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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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genauso wenig. Hinter Patrington, wo Jenny kurz auf eine Tasse Kaffee anhielt, um einen Blick in die St. Patrick's Church zu werfen, angeblich eine der schönsten Dorfkirchen Englands, war ihr Auto das einzige weit und breit.
      Die Gegend war öde, hauptsächlich flaches Ackerland und grüne Felder, hin und wieder strahlend gelbe Rapsflächen. Die Dörfer, die sie passierte, waren nicht mehr als schäbige Ansammlungen von Bungalows, selten durchzogen von einer Häuserreihe aus rotem Backstein. Alsbald tauchte das surrealistische Bauwerk des Nordsee-Gas-Terminals mit seinen verdrehten Stahlrohren und Lagertanks auf. Jenny folgte der Küste in Richtung Alderthorpe.
      Während der Fahrt hatte sie ziemlich viel über Banks nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass er nicht glücklich war. Den Grund wusste sie nicht. Abgesehen von Sandras Schwangerschaft, die ihn aus vielen verständlichen Gründen durcheinander brachte, konnte er in jeder Hinsicht dankbar sein. Zuerst einmal war er beruflich wieder auf der richtigen Spur, und er hatte eine attraktive junge Freundin. Jedenfalls ging Jenny davon aus, dass Annie attraktiv war.
      Aber vielleicht war es ja Annie, die Banks unglücklich machte. Er war sich der Beziehung nie besonders sicher gewesen, wenn Jenny ihn danach gefragt hatte. Sie hatte angenommen, das läge in erster Linie an seiner Verschlossenheit, wenn es um Persönliches oder um Gefühle ging - wie bei den meisten Männern -, aber vielleicht wusste er tatsächlich nicht, woran er bei Annie war.
      Nicht dass sie etwas dagegen hätte tun können. Sie wusste noch, wie enttäuscht sie im letzten Jahr gewesen war, als er ihre Einladung zum Essen angenommen hatte, aber nicht erschienen war, noch nicht einmal angerufen hatte. Jenny hatte in ihrem verführerischsten Seidenkleid da gesessen, Ente ä l'orange im Ofen, wollte es noch einmal auf einen Versuch ankommen lassen und hatte gewartet und gewartet. Irgendwann hatte er sich gemeldet. Er sei zu einer Geiselnahme gerufen worden. Hm, das war sicher eine super Entschuldigung, konnte aber Jennys Enttäuschung und das Gefühl, versagt zu haben, nicht richtig vertreiben. Seitdem waren sie vorsichtiger im Umgang miteinander geworden, keiner von beiden wollte riskieren, eine Verabredung zu treffen - es konnte ja schief gehen. Dennoch machte sich Jenny Sorgen um Banks und, das musste sie sich eingestehen, begehrte ihn immer noch.
      Das flache, öde Land wollte einfach nicht aufhören. Wie um alles in der Welt konnte man an so einem abgelegenen, hinterwäldlerischen Fleck wohnen? Bei einem nach Osten weisenden Schild - ALDERTHORPE 1/2 MEILE - bog Jenny auf einen schmalen, ungeteerten Weg ab und hoffte inständig, dass ihr niemand entgegenkam. Allerdings war das Land so flach, kaum ein Baum in Sicht, dass sie ein anderes Fahrzeug schon aus großer Entfernung gesehen hätte.
      Die halbe Meile schien sich endlos in die Länge zu ziehen, wie oft bei kurzen Strecken auf Landstraßen. Dann tauchte vor Jenny eine Ansammlung von Häusern auf. Durch das offene Fenster kam der Geruch des Meeres, auch wenn sie es noch nicht sehen konnte. Als Jenny nach links in eine geteerte Straße abbog - auf der einen Seite Bungalows, auf der anderen Reihenhäuser aus rotem Backstein -, ging sie davon aus, Alderthorpe erreicht zu haben. Sie entdeckte einen kleinen Gemischtwarenladen mit Postschalter, vor dem auf einem Gestell Zeitungen im Wind flatterten. Außerdem gab es im Dorf einen Gemüsehändler, einen Schlachter, eine gedrungene Gemeindehalle und einen schäbigen Pub namens Lord Nelson - das war's.
      Jenny parkte vor der Post neben einem blauen Citroen. Beim Aussteigen meinte sie auf der anderen Straßenseite Gardinen schwingen zu sehen. Sie spürte neugierige Blicke im Rücken, als sie die Tür zur Post aufzog. Hier kommt nie einer hin, dachten die Leute bestimmt. Was will die hier? Jenny kam sich vor, als sei sie in einen Film über ein verdammtes Dorf geraten, einen von der Zeit vergessenen Ort. Sie hatte das irrationale Gefühl, selbst verdammt zu sein, weil sie einen Fuß in diese Welt gesetzt hatte. In der richtigen Welt würde sich niemand an sie erinnern. Dummkopf, schalt sie sich. Aber sie erschauderte, obwohl es nicht kalt war.
      Über Jennys Kopf klingelte die Glocke, und plötzlich stand sie in einem Geschäft, das sich schon lange vor ihrer Geburt überlebt hatte. Auf hohen Regalen drängten sich Krüge mit Gerstenzucker neben Schnürsenkeln und

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