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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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gedacht, hab's wohl verdrängt, aber jetzt ist das alles wieder hochgekommen.«
      »Was ist wieder hochgekommen?«
      »Die Fehlgeburt.«
      Annie erstarrte kurz, dann fragte sie: »Sandra hatte eine Fehlgeburt?«
      »Ja.«
      »Wann war das?«
      »Oh, vor Jahren, als wir noch in London gewohnt haben. Die Kinder waren klein, zu klein, um es zu verstehen.«
      »Wie ist das passiert?«
      »Ich hab damals als verdeckter Ermittler gearbeitet. Drogenfahndung. Du weißt ja, wie das ist, wochenlang ist man unterwegs, kann sich nicht bei der Familie melden. Ich hab es erst zwei Tage später von meinem Chef erfahren.«
      Annie nickte. Banks wusste, dass sie den Druck und den Stress verdeckter Ermittlungsarbeit aus erster Hand kannte; der Beruf mit seinen Folgen gehörte zu den Dingen, die Annie mit ihm gemeinsam hatte. »Wie ist es dazu gekommen?«
      »Wer weiß das schon? Die Kinder waren in der Schule. Sandra bekam Blutungen. Gott sei Dank hatten wir einen hilfreichen Nachbarn, wer weiß, was sonst passiert wäre.«
      »Und du gibst dir die Schuld, weil du nicht da gewesen bist?«
      »Sie hätte sterben können, Annie. Wir haben das Kind verloren. Es hätte alles gut gehen können, wenn ich wie jeder andere werdende Vater da gewesen wäre und ihr geholfen hätte. Aber Sandra musste alles alleine machen, verdammt noch mal - alles alleine schleppen, einkaufen, um jede Kleinigkeit musste sie sich kümmern. Sie wechselte gerade eine Glühbirne aus, als ihr zum ersten Mal komisch wurde. Sie hätte runterfallen und sich den Hals brechen können.« Banks griff nach einer Zigarette. Normalerweise gönnte er sich mit Rücksicht auf Annie keine »danach«, aber jetzt hatte er Lust darauf. Trotzdem fragte er: »Darf ich?«
      »Klar. Meinetwegen.« Annie trank einen Schluck Wein. »Aber lieb, dass du fragst. Was hast du eben gesagt?«
      Banks zündete sich die Zigarette an, und der Rauch zog aus dem halb geöffneten Fenster. »Schuldgefühle. Ja. Aber noch mehr.«
      »Wie meinst du das?«
      »Ich hab damals bei der Drogenfahndung gearbeitet, wie gesagt. Die meiste Zeit hab ich mich auf der Straße oder in schmuddeligen Absteigen rumgetrieben. Ich wollte einen Tipp von den Opfern, wer die Hintermänner waren. Die meisten waren Kinder, Ausreißer, total breit, high, auf dem Trip, zugeknallt, wie auch immer man das nennen will. Manche waren keine zehn, elf Jahre alt. Die Hälfte wusste nicht mal ihren eigenen Namen. Oder wollte ihn nicht sagen. Ich weiß nicht, ob du dich noch dran erinnern kannst, aber das war die Zeit, als die Angst vor Aids immer größer wurde. Keiner wusste genau, wie schlimm es war, aber es gab eine Menge Panikmache. Klar war nur, dass Aids übers Blut übertragen wird, bei ungeschütztem Sex - hauptsächlich Analsex - und durch gemeinsam benutzte Spritzen. Was ich sagen will: Wir haben in ständiger Angst gelebt. Du wusstest einfach nicht, ob sich irgendein Schmalspurdealer mit einer verseuchten Spritze auf dich stürzen würde oder ob du Aids kriegen konntest, wenn dir irgend so ein Junkie auf die Hand sabberte.«
      »Ich versteh schon, was du meinst, Alan, auch wenn das vor meiner Zeit war. Aber ich verstehe den Zusammenhang nicht. Was hat das mit Sandras Fehlgeburt zu tun?«
      Banks inhalierte den Rauch und spürte, wie er im Hals brannte. Er sollte besser aufhören. »Wahrscheinlich nichts, ich versuche nur, dir eine Vorstellung davon zu geben, was für ein Leben ich damals geführt habe. Ich war Anfang dreißig, hatte eine Frau und zwei Kinder, ein drittes war unterwegs, und ich lebte im Sumpf, trieb mich mit Abschaum herum. Meine eigenen Kinder hätten mich nicht erkannt, wenn sie mich auf der Straße gesehen hätten. Die Kinder, mit denen ich zu tun hatte, waren entweder schon tot oder kurz davor. Ich war Bulle, kein Sozialarbeiter. Ich meine, manchmal hab ich es versucht, weißt du, wenn ich dachte, möglicherweise hört so ein Kind auf mich, lässt dieses Leben hinter sich und geht nach Hause, aber das war nicht meine Aufgabe. Ich war da, um Informationen zu sammeln und die Hintermänner aufzuspüren.«
      »Und?«
      »Hm, es hat einfach bestimmte Auswirkungen, mehr nicht. So ein Leben verändert dich, stülpt dich um, verrückt deine Perspektive. Am Anfang denkst du, du bist ein normaler, anständiger Familienvater, der einfach nur einen harten Job hat, und am Ende weißt du nicht mehr genau, wer du bist. Jedenfalls war mein erster Gedanke, als ich

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