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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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hörte, dass Sandra eine Fehlgeburt gehabt hatte, aber schon wieder auf dem Weg der Besserung war ... Weißt du, wie ich mich da zuerst gefühlt hab?«
      »Erleichtert?«, fragte Annie.
      Banks starrte sie an. »Woher weißt du das?«
      Sie lächelte ihn an. »Gesunder Menschenverstand. So jedenfalls würde ich mich fühlen - ich meine, wenn ich in deinen Schuhen gesteckt hätte.«
      Banks drückte die Zigarette aus. Irgendwie war er enttäuscht, dass sein großes Geständnis überhaupt keinen Eindruck auf Annie machte. Er spülte den Mund mit Rotwein, um den Geschmack der Zigarette loszuwerden. Van Morrison sang jetzt »Madame George« zu den Gitarrenriffs. Im Wald schrie eine Katze, vielleicht die, die manchmal zum Milchtrinken kam. »Egal«, sagte Banks. »So hab ich mich jedenfalls gefühlt - erleichtert. Und natürlich hatte ich Schuldgefühle. Nicht nur, weil ich nicht da gewesen war, sondern weil ich fast froh darüber war. Und erleichtert, dass wir das alles nicht noch mal durchmachen mussten. Voll geschissene Windeln, wenig Schlaf - ich hab ja eh nicht viel Schlaf bekommen -, noch mehr Verantwortung. Es war ein Leben weniger, das ich beschützen musste. Auf die zusätzliche Verantwortung konnte ich gut verzichten.«
      »Das ist kein sonderlich ungewöhnlicher Gedanke, weißt du«, meinte Annie. »Und es ist nicht besonders schrecklich. Deshalb bist du noch lange kein Ungeheuer.«
      »Ich kam mir aber so vor.«
      »Aber nur, weil du dich übernimmst. Tust du immer. Du bist nicht für das gesamte Elend der Welt verantwortlich, nicht mal für einen Bruchteil. Aha, Alan Banks ist auch nur ein Mensch. Und kein Heiliger. Er ist also erleichtert, obwohl er meint, dass er trauern müsste. Glaubst du, du bist der Einzige, dem das passiert ist?«
      »Weiß ich nicht. Ich hab noch keinen danach gefragt.«
      »Nun, bist du nicht. Du musst einfach lernen, mit deinen Unzulänglichkeiten zu leben.«
      »So wie du?«
      Annie grinste und goss ein bisschen Wein auf ihn. Zum Glück trank sie weißen. »Was für Unzulänglichkeiten, du Frechdachs?«
      »Egal, danach haben wir beschlossen, keine Kinder mehr zu bekommen, und nie wieder darüber gesprochen.«
      »Aber seitdem trägst du dieses Schuldgefühl mit dir herum?«
      »Ja, glaub schon. Ich meine, ich denk nicht besonders oft darüber nach, aber jetzt ist alles wieder hochgekommen. Und weißt du, was noch?«
      »Nein.«
      »Meine Arbeit ist mir noch wichtiger geworden. Nicht einen Moment lang hab ich überlegt, ob ich alles aufgeben und Gebrauchtwagenhändler werden soll.«
      Annie lachte. »Besser so. Ich kann mir dich auch nicht als Gebrauchtwagenhändler vorstellen.«
      »Oder irgendwas anderes. Ein Beruf mit regelmäßigen Arbeitszeiten und ohne die Gefahr, sich Aids einzufangen.«
      Annie streichelte ihm über die Brust. »Armer Alan«, sagte sie und kuschelte sich an ihn. »Warum versuchst du nicht, mal richtig abzuschalten? Mach deinen Kopf einfach ganz leer, konzentrier dich auf den Augenblick, auf mich, auf die Musik, auf das Hier und Jetzt.«
      Van Morrison begann mit seinem sinnlichen »Ballerina«, und Annies weiche, feuchte Lippen tasteten sich über Banks' Brust und Bauch, wo sie länger verweilten. Es gelang ihm, ihrem Rat zu folgen, als sie ihr Ziel erreichte, doch selbst als er sich dem Gefühl des Augenblicks hingab, konnte er sich nicht vollkommen von dem Gedanken an tote Babys frei machen.
     
    Am Samstagabend prüfte Maggie alle Schlösser und Fenster zweimal, bevor sie zu Bett ging. Erst als sie sich überzeugt hatte, dass alles abgesichert war, ging sie mit einem Glas warmer Milch nach oben. Plötzlich klingelte das Telefon. Zuerst wollte sie nicht drangehen. Nicht um elf Uhr abends. Wahrscheinlich hatte sich jemand verwählt. Aber die Neugier siegte. Sie wusste, dass die Polizei Lucy am Morgen hatte gehen lassen. Es konnte also Lucy sein, die Hilfe brauchte.
      Sie war es nicht. Es war Bill. Maggie schlug das Herz bis zum Hals und das Zimmer um sie herum wurde kleiner.
      »Du machst da drüben ja ganz schön von dir reden, was?«, sagte er. »Überall der große Held, der Fürsprecher geschlagener Frauen. Oder heißt das Fürsprecherin?«
      Maggie merkte, dass sie zusammensackte, schrumpfte, ihr das Herz bis zum Hals klopfte. Ihre Tapferkeit, ihre Stärke - alles dahin. Sie konnte kaum sprechen, kaum atmen. »Was willst du?«, flüsterte sie. »Wie hast du mich gefunden?«
      »Du

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