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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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noch?«
      »Soweit ich bisher gehört habe, handelt es sich dabei um ein Sexualverbrechen, und das muss sich einfach auf die keimende Sexualität eines verletzlichen Schulkindes auswirken. Wie genau, ist schwer zu sagen. Menschen reagieren unterschiedlich. Manche Mädchen werden vielleicht kindischer, unterdrücken ihre Sexualität, weil sie glauben, sich so schützen zu können. Andere werden möglicherweise promisk, weil es den Opfern nicht geholfen hat, brav zu sein. Ich kann nicht sagen, welchen Weg sie einschlagen wird.«
      »Claire wird ganz bestimmt nicht promisk werden.«
      »Sie kann scheu werden und sich in Gedanken unablässig mit dem Ereignis beschäftigen. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass sie diese Gefühle nicht verdrängt, sondern sich zu verstehen bemüht, was passiert ist. Ich weiß, dass es schwer ist, selbst für Erwachsene, aber wir können ihr helfen.«
      »Wie?«
      »Indem wir ihre Reaktion akzeptieren und ihr gleichzeitig versichern, dass es eine Ausnahme war, nicht der normale Lauf der Dinge. Zweifellos wird es tief reichende, lang andauernde Folgen haben, aber sie wird lernen müssen, mit ihrer veränderten Weltsicht zu leben.«
      »Was meinen Sie damit?«
      »Man sagt immer, Jugendliche fühlen sich unsterblich, aber wenn sich Ihre Freundin unsterblich gefühlt hat, dann wurde dieses Gefühl von dieser Tragödie erschüttert. Das ist eine harte Erkenntnis, wenn man einsieht, dass einem selbst zustoßen kann, was jemandem in der nahen Umgebung passiert ist. Und das ganze Ausmaß des Grauens ist noch nicht mal bekannt.«
      »Was kann ich tun?«
      »Wahrscheinlich nichts«, erwiderte Dr. Simms. »Sie können sie nicht zwingen, zu Ihnen zu kommen, aber wenn sie kommt, sollten Sie sie zum Sprechen ermutigen und eine gute Zuhörerin sein. Aber drängen Sie sie nicht und reden Sie ihr nicht ein, was sie zu empfinden hat.«
      »Sollte sie zu einem Psychologen gehen?«
      »Besser wäre es. Aber das muss sie selbst entscheiden. Oder ihre Eltern.«
      »Können Sie mir jemanden empfehlen? Falls Interesse besteht, meine ich?«
      Dr. Simms Schrieb einen Namen auf. »Die ist gut«, sagte sie. »Und jetzt ab mit Ihnen! Der nächste Patient wartet schon.«
      Sie vereinbarten den nächsten Termin. Maggie ging auf den Park Square und dachte über Claire, Kimberley und Monster in Menschengestalt nach. Die Taubheit war zurückgekehrt, dieses Gefühl, dass die Welt weit entfernt war, hinter Spiegeln und Filtern, hinter Watte, am falschen Ende eines Fernrohrs. Maggie fühlte sich wie ein Alien in Menschengestalt. Sie wollte zurück, woher sie gekommen war, ohne zu wissen, wo das war.
      Sie ging zum City Square, vorbei am Denkmal des Schwarzen Prinzen und den Fackel tragenden Nymphen. In der Nähe der Bushaltestelle auf der Boar Lane lehnte sie sich gegen eine Mauer und zündete sich eine Zigarette an. Die ältere Frau neben ihr sah sie neugierig an. Woran lag das, fragte sich Maggie, dass sie sich nach den Sitzungen mit Dr. Simms immer schlechter fühlte als davor?
      Der Bus kam. Maggie trat die Zigarette aus und stieg ein.
     

* 11
     
    Die Fahrt nach Eastvale verlief relativ ruhig. Banks bestellte in Millgarth ein unauffälliges Auto samt Fahrer und verließ das Gebäude zusammen mit Julia Ford und Lucy Payne durch einen Seiteneingang. Sie trafen keine Journalisten. Im Wagen saß Banks vorn bei der Fahrerin, einem jungen weiblichen Detective Constable, und Julia Ford und Lucy Payne saßen im Fond. Niemand sprach. Banks beschäftigte die Nachricht von der Bergung einer weiteren Leiche im Garten der Paynes, die ihm Stefan Nowak bei der Abfahrt vom Krankenhaus per Handy übermittelt hatte. Das war eine Leiche zu viel. Und wie es aussah, handelte es sich bei der wohl auch nicht um Leanne Wray.
      Hin und wieder erhaschte er im Rückspiegel einen Blick auf Lucy, die meistens aus dem Fenster sah. Ihr Gesichtsausdruck war unergründlich. Um kein Risiko einzugehen, betraten sie das Revier in Eastvale durch den Hintereingang. Banks brachte Lucy und Julia in einen Vernehmungsraum und ging in sein Büro. Da stellte er sich ans Fenster, zündete sich eine Zigarette an und rüstete sich für die Vernehmung.
      Die zusätzliche Leiche hatte ihn während der Fahrt so in Anspruch genommen, dass er gar nicht gemerkt hatte, wie schön auch der heutige Tag war. Auf dem kopfsteingepflasterten Marktplatz parkten Autos und Busse, Familien liefen herum, Kinder an der Hand.

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