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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Zimmer renoviert?«, fragte Winsome.
      Wray sah sie an. »Ja. Wir konnten es nicht ertragen, seit sie nicht mehr da ist. Die Erinnerungen. Und jetzt, wo das Baby unterwegs ist ...«
      »Was ist mit ihrer Kleidung?«, fragte Winsome.
      »Die haben wir der Wohlfahrt gegeben.«
      »Und ihre Bücher, ihre persönlichen Sachen?«
      »Die auch.«
      Winsome schüttelte den Kopf. Banks erkundigte sich: »Dürfen wir trotzdem einmal kurz gucken?«
      Sie gingen nach oben. Wray hatte Recht. Es war nicht ein Gegenstand übrig, der darauf hinwies, dass das Zimmer mal einem jungen Mädchen wie Leanne Wray gehört hatte. Die kleine Frisierkommode, der Nachttisch neben dem Bett und der dazu passende Kleiderschrank waren fort, ebenso ihr Bett mit dem Quilt darauf, das kleine Bücherregal, die paar Puppen aus ihrer Kindheit. Sogar der Teppich war herausgenommen und die Popstarposter von der Wand gerissen worden. Nichts war übrig. Banks traute seinen Augen nicht. Er konnte nachvollziehen, dass man schmerzhaften Erinnerungen aus dem Weg ging, dass man nicht gern an jemanden gemahnt wurde, den man geliebt und verloren hatte, aber machte man das alles, wenn seit dem Verschwinden der Tochter nicht mal ein Monat vergangen war, ohne dass man ihre Leiche gefunden hatte?
      »Vielen Dank«, sagte Banks und bedeutete Winsome, ihm nach unten zu folgen.
      »Ist das nicht sonderbar?«, sagte sie, als sie draußen waren. »Da macht man sich doch seine Gedanken, oder?«
      »Was für Gedanken, Winsome?«
      »Dass Leanne in der Nacht vielleicht doch nach Hause gekommen ist. Und dass Mr. Wray vielleicht auf die Idee gekommen ist, es sei Zeit für eine Renovierung, als er gehört hat, dass der Garten der Paynes umgegraben wird.«
      »Hm«, machte Banks. »Sie mögen Recht haben, aber vielleicht zeigen die Menschen ihre Trauer auch auf unterschiedliche Art. So oder so finde ich, dass wir die Wrays in den nächsten Tagen etwas genauer unter die Lupe nehmen sollten. Sie können schon mal mit den Nachbarn sprechen, möglicherweise haben die was Ungewöhnliches gesehen oder gehört.«
     
    Nach dem Gespräch mit Maureen Nesbitt beschloss Jenny, der Halbinsel Spurn Head noch einen Besuch abzustatten, ehe sie sich auf den Heimweg machte. Vielleicht würde ihr ein schöner langer Spaziergang helfen, einen klaren Kopf zu bekommen und die Spinnweben fortzuwischen. Vielleicht würde er ihr auch helfen, das unheimliche Gefühl abzuschütteln, beobachtet oder verfolgt zu werden, das sie seit Alderthorpe nicht losließ. Sie konnte nicht den Finger darauf legen, aber immer wenn sie unvermittelt über die Schulter sah, hatte sie das Gefühl, es husche etwas um die Ecke. Das störte sie, weil sie nicht richtig beurteilen konnte, ob sie paranoid war. Oder besser gesagt, sie mochte zwar paranoid sein, aber verfolgt werden konnte sie deshalb ja trotzdem.
      Das Gefühl blieb.
      Jenny bezahlte die Eintrittskarte und fuhr langsam über den schmalen Weg zum Parkplatz. Sie sah einen alten Leuchtturm, der zur Hälfte im Wasser stand, und vermutete, dass er auf dem Festland gebaut worden war und der Küstenverlauf sich im Laufe der Zeit verändert hatte.
      Jenny ging zum Meer hinunter. Die Halbinsel war gar nicht so verlassen, wie sie vermutet hatte. Auf einer etwas weiter im Wasser gelegenen Plattform, die über einen schmalen Holzsteg mit dem Festland verbunden war, befanden sich Anleger und Kontrollzentrum der Humber-Lotsen, die die großen Tanker aus der Nordsee die Mündung hinaufführten. Hinter der Plattform standen der neue Leuchtturm und mehrere Häuser. Auf der anderen Seite der Mündung konnte Jenny die Docks und Ladekräne von Grimsby und Immingham erkennen. Obwohl die Sonne schien, wehte ein starker Wind. Jenny spürte die Kälte, als sie durch den Sand auf die Landspitze zustapfte. Das Meer hatte eine sonderbare Farbe, purpurrot, braun, fliederfarben, nur nicht blau, nicht einmal in der Sonne.
      Es waren nicht viele Menschen da. Die meisten, die diese Gegend besuchten, waren passionierte Vogelbeobachter, schließlich handelte es sich um ein Naturschutzgebiet. Dennoch sah Jenny ein oder zwei Pärchen Hand in Hand schlendern, auch eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Selbst während des Spaziergangs wurde sie das Gefühl nicht los, verfolgt zu werden.
      Als der erste Tanker um die Landspitze bog, verschlug es ihr fast den Atem. Hinter der scharfen Kurve tauchte der gewaltige Klotz wie aus dem Nichts auf und kam

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