Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt
gesehen?«
»Gestern. Sie hat am Nachmittag vorbeigeschaut.«
»Worüber haben Sie sich unterhalten?«
Maggie betrachtete die Hände in ihrem Schoß. »Über nichts Besonderes. Das Wetter, die Arbeit, solche Sachen.«
Kimberley lag nackt und gefesselt im Keller der Paynes, und Lucy hatte vorbeigeschaut, um über das Wetter zu reden. Entweder war sie wirklich unschuldig, oder ihre Bösartigkeit übertraf bei weitem alles, das Banks bisher untergekommen war. »Gab sie Ihnen jemals Anlass zu der Vermutung, dass bei ihr zu Hause etwas nicht stimmt?«, fragte er.
Maggie schwieg kurz. »Nicht so, wie Sie meinen. Nein.«
»Was meine ich denn?«
»Ich nehme an, dass es mit dem Mord zu tun hat, oder? Mit dem Mord an Kimberley?«
Banks lehnte sich im Sessel zurück und seufzte. Es war ein langer Tag gewesen, und er war noch nicht zu Ende. Maggie war keine überzeugende Lügnerin. »Mrs. Forrest«, begann er, »im Moment ist alles, was wir über das Leben in The Hill 35 herausfinden können, nützlich für uns. Und damit meine ich wirklich alles. Ich habe langsam denselben Eindruck wie mein Kollege - dass Sie mir etwas verheimlichen.«
»Es ist nicht relevant.«
»Woher wollen Sie das wissen, verdammt noch mal!«, schnauzte Banks sie an. Er erschrak, als sie bei seinem barschen Tonfall zusammenzuckte. Kurz huschten Angst und Unterwerfung über ihr Gesicht. Sie schlang die Arme um sich und starrte in die Ferne. »Mrs. Forrest... Maggie«, sagte er sanfter. »Hören Sie, es tut mir Leid, aber ich habe einen schlimmen Tag hinter mir, und langsam ist es wirklich frustrierend. Würde ich jedesmal einen Penny bekommen, wenn mir jemand sagt, eine Information wäre irrelevant für meine Ermittlung, wäre ich längst ein reicher Mann. Ich weiß, dass wir alle unsere Geheimnisse haben. Ich weiß, dass es Dinge gibt, über die wir lieber nicht reden möchten. Aber wir ermitteln hier in einem Mordfall. Kimberley Myers ist tot. Unser Kollege Dennis Morrisey ist tot. Nur Gott weiß, wie viele Leichen wir noch ausgraben werden, und ich muss hier sitzen und mir anhören, dass Sie Lucy Payne kennen, dass sie Ihnen möglicherweise bestimmte Vermutungen und Informationen anvertraut hat und dass Sie glauben, es sei nicht relevant. Bitte, Maggie, tun Sie mir das nicht an.«
Das Schweigen schien Jahre zu dauern, ehe Maggie es mit leiser Stimme unterbrach. »Sie wurde misshandelt. Lucy. Er ... ihr Mann ... er schlug sie.«
»Terence Payne misshandelte seine Frau?«
»Ja. Ist das so seltsam? Wenn er junge Mädchen umbringen kann, ist er bestimmt in der Lage, seine Frau zu verprügeln.«
»Hat sie Ihnen das erzählt?«
»Ja.«
»Warum hat sie nichts dagegen unternommen?«
»Das ist nicht so leicht, wie Sie glauben.«
»Ich sage nicht, dass es leicht ist. Und bilden Sie sich nicht ein zu wissen, was ich glaube. Was haben Sie ihr geraten?«
»Ich habe ihr natürlich gesagt, sie soll sich professionelle Hilfe suchen, aber sie hat es vor sich hergeschoben.«
Banks kannte sich mit Gewalt in der Ehe insofern aus, als dass er wusste, wie schwer es den Opfern oft fällt, sich an öffentliche Stellen zu wenden oder den Partner zu verlassen. Sie schämen sich, sind der Meinung, selbst schuld zu sein, fühlen sich gedemütigt, würden es am liebsten für sich behalten und glauben, dass sich alles noch zum Guten wendet. Viele können nirgends hin, kennen es nicht anders und haben Angst vor der Welt draußen, auch wenn es bei ihnen noch so brutal zugeht. Außerdem hatte Banks das Gefühl, dass Maggie Forrest aus erster Hand wusste, wovon sie sprach. So wie sie bei seinem scharfen Tonfall zusammengezuckt war, wie sie sich geweigert hatte, über das Thema zu reden, wie sie nicht mit der Sprache herausrücken wollte - das waren viel sagende Anhaltspunkte.
»Hat sie je davon gesprochen, dass sie ihren Mann anderer Verbrechen verdächtigt?«
»Nein.«
»Aber sie hatte Angst vor ihm?«
»Ja.«
»Haben Sie sie zu Hause besucht?«
»Ja, manchmal.«
»Haben Sie etwas Ungewöhnliches bemerkt?«
»Nein. Nichts.«
»Wie benahmen sich die beiden zusammen?«
»Lucy wirkte immer nervös, zappelig. Wollte ihm gefallen.«
»Haben Sie jemals blaue Flecken bei ihr gesehen?«
»Es gibt nicht immer blaue Flecken. Aber Lucy schien Angst vor ihm zu haben, Angst, etwas falsch zu machen. Das meine ich.«
Banks notierte sich
Weitere Kostenlose Bücher