Er brauchte das für sein inneres Gleichgewicht. Das über einstündige Gespräch mit Emily hatte seine Vorstellung von Teenagern ziemlich erschüttert. Er wollte sich die Bestätigung holen, dass sie nicht alle so waren, besonders seine eigene Tochter nicht.
      Aber trotz all der Verrücktheit und allem, was sie durchgemacht hatte, schien Emily einen kühlen Kopf bewahrt zu haben,

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