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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Anders als die Bauern bekam der Durchschnittsbürger jedoch keine Entschädigung von der Regierung. Es war keine Woche her, da hatte der Inhaber eines Geschäfts für Wanderausrüstung in Helmthorpe Selbstmord begangen, weil sein Laden über den Jordan gegangen war.
      Annie setzte das Glas ab. »Sicher«, sagte sie. »Was ist denn?«
      »Morgen ist die Beerdigung von Graham Marshall. Es sind bestimmt ein paar Freunde von früher da. Ich würde gerne heute noch runterfahren.«
      »Kein Problem. Hast du den Chef gefragt?«
      »Gristhorpe hat mir die Erlaubnis gegeben, dem Unterricht zwei Tage lang fernzubleiben. Ich wollte das bloß auch mit dir klären, bevor ich mich verdrücke.«
      »Ich hab genug zu tun. Apropos Schule: Du hast gesagt, dein Gespräch gestern mit Alastair Ford hätte dir nicht gefallen?«
      Banks zündete sich eine Zigarette an. »Nein«, sagte er. »Ganz und gar nicht. Überhaupt nicht.«
      »Ist er verdächtig?«
      »Keine Ahnung. Vielleicht war es einfach nur ein bisschen zu viel für mich, erst Norman Wells, dann der. Sein Haus liegt sehr einsam, ideal, um jemanden gefangen zu halten oder umzubringen und die Leiche in der Nacht loszuwerden, ohne dass Nachbarn was mitbekommen. Aber andererseits könnte man wahrscheinlich auch mitten in der Stadt problemlos jemanden ermorden, wenn man bedenkt, dass die meisten Leute wegschauen, weil sie nicht gerne in so was reingezogen werden.«
      »Dafür gibt es die Videoüberwachung.«
      »Die hat uns hier wirklich 'ne Menge genützt. Also, Ford ist ein Einzelgänger. Er hütet argwöhnisch seine Privatsphäre und verachtet andere, die zufrieden sind, wenn sie Belanglosigkeiten austauschen und einer Meinung sind. Eventuell ist er schwul - auf meine Frage, ob er einen Freund hätte, hat er sehr sonderbar reagiert -, aber selbst das macht ihn noch nicht zu einem Verdächtigen. Wir kennen das Motiv für den Mord an Luke noch nicht, und Dr. Glendenning sagt, es gebe keine Anzeichen für sexuellen Missbrauch, obwohl das Wasser dementsprechende Spuren vernichtet haben könnte. Weißt du, Annie, je länger ich darüber nachdenke, desto mehr kommt es mir vor, als ob die Entführung nur ein Ablenkungsmanöver ist, aber seltsamerweise könnte sie für uns der wichtigste Aspekt sein.«
      Annie runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
      »Warum die Entführung? Wenn Luke einfach getötet werden sollte, aus welchem Grund auch immer, warum soll ich mir dann diese komplizierte, popelige Entführung ausdenken und das Risiko nur vergrößern, erwischt zu werden?«
      »Des Geldes wegen?«
      »Ja, gut, aber du hast selbst gesagt, dass erstaunlich wenig gefordert wurde. Da war kein Profi am Werk.«
      »Und das hat mich gestört. Deshalb hab ich gedacht, dass sich der Entführer mit den Finanzen der Armitages auskennt. Ich meine, zehn Riesen können sie schon locker machen, damit Luke zurückkommt, aber nicht viel mehr, auf jeden Fall nicht so schnell.«
      »Aber Luke war schon tot.«
      »Ja. Vielleicht hat er versucht zu flüchten.«
      »Kann sein. Oder wir müssen uns Lukes näheres Umfeld genauer ansehen.«
      »Die Eltern?«
      »Möglich ist das, oder?«, sagte Banks. »Vielleicht haben wir alles aus der falschen Perspektive betrachtet. Vielleicht hat Martin Armitage Luke umgebracht und sich den komplizierten Trick mit der Entführung ausgedacht, um uns von seiner Fährte abzubringen.«
      »Martin?«
      »Warum nicht? An dem Abend, als Luke verschwand, ist er zwei Stunden lang unterwegs gewesen, angeblich mit dem Auto herumgefahren. Behauptet er jedenfalls. Vielleicht hat er Luke gefunden, sich mit ihm gestritten, und am Ende war Luke tot. Oder es war ein Unfall. Übertriebene Brutalität. Wäre nicht das erste Mal bei Martin Armitage. Nach allem, was du mir erzählt hast, war Lukes Beziehung zu seinem Stiefvater schwierig. Lauren Anderson hat das auch gesagt. In vielerlei Hinsicht ist Armitage das Gegenteil von Neil Byrd. Byrd war sensibel, kreativ, ein Künstler, und er hatte viele Probleme, die aus diesen Charakterzügen resultieren: Drogen, Alkohol, eine Sucht-Persönlichkeit, den Wunsch, zu vergessen, zu experimentieren, außerdem Ich-Bezogenheit, Stimmungsschwankungen, Depressivität. Aus den Liedern von Neil Byrd hört man heraus, dass er sich schwer getan hat, aber gleichzeitig hat er nach einem höheren spirituellen Zustand gestrebt, nach einer Art Transzendenz, und er glaubte, dass er sie hin und

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