Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab
Banks Parker an, das Gerät auszuschalten.
Allmählich sah es sehr danach aus, dass Emily sich ihr Kokain beschafft hatte, lange bevor sie in die Bar None ging, genau wie Banks vermutet hatte, und das würde es umso schwieriger machen herauszufinden, wer sie mit der tödlichen Mischung versorgt hatte.
»Na gut.« Banks stand auf und streckte sich. »Mehr Unterhaltung gibt's heute nicht. Winsome, lassen Sie bitte Darren Hirst herbringen. Vielleicht kann er dabei helfen, die beiden zu identifizieren, die den Club verlassen haben.«
»Auf freundliche Art, Sir?«
»Ja. Er ist kein Verdächtiger, hilft uns nur bei den Ermittlungen.«
Winsome lächelte über die abgedroschene Phrase. »Mach ich, Sir.«
»Kevin, ich möchte, dass Sie bei Parker bleiben und versuchen, ein vernünftiges Bild der beiden zu bekommen, die gegangen sind. Etwas, das wir rumzeigen können.«
»In Ordnung, Guv.«
»Und, Kevin?«
»Guv?«
»Bitte nennen Sie mich nicht >Guv<. Da komme ich mir vor wie im Fernsehen.«
Templeton grinste. »In Ordnung, Sir.«
Dann sah Banks auf die Uhr und wandte sich an Annie. »Wir müssen los. In ein paar Minuten haben wir eine Verabredung mit Dr. Glendenning.«
Nach Emily Riddles Obduktion fuhr Banks hinaus zur alten Mühle. Er hatte Faures Requiem aufgelegt und war immer noch wütend und benommen von dem, was er gerade gesehen hatte. Es war nicht das erste junge Mädchen, bei dessen Obduktion durch Dr. Glendenning er zugeschaut hatte, aber es war das erste, dessen Vitalität er gekannt hatte, das ihm seine Ängste und Träume anvertraut hatte. Als er sah, wie Dr. Glendennings Skalpell zum Anlegen des Y-Schnitts durch die Spinnentätowierung fuhr, wäre es Banks fast so ergangen wie Annie in Market Harborough. Annie hatte diesmal jedoch alles gut überstanden. Still und angespannt, aber gefasst, selbst als sich die Säge in Emilys Schädel fraß.
Dr. Glendenning hatte Dr. Burns' ursprüngliche Annahme bestätigt, dass Strychnin, in hohem Verhältnis mit pharmazeutischem Kokain gemischt, die Todesursache war. Glendenning hatte den einfachen toxikologischen Test auf Strychnin selbst durchgeführt, hatte ein paar der verdächtigen Kristalle in Schwefelsäure aufgelöst und den Rand der Lösung mit einem Kristall Kaliumchromat berührt. Es hatte sich purpurrot verfärbt, war dann karmesinrot und schließlich farblos geworden. Ein positiver Befund. Weitere toxikologische Tests würden in Wetherby durchgeführt werden, aber für den Augenblick reichte das. Bisher wussten die Medien nur, dass Emily vermutlich an einer Überdosis Drogen gestorben war, aber es würde nicht lange dauern, bis irgendein cleverer Reporter die Wahrheit erschnüffelt hatte. Manchmal schien die Presse sogar noch findiger zu sein als die Polizei.
Wie sich herausstellte, war Emilys Genick nicht gebrochen. Sie war erstickt. Außer der Tatsache, dass sie tot war, hatte Glendenning Banks ebenfalls mitgeteilt, dass sie in einem außerordentlich guten Gesundheitszustand gewesen war. Die Drogen, der Alkohol und die Zigaretten hatten offensichtlich noch keine Zeit gehabt, ihre Spuren zu hinterlassen.
Die alte Mühle stand am Ende einer Sackgasse, genau wie Banks' bescheidenere Unterkunft, so dass die Streifenpolizisten über hundert Meter entfernt an der Abzweigung zur Hauptstraße stehen konnten, um die Reporter abzuweisen. Die Riddles bekamen sie so nicht einmal zu sehen. Banks zeigte seinen Dienstausweis und wurde durchgewinkt. Rosalind kam zur Tür und führte ihn in dasselbe Zimmer, in dem er Riddle die Nachricht überbracht hatte. Sie war schwarz gekleidet, und man sah ihren Augen den Schlafmangel an.
Riddle hatte sie wahrscheinlich sofort geweckt, nachdem Banks in der Nacht zuvor gegangen war. Seitdem hatten sie sicher beide nicht geschlafen.
»Banks.« Riddle erhob sich langsam, als Banks das Zimmer betrat. Er trug dasselbe wie am vorherigen Abend, alles ein bisschen stärker verknautscht. Er wirkte abgespannt, und seine Bewegungen hatten etwas Lustloses und Niedergeschlagenes, wie Banks es noch nie an ihm erlebt hatte. Riddle war immer energisch und abrupt aufgetreten. Vielleicht hatte er ein Beruhigungsmittel genommen, oder die Ereignisse der letzten Zeit hatten schließlich ihren Tribut gefordert. Was auch immer es war, der Mann sah so aus, als könnte er sowohl einen Arzt wie auch viel Schlaf gebrauchen. »Gibt es was Neues ?«, fragte er, ohne viel Hoffnung
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