Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall
nächste auf. Auf seinen fleischigen Lippen glänzten Schaum und Bier. Er wollte sich eine neue Zigarette anzünden.
»Würden Sie das bitte unterlassen?«, sagte Michelle.
»Was soll das heißen? So weit kann es ja wohl noch nicht gekommen sein, dass man in seinen eigenen vier Wänden nicht mehr rauchen darf, oder?«
»Wenn wir weg sind, können Sie sich dumm und dämlich rauchen«, sagte Michelle. »Das heißt, wenn wir ohne Sie gehen. Liegt an Ihnen. In unseren Zellen ist Rauchen jedenfalls verboten.«
Wayman lachte. »Wissen Sie«, sagte er und stieß die Luft aus, »genau genommen bin ich auch einer von euch. Ich weiß nicht, wie Sie auf den Trichter kommen, mir diesen Überfall anzuhängen, wenn ich es sowieso für die Polizei gemacht hab.«
Michelle lief ein Schauer über den Rücken. »Was soll das heißen?«
»Sie wissen ganz genau, wovon ich rede.« Wayman legte den Finger an die Nase. »Hab ich doch gesagt. Das war ein Job für die Polizei. Geheim. Ein kleiner Schlag auf den Hinterkopf und ein paar warnende Worte wirken manchmal Wunder. So hat man es früher auch gemacht, hab ich gehört. Und erzählen Sie mir nicht, Sie wüssten nicht, wovon ich rede. Ihr Chef weiß jedenfalls Bescheid.«
»Mein Chef?«
»Ja. Der große, hässliche. Numero uno. Detective Superintendent Ben Shaw.«
»Shaw ?« Michelle war sich schon so gut wie sicher gewesen, dass Shaw hinter den Angriffen auf sie und Banks steckte, dennoch war sie sprachlos, als Wayman es nun bestätigte.
Wayman trank einen goßen Schluck, dann wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund und grinste. »Sie brauchen gar nicht so überrascht zu tun, Schätzchen.«
»Superintendent Shaw hat Ihnen den Auftrag gegeben? Moment mal eben. Wollen Sie mir sagen, dass Sie undercover für Detective Superintendent Shaw tätig sind?«
Wayman zuckte mit den Schultern, er merkte möglicherweise, dass er zu weit gegangen war. »Naja, ich bin vielleicht nicht richtig undercover, aber ich hab Ihrem Chef schon hin und wieder mal einen Gefallen getan. Sie wissen schon, ihm einen Tipp gegeben, wo das Zeug aus dem Einbruch bei Curry geblieben ist und so.«
»Sie sind also Shaws Spitzel?«
»Ich hab immer mal wieder ausgeholfen. Dafür hält er seine Hand über mich. Also tun Sie mir den Gefallen und verdrücken Sie sich, dann überlege ich mir noch mal, ob ich Ihrem Chef erzähle, dass Sie hier waren und mir einen Riesenschreck eingejagt haben.«
»Besitzen Sie einen beigen Lieferwagen?«, fragte Michelle.
»Was? Ich hab überhaupt keinen Lieferwagen. Einen dunkelblauen Corsa, falls es Sie interessiert.«
»Haben Sie mal wegen Einbruch gesessen?«
»Sie kennen meine Akte doch. Haben Sie da was über Einbruch gelesen?«
Hatte Michelle nicht. Demnach war Wayman höchstwahrscheinlich nicht für den Schaden in ihrer Wohnung und den Anschlag auf ihr Leben verantwortlich. Sie ahnte, dass ihm die Spitzfindigkeit fehlte, das Kleid zu zerschneiden, selbst wenn ihm sein Auftraggeber von Melissa erzählt hatte. Offenbar war er nicht der einzige Ganove auf Shaws Lohnliste. Constable Collins hörte gespannt zu. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, er zog die Augenbrauen hoch. »Hören Sie«, sagte Michelle und hätte sich am liebsten hingesetzt. Ihre Schuhe brachten sie um. »Sie stecken tief in der Patsche, Des. Schwere Körperverletzung ist schon schlimm genug, aber bei einem Bullen, hm ... das brauche ich Ihnen nicht zu erzählen ...«
Zum ersten Mal wurde Wayman nachdenklich. »Aber ich wusste ja nicht, dass er Bulle ist, oder glauben Sie, ich hätte so was getan, wenn ich gewusst hätte, wer das ist? Ich wäre doch bekloppt!«
»Aber Sie haben es getan, nicht wahr?«
»Was soll das alles?«
»Das kommt drauf an.«
»Was soll das heißen?«
Michelle streckte die Hände aus. »Ich will damit sagen, dass es an Ihnen liegt, wie es jetzt weitergeht. Es kann jetzt zur Dienststelle gehen, zum Anwalt, irgendwann vor Gericht. Wir können auch hier Schluss machen.«
Wayman schluckte. »Schluss machen? Wie? Ich meine ... ich hab kein ...«
»Muss ich das buchstabieren?«
»Versprechen Sie mir das?«
»Aber nur, wenn Sie mir sagen, was ich wissen will.«
»Dann bleibt es unter uns?«
Michelle sah Collins an. Er kapierte nichts. »Ja«, sagte sie. »Dieser Mann, den Sie und Ihr Komplize gestern Abend überfallen haben, was hat Shaw über
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