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Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab

Titel: Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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war, nicht zuletzt, weil" sie zu ihrer Freude feststellte, dass sie noch dazu fähig war. Das Ende hatte nichts mit ihrem Vergewaltigungserlebnis zu tun, war nur simple, altmodische Furcht vor einer Bindung, vor emotionaler Verstrickung, etwas, das schon immer ein Teil von ihr gewesen war.
      »Was zum Teufel machte Wayne Dalton in Eastvale? Das war es, was sie wissen wollte. Verfolgte er einen Fall? War er nach Eastvale versetzt worden? Sie glaubte nicht, dass sie mit ihm zusammenarbeiten konnte, nach allem, was passiert war. Als Letztes hatte sie gehört, dass er zur Metropolitan Police übergewechselt war. Er war doch wohl nicht auf der Suche nach ihr? Um sie zu quälen? Ja, sie hatte sich am nächsten Morgen bei ihrem Superintendent beschwert, aber es hatte keine Beweise gegeben, nur ihr Wort gegen das der drei anderen. Der Superintendent hatte gewusst, dass etwas vorgefallen war, und wusste ebenfalls, dass er es nicht auf seiner Wache breitgetreten haben wollte, vielen Dank! Also wurde Annie eilends in die Wüste geschickt, und die drei Männer wurden ermutigt, nach einem Klaps auf die Finger, sich nach eigenem Gutdünken versetzen zu lassen.
      Später, in der Badewanne, erinnerte sich Annie an das gerötete und verschwitzte Gesicht von Wayne Dalton, die kleinen roten Haare in seiner Nase, während er über ihr stand, sie fest hielt und darauf wartete, an die Reihe zu kommen. Was nicht geschehen war. Sie erinnerte sich, wie sie nach ihrer Flucht stundenlang durch die Straßen geirrt war, sich schließlich in ihre Badewanne gelegt hatte, genau wie jetzt, Radio gehört hatte, die Geräusche des normalen Lebens, und sich den Dreck vom Körper geschrubbt hatte. Was sie nicht hätte tun sollen. Wovon sie ihrerseits allen Vergewaltigungsopfern abriet. Aber es war viel leichter zu raten: »Tun Sie, was ich sage, nicht, was ich getan habe.« Damals hatte sie nicht nachgedacht, hatte nur fliehen wollen, eine Möglichkeit finden wollen, das Geschehene ungeschehen zu machen, zu einem Tag in der Zeit zurückzukehren, als es noch nicht passiert war. Töricht, vielleicht, dachte sie, aber vollkommen verständlich.
      Und sie lag immer noch in der Wanne, bei ihrem dritten Glas Wein, als um zwanzig nach elf das Telefon klingelte.
     
    Fünf vor zwölf hielt Banks, der mit weit überhöhtem Tempo gefahren war, auf dem Marktplatz neben dem Krankenwagen und lief zur Tür des Clubs. Rickerd hatte einen Streifenpolizisten als Wache an der Tür aufgestellt, wie Banks befriedigt bemerkte, und sogar blauweißes Polizeiband über den Eingang gespannt. Als Banks die Treppe hinunterging, stellte er ebenfalls befriedigt fest, dass die Musik abgeschaltet war und nur das Gemurmel der festgehaltenen Clubgäste, die grummelnd an den Tischen saßen, an sein Ohr drang.
      »Hier herüber, Sir.«
      Die einzige Lichtquelle waren die bunten Discolichter, die sich über der Tanzfläche drehten, unheimlich ohne die Begleitung von Musik und sich windender Körper. Banks konnte Rickerd und Jessup ausmachen, die an der Tür zur Damentoilette standen, zusammen mit den Sanitätern, zwei Uniformierten und einem jungen Mann. Bevor er sie erreichte, zupfte ihn jemand am Ärmel.
      »Entschuldigen Sie, haben Sie hier das Sagen?«
      »Sieht so aus«, sagte Banks. Der Sprecher, der Jeans und ein weißes Hemd trug, war vermutlich Anfang zwanzig, mager, hatte glänzende Augen und erweiterte Pupillen. Es war nicht besonders heiß in der Bar None, aber sein Gesicht war mit einem Schweißfilm bedeckt.
      »Warum hält man uns hier fest? Wir warten schon seit fast einer Stunde. Sie können uns nicht einfach festhalten.«
      »Soweit ich weiß, ist hier ein schweres Verbrechen verübt worden, Sir«, sagte Banks. »Bis wir uns einen Überblick verschafft haben, können wir leider keinem erlauben, das Lokal zu verlassen.« Er merkte, dass der Junge immer noch seinen Ärmel gepackt hielt, und machte sich frei.
      »Aber das ist ungeheuerlich. Ich will nach Hause.«
      Banks beugte sich vor, nahe genug, um das Bier und die Fisch und Chips im Atem des Jungen zu riechen. »Hör zu, Kleiner«, flüsterte er, »setz dich zu deinen Kumpels und halt den Mund. Noch ein Wort, und ich hetze die Drogenfahndung auf dich. Verstanden?«
      Der Junge sah aus, als wolle er weiter protestieren, überlegte es sich aber anders und schwankte zu dem Tisch zurück, an dem seine Freunde saßen. Banks ging zu Rickerd und Jes-sup. Einer der Sanitäter sah ihn an und

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