Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall
»Du bist ganz schön neugierig«, sagte sie. »Und du weißt doch, was mit neugierigen Jungen passiert, oder?« Dann ging sie weiter. Banks staunte ihr hinterher. Er hätte schwören können, dass ihre Schultern vor Lachen bebten.
»Also gut, Liz, werden Sie uns jetzt die Wahrheit sagen?«, fragte Annie, als das Vernehmungszimmer vorbereitet und der Kassettenrekorder angestellt war.
»Wir haben nichts getan, Ryan und ich«, sagte Liz.
»Ich muss Sie darauf hinweisen, dass Sie das Recht haben, sich einen Anwalt zu nehmen. Wenn Sie sich keinen leisten können, besorgen wir Ihnen einen Pflichtverteidiger.«
Liz schüttelte den Kopf. »Ich brauche keinen Rechtsanwalt. Das wäre ja so, als würde ich zugeben, dass ich was getan habe.«
»Wie Sie wollen. Sie wissen, dass wir in Ihrer Wohnung Drogen gefunden haben?«
»Das war nicht viel. Das war bloß ... Sie wissen schon, für Ryan und mich.«
»Trotzdem ist es verboten.«
»Wollen Sie uns deswegen einsperren?«
»Kommt drauf an, was Sie mir jetzt erzählen. Ich möchte Ihnen nur klarmachen, dass Sie bereits in Schwierigkeiten stecken. Sie können Ihre Lage verbessern, wenn Sie mir die Wahrheit sagen, Sie können Ihre Lage aber auch verschlimmern, wenn Sie mir noch mehr Lügen auftischen. Wie wollen Sie es halten, Liz?«
»Ich bin müde.«
»Je schneller wir das hinter uns bringen, desto früher können Sie nach Hause. Für was entscheiden Sie sich?«
Liz biss auf ihrer zitternden Unterlippe herum.
»Vielleicht hilft es Ihnen«, sagte Annie, »wenn ich Ihnen sage, dass wir Spuren von Lukes Blut unter dem Waschbecken im Badezimmer gefunden haben.«
Liz schaute Annie mit aufgerissenen Augen an. »Aber wir haben Luke nicht umgebracht. Ehrlich nicht!«
»Erzählen Sie mir, was passiert ist. Überzeugen Sie mich vom Gegenteil.«
Liz begann zu weinen. Annie reichte ihr Taschentücher und wartete, bis sie sich beruhigt hatte. »Kam Luke am letzten Tag bei euch vorbei?«, fragte sie.
Nach langem Schweigen sagte Liz: »Ja.«
»Gut«, stieß Annie erleichtert aus. »Jetzt sind wir schon einen großen Schritt weiter.«
»Aber wir haben ihm nichts getan.«
»Gut. Dazu kommen wir noch. Um wie viel Uhr kam er?«
»Wann ? Das weiß ich nicht mehr genau. Am frühen Abend. Vielleicht so gegen sechs.«
»Dann muss er direkt vom Markt aus gekommen sein.«
»Denke schon. Ich weiß nicht, wo er vorher war. Er war etwas durcheinander, er sagte, am Markt hätten ihn welche von der Schule angemacht, also kam er wohl direkt von dort.«
»Was geschah dann in der Wohnung?«
Liz schaute auf ihre abgekauten Fingernägel. »Liz?«
»Was?«
»War Ryan zu Hause?«
»Ja.«
»Die ganze Zeit? Auch als Luke kam?«
»Ja.«
Das durchkreuzte Annies Theorie, Ryan habe Liz und Luke im Bett erwischt. »Was habt ihr drei gemacht?«
Liz schwieg und holte tief Luft. »Zuerst haben wir was gegessen«, sagte sie. »Das muss so zur Abendbrotzeit gewesen sein.«
»Und dann?«
»Dann haben wir uns unterhalten, haben ein paar Songs durchgesungen.«
»Ich dachte, ihr würdet im Keller unter der Kirche proben?«
»Tun wir auch. Aber Ryan hat eine akustische Gitarre. Wir haben nur ein paar Arrangements durchgespielt, mehr nicht.«
»Und dann?«
Wieder schwieg Liz. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht und sagte: »Ryan hat eine Tüte gebaut. Luke hatte ... er war ... Sie wissen schon, er hatte noch nie Drogen probiert. Ich meine, wir hatten ihm schon öfter angeboten mitzurauchen, aber er hat immer Nein gesagt.«
»Aber an dem Abend nicht?«
»Nein. An dem Abend sagte er Ja. Zum ersten Mal. Es war so, als ob er auf einmal unbedingt erwachsen sein wollte. Ich weiß nicht, warum. Wahrscheinlich hatte er das Gefühl, es wäre der richtige Zeitpunkt.«
»Und was geschah dann?«
»Zuerst nicht viel. Ich glaube, er war enttäuscht. Das sind viele beim ersten Mal.«
»Was haben Sie dann gemacht?«
»Wir haben noch einen geraucht, und da kam er voll drauf. War ziemlich starker Stoff, Hasch mit Opium versetzt. Zuerst hat er nur rumgekichert, dann wurde er ziemlich nachdenklich.«
»Und warum ging es schließlich schief?«
»Das fing an, als Ryan die CD von Neil Byrd auflegte. Diese neue, Sie wissen schon, The Summer That Never Was.«
»Was hat er
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