Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab
in der Stimme.
»Bisher leider nicht.« Banks wollte die Obduktion nicht erwähnen, obwohl Riddle klar sein musste, dass sie inzwischen durchgeführt worden war. Hoffentlich besaß der Chief Constable genug gesunden Menschenverstand, das nicht in Gegenwart seiner Frau anzusprechen.
»Bestätigte Todesursache?«, fragte er.
»Wie wir gedacht hatten.«
Rosalind fuhr sich mit der Hand an die Kehle. »Strychnin. Ich hab davon gelesen.«
Banks sah zu Riddle. »Sie haben ihr gesagt...«
»Rosalind weiß, dass sie mit niemandem über die Todesursache sprechen darf. Aber ich nehme nicht an, dass man es noch lange geheim halten kann?«
»Das bezweifle ich«, sagte Banks. »Nachdem jetzt die Obduktion durchgeführt wurde. Glendenning ist absolut verlässlich, doch es gibt immer jemanden, der die Katze aus dem Sack lässt. Mrs. Riddle«, fuhr er fort und rutschte an den Rand des Sessels, »ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen. Ich werde versuchen, es so schmerzlos wie möglich zu machen.«
»Ich verstehe. Jerry hat es mir erklärt.«
»Gut. Emily war seit etwa einem Monat aus London zurück. Hat sie Ihnen in dieser Zeit Grund zur Sorge gegeben ?«
»Nein«, erwiderte Rosalind. »Sie hat sich sogar äußerst gut benommen. Im Vergleich zu früher.«
»Das bedeutet?«
»Das bedeutet, Chief Inspector, dass sie die ganze Nacht wegblieb, wenn sie das wollte. Emily war schon immer ein willenSstarkes Kind, wie Sie sich sicher denken können, und schwer zu kontrollieren. Aber ich habe keine Anzeichen von Drogenkonsum gesehen, und sie war im Umgang mit mir im Allgemeinen höflich und zuvorkommend.«
»Ich nehme an, das war nicht immer der Fall?«
»Nein.«
»Ist sie seit ihrer Rückkehr häufig ausgegangen?«
»Nicht oft. Gestern Abend erst zum zweiten oder dritten Mal.«
»Und davor?«
»Vorgestern. Mittwoch. Sie ist mit Freunden ins Kino gegangen. In das neue Kinozentrum in Eastvale, und eine Woche oder so davor war sie auf der Geburtstagsfeier eines Freundes in Richmond. Beide Male kam sie kurz nach Mitternacht heim.«
»Was hat sie sonst so gemacht?«
»Ob Sie es glauben oder nicht, sie blieb zu Hause und hat viel gelesen. Videos angeschaut. Sie hat sich auch nach Colleges erkundigt. Ich glaube, sie hatte endlich beschlossen, das Leben ein bisschen ernster zu nehmen.«
»Hat Sie Ihnen je anvertraut, ob sie Probleme hat? Mit Jungs oder so?«
»Das war nicht Emilys Art«, sagte Rosalind. »Sie war immer sehr verschlossen, schon als kleines Kind. Gab sich gern geheimnisvoll.«
»Was ist mit Freunden?«
»Ich glaube nicht, dass es einen bestimmten gab. Sie war mit einer ganzen Gruppe zusammen.«
»Es muss schwer für sie gewesen sein, hier Freundschaften zu schließen, weil sie ja nur in den Ferien nach Hause kam.«
»War es auch. Und Sie haben es vielleicht selber erlebt, dass man hier Leute aus dem Süden nicht mit offenen Armen empfängt, selbst heutzutage nicht. Aber wenn sie in den Ferien nach Hause kam, hat sie sich mit Leuten getroffen. Ich weiß nicht. Sie schien keine großen Schwierigkeiten zu haben, Bekanntschaften zu schließen. Sie war kontaktfreudig. Und natürlich hatte sie immer noch Verbindung zu Schulkameraden aus der Saint Mary's School hier. Das ist ja erst zwei Jahre her.«
»Was ist mit Darren Hirst? Hat sie den mal erwähnt?«
»Ja. Es war übrigens seine Geburtstagsparty, auf der sie letzte Woche war. Aber er war nicht ihr fester Freund, nur Teil der Gruppe, mit der sie zusammen war. Der Junge mit dem Auto. Sie sind hergekommen, um sie am Mittwoch abzuholen - Darren und ein Mädchen, Nina oder Tina oder so -, und wirkten ganz nett, obwohl es mir nicht passte, dass Emily mit Leuten zusammen war, die zum größten Teil drei oder vier Jahre älter waren als sie. Ich wusste, dass sie in Pubs ging und dort auch Alkohol bekam, und das gefiel mir nicht. Das habe ich ihr oft genug gesagt, aber sie hat mir nur vorgeworfen, ich würde ständig meckern, und am Ende habe ich es aufgegeben.«
»Hat sie jemals jemanden namens Andrew Handley erwähnt?«
»Nein.«
»Andy Handy?«
»Ist das ein Witz? Wer ist das?«
»Kein Witz. Das ist sein Spitzname. Er ist ein Kollege des Mannes, mit dem Emily in London zusammengelebt hat.«
»Nie von ihm gehört.« Rosalind zog ein Papiertaschentuch aus einer Schachtel aus dem Tisch und schnäuzte sich. »Tut mir Leid«,
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