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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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es müssten um die zehn-, fünfzehntausend Pfund sein.
      Sie legte die Aktentasche wieder hin und ging zurück zu ihrem Wagen. Sie konnte sich schlecht an die Straße setzen und abwarten, was passierte, aber verschwinden konnte sie genauso wenig. Schließlich fuhr sie zurück nach Mortsett. In dem kleinen Örtchen gab es keine Polizeiwache, und Annie ahnte, dass es keinen Sinn hatte, in dieser Hügellandschaft ihr UHF-Handfunkgerät zu benutzen. Es hatte sowieso nur eine geringe Reichweite. Annie war mit ihrem Privatwagen unterwegs, wie so oft, und war noch nicht dazu gekommen, sich den stärkeren UKW-Funk einbauen zu lassen. Sie fand es überflüssig, weil sie nicht auf Streife ging und das Auto meistens nur benutzte, um zur Arbeit und wieder nach Hause zu fahren, höchstens mal zu einer Zeugenbefragung wie an diesem Morgen. Bevor sie sich zu Fuß aufmachte, um eine geeignete Stelle zu suchen, von der aus sie unbeobachtet den Unterstand observieren konnte, holte Annie ihr Handy heraus, um auf dem Revier anzurufen und Detective Superintendent Gristhorpe mitzuteilen, was los war.
      Es war kaum zu glauben: Auch das verfluchte Handy funktionierte nicht. Kein Empfang. Absolut typisch. Sie hätte es wissen müssen. Sie war in der Nähe von Gratly, wo Banks wohnte, und bei ihm tat es das Handy auch nicht.
      Im Dorf gab es ein altes rotes Telefonhäuschen, aber der Apparat war kaputt, die Kabel waren herausgerissen. Verdammte Scheiße! Annie wollte den Unterstand nicht zu lange aus den Augen lassen. Sie klopfte an einige Türen, aber der Lieferwagenfahrer hatte Recht gehabt: Niemand war zu Hause, und die einzige alte Frau, die Annie öffnete, hatte kein Telefon.
      Annie fluchte; da musste sie nun allein durch. Sie konnte den Unterstand nicht unbeobachtet lassen, und sie hatte keine Ahnung, wie lange sie hier draußen würde ausharren müssen. Je eher sie einen guten Aussichtspunkt fand, desto besser. Es geschah ihr recht, dachte sie und stiefelte los. Sie hatte nicht Bescheid gesagt, bevor sie Armitage gefolgt war. So viel zum Thema »Initiative ergreifen«.
     
     

* 5
     
    Als The Convincer von Nick Lowe verklungen war, schob Banks White Ladder von David Gray ein. Die Ausfahrt Peterborough rückte immer näher, und Banks wusste nicht, was er als Erstes tun sollte. Selbstverständlich hatte er seine Eltern angerufen und sich angemeldet, vielleicht würde er also als Erstes zu ihnen fahren. Andererseits befand er sich im Moment näher an der Hauptdienststelle, und je eher er sich bei Detective Inspector Michelle Hart vorstellte, desto besser. Also fuhr er zum Polizeirevier, das idyllisch zwischen dem Naturschutzgebiet und dem Golfplatz am Nene Park-way lag.
      Am Empfang bat er um ein Gespräch mit dem für den Graham-Marshall-Fall zuständigen Beamten, stellte sich aber lediglich als Alan Banks vor, ein Jugendfreund von Graham. Banks wollte nicht den Eindruck erwecken, mit seinem Dienstgrad aufzutrumpfen oder sich als Kollege einzumischen, wenigstens nicht am Anfang. Erst mal abwarten, woher der Wind wehte. Außerdem war er neugierig, wie man in Peterborough einen normalen Bürger behandelte, der eine Aussage machen wollte. Schadete doch nichts, ein bisschen Katz und Maus zu spielen.
      Nach rund zehn Minuten öffnete eine junge Frau die Tür zu den Büroräumen und schaute zu Banks herüber. Sie trug ein konservatives dunkelblaues Kostüm, dessen Rock bis über die Knie reichte, und eine weiße Bluse. Die Frau war zierlich und schmal und hatte schulterlanges, in der Mitte gescheiteltes blondes Haar, das sie hinter die Ohren geschoben hatte. Der fransige Pony fiel ihr fast in die Augen, die auffallend grün waren, eine Farbe, die Banks vom Meer in Griechenland kannte. Ihre Mundwinkel wiesen leicht nach unten, was ihr einen etwas traurigen Ausdruck verlieh. Die Nase war klein. Banks fand die Frau sehr attraktiv, gleichzeitig strahlte sie eine gewisse Strenge und Zurückhaltung aus - wie ein großes Schild: Zutritt verboten. Die Fältchen des Grams um ihre wunderschönen, unruhigen Augen waren nicht zu übersehen.
      »Mr. Banks?«, fragte sie mit erhobenen Augenbrauen.
      Banks erhob sich. »Ja.«
      »Ich bin Detective Inspector Hart. Kommen Sie bitte mit!« Sie führte ihn in ein Vernehmungszimmer. Es war ein sonderbares Gefühl, auf der anderen Seite zu sein. Banks bekam eine Ahnung von dem Unbehagen, das die von ihm Befragten empfinden mussten. Er schaute sich um. Peterborough lag zwar in einer

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