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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Kopfverletzungen kann man das nicht genau sagen. Es hat Menschen gegeben, die tagelang mit einer Kugel im Gehirn herumgelaufen sind. Das größte Problem wäre der große Blutverlust. Kopfverletzungen bluten unglaublich stark. Deshalb heben wir uns das Gehirn bei einer Obduktion sonst bis zum Schluss auf. Dann ist das meiste Blut schon abgelaufen. Ist nicht so eine Sauerei.«
      »Was haben Sie mit Paynes Gehirn vor?«, erkundigte sich Annie. »Behalten Sie es zu wissenschaftlichen Zwecken?«
      Dr. Mpckenzie schnaubte verächtlich. »Genauso gut könnte ich seinen Charakter von den Beulen am Kopf ablesen«, sagte er. »Wo wir gerade davon sprechen ...« Er bat seine Assistenten, die Leiche umzudrehen. An Paynes Hinterkopf befand sich eine große, offenbar tiefe Wunde. Annie glaubte, Knochensplitter zu erkennen, redete sich aber ein, sie sich nur einzubilden. Payne war im Krankenhaus behandelt worden, dort würde man keine Splitter im Kopf stecken lassen. Außerdem konnte sie Fadenenden vom Nähten ausmachen, vielleicht hatte sie die für Knochensplitter gehalten. Sie zitterte auch nur, weil es im Raum so kalt war, sagte sie sich.
      »Diese Verletzung entstand mit ziemlicher Sicherheit, als das Opfer in einer tieferen Position als der Angreifer war, und zwar wurde sie ihm von hinten zugefügt.«
     •»Als ob er sich auf allen vieren vom Angreifer fort bewegte, vielleicht etwas suchte?«
      »Das kann ich nicht sagen«, sagte Mackenzie. »Aber möglich ist es.«
      »Es ist bloß, weil die Taylor behauptet, sie hätte ihm aufs Handgelenk geschlagen und er hätte die Machete fallen lassen. Sie hätte sie in die Ecke getreten. Scheinbar ist er auf Händen und Knien hinterhergekrabbelt, und sie hat noch mal zugeschlagen.«
      »Das würde zu dieser Art von Verletzung passen«, räumte Dr. Mackenzie ein, »obwohl ich in diesem Bereich drei Treffer zähle, auf das Stammhirn, übrigens der weichste und verletzlichste Teil des Schädels.«
      »Sie hat ihn dort drei Mal getroffen?«
      »Ja.«
      »War er danach noch in der Lage aufzustehen?«
      »Noch einmal, das kann ich nicht sagen. Ein schwächerer Mann wäre inzwischen vielleicht schon tot gewesen. Mr. Payne hat drei Tage überlebt. Vielleicht hat er seine Machete gefunden und ist wieder aufgestanden.«
      »So könnte es sich also zugetragen haben?«
      »Ich kann es nicht ausschließen. Aber schauen Sie mal hier.« Dr. Mackenzie zeigte Annie die tiefen Kerben oben auf dem Schädel. »Diese beiden Verletzungen, das kann ich mit einiger Sicherheit sagen, wurden dem Opfer beigebracht, als es sich räumlich tiefer als der Angreifer befand. Angesichts des Aufprallwinkels kann Payne gesessen oder gehockt haben. Dabei wurde unglaubliche Kraft angewandt.«
      »Wie meinen Sie das?«
      Mackenzie machte einen Schritt nach hinten, hob die Arme, verschränkte die Finger hinter dem Kopf und warf sie nach vorne, als schwinge er einen imaginären Hammer mit voller Wucht auf den Kopf eines imaginären Opfers. »So«, sagte er. »Und es gab keinen Widerstand.«
      Annie schluckte. Verdammt. Das wurde langsam ein richtiger Scheißfall.
     
    Elizabeth Bell, die für die sieben Alderthorpe-Kinder zuständige Sozialarbeiterin, war noch nicht pensioniert, hatte aber die Stelle gewechselt und war nach York gezogen. Das machte es Jenny leicht, ihr nach einem kurzen Zwischenstopp im Büro an der Uni einen Besuch abzustatten. Einige Häuser weiter fand sie an einer Seitenstraße der Fulford Road, unweit des Flusses, eine schmale Parklücke und schaffte es, ihr Auto hineinzuquetschen, ohne Schaden anzurichten.
      Elizabeth Bell öffnete die Tür ihres Reihenhauses so schnell, als hätte sie dahinter gelauert, obwohl Jenny den genauen Zeitpunkt ihres Besuchs am Telefon nicht genannt hatte. Es sei egal, hatte Elizabeth gesagt, sie hätte frei, die Kinder seien in der Schule und sie müsse mit dem Bügeln nachkommen.
      »Sie sind bestimmt Dr. Füller«, sagte Elizabeth.
      »Genau. Aber sagen Sie doch Jenny zu mir.«
      Elizabeth ließ Jenny ins Haus. »Ich weiß immer noch nicht, aus welchem Grund Sie mich sprechen wollen, aber kommen Sie doch rein.« Sie führte Jenny in ein kleines Wohnzimmer, das durch das Bügelbrett und dem auf einem Stuhl schwankenden Wäschekorb noch enger wirkte. Jenny roch das Waschmittel mit Zitrusduft und den Weichspüler, dazu den warmen, tröstlichen Geruch frisch gebügelter Kleidung. Der Fernseher lief, er zeigte einen

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