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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Rolle des armen Poeten nur gespielt zu haben.«
      »Was meinen Sie damit?«
      »Nun, mein Vater ist ein ziemlich erfolgreicher Architekt, wir haben uns immer in den besseren Kreisen bewegt. Als ich klein war, bin ich viel mit ihm herumgekommen, kurz nachdem wir von England rübergezogen sind. In den Schulferien hat er mich manchmal zu seinen Projekten mitgenommen. Ich komme also nicht aus einer Arbeiter- oder einer bürgerlichen Familie. Dad schätzt die Kunst, aber er ist sehr konservativ. Und wir waren nicht arm. Egal, mit der Zeit hab ich wohl Bills Meinung übernommen. Er hat meinen Widerstand gebrochen, wie er das in vielerlei Hinsicht getan hat. Ich meine, ich hab wirklich langsam den Eindruck gehabt, alle meine Freunde würden nichts anderes tun, als sich von einem Sozialhilfescheck zum nächsten zu hangeln, ohne daran irgendetwas zu ändern, denn das hätte ja ihre wertvolle Kunst gefährdet. Die größte Sünde in unserer Clique war, sich zu verkaufen.«
      »Und das haben Sie getan?«
      Maggie schaute eine Weile aus dem Fenster. In Zeitlupe fielen die Blüten von den Bäumen. Ihr wurde plötzlich kalt, sie schlang die Arme um sich. »Ja«, sagte sie. »Wahrscheinlich ja. Was meine Freunde anging: Für die war ich verloren. Ich war vom allmächtigen Dollar verführt worden. Und alles wegen Bill. Auf einem Fest seiner Firma hab ich einen Klein-Verleger kennen gelernt, der einen Illustrator für ein Kinderbuch suchte. Ich hab ihm meine Arbeiten gezeigt, und er fand sie ganz toll. Ich hab den Auftrag bekommen, daraus ergab sich der nächste und so weiter.«
      »Wie hat Bill auf Ihren Erfolg reagiert?«
      »Am Anfang hat er sich gefreut. Er war begeistert. Stolz, dass dem Verleger meine Arbeit gefiel, stolz, als das Buch erschien. Er hat es für alle seine Neffen und Nichten gekauft, für die Kinder seiner Mandanten. Für seinen Chef. Zig Bücher. Und er hat sich gefreut, dass er es in die Wege geleitet hatte. Ständig hat er erzählt, dass es nie so weit gekommen wäre, wenn ich bei meinen Gammler-Freunden geblieben wäre!«
      »So war das am Anfang. Und später?«
      Maggie merkte, dass sie im Sessel zusammenschrumpfte, ihre Stimme leiser wurde. »Er änderte sich. Später, als wir geheiratet hatten und Bill immer noch nicht Teilhaber geworden war, kam er mit meinem Erfolg immer weniger zurecht. Er nannte das Zeichnen mein >kleines Hobby< und gab mir zu verstehen, ich müsste die Arbeit jederzeit an den Nagel hängen können, wenn ein Kind da wäre.«
      »Aber Sie hatten sich entschieden, keine Kinder zu bekommen?«
      »Nein. Da war nichts zu entscheiden. Ich kann keine Kinder kriegen.« Maggie spürte, wie sie ins Kaninchenloch rutschte, genau wie Alice. Dunkelheit umfing sie.
      »Margaret! Margaret!«
      Sie konnte Dr. Simms' Stimme nur hallend wie aus weiter Entfernung vernehmen. Mit großer Anstrengung mühte sich Maggie ihr entgegen, zum Licht, und sie merkte, dass sie wie eine Ertrinkende aus dem Wasser schoss und nach Luft schnappte.
      »Margaret, ist alles in Ordnung?«
      »Ja. Ich bin ... ich ... Es lag gar nicht an mir«, sagte sie und merkte, wie ihr die Tränen die Wangen hinunterliefen. »Ich bin nicht diejenige, die keine Kinder bekommen kann. Bill kann nicht. Es liegt an Bill. Es hat was mit seiner Spermien-zahl zu tun.«
      Dr. Simms ließ Maggie Zeit, sich die Tränen zu trocknen und sich zu beruhigen.
      Als Maggie ihre Fassung wiedererlangt hatte, lachte sie über sich selbst. »Er musste immer in Tupperdosen mastur-bieren und sie zum Testen bringen. Das wirkte irgendwie so ... na, Tupperware, ich meine, das war genau wie in Mein lieber Biber.«
      »Wie bitte?«
      »Das ist eine alte amerikanische Fernsehserie. Mama zu Hause, Papa im Büro. Heile Welt. Familienglück. Perfekte Kinder.«
      »Verstehe. Hätten Sie kein Kind adoptieren können?«
      Jetzt war Maggie wieder im Licht. Nur war es zu hell. »Nein«, sagte sie. »Das war Bill nicht genug. Das Kind wäre nicht seins gewesen, verstehen Sie. Genauso, wie wenn mir bei künstlicher Befruchtung das Sperma eines anderen Mannes eingesetzt worden wäre.«
      »Haben Sie darüber gesprochen, was Sie tun sollten?«
      »Zuerst ja. Aber als er wusste, dass es an ihm lag und nicht an mir, hat er nicht mehr darüber geredet. Wenn ich später noch mal das Thema auf Kinder brachte, hat er mich geschlagen.«
      »Und zu der Zeit fing er auch an, Ihnen den Erfolg zu missgönnen?«
      »Ja.

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