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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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feuchte Gras an ihrem Bauch. Es fühlte sich gut an, am liebsten hätte sie sich ausgezogen, um die Sonne und die Erde auf der nackten Haut zu spüren, aber dann sagte sie sich, das sein zu lassen und ihren Job zu machen. Als Kompromiss zog sie den Blazer aus. Die Sonne brannte ihr auf Hinterkopf und Schultern. Annie hatte keine Sonnenmilch dabei, deshalb legte sie sich den Blazer in den Nacken, auch wenn es furchtbar warm war. Besser als einen Hitzeschlag zu bekommen.
      Sie machte es sich bequem, und dann lag sie da. Wartete. Beobachtete. Alles Mögliche ging ihr durch den Kopf, genau wie beim Meditieren. Sie versuchte, dieselbe Technik anzuwenden: die Gedanken vorbeiziehen zu lassen, ohne einen festzuhalten. Es begann wie eine freie Assoziationskette und verselbständigte sich: Sonne, Wärme, Haut, Pigmente, ihr Vater, Banks, Musik, das schwarze Zimmer von Luke Armitage, tote Sänger, Geheimnisse, Entführung, Mord.
      Fliegen summten um sie herum, rissen sie aus ihren Gedanken. Annie verscheuchte sie. Irgendwann krabbelte ein Käfer oder ein anderes Insekt in ihren Ausschnitt, und sie wäre fast hochgesprungen, doch gelang es ihr noch rechtzeitig, das Tier herauszuschütteln. Zwei neugierige Kaninchen hoppelten näher, schnupperten und verschwanden wieder. Würde sie zu Alice im Wunderland gelangen, wenn sie ihnen folgte?
      In langen, tiefen Zügen atmete sie die nach Gras duftende Luft ein. Die Zeit verging. Eine Stunde. Zwei. Drei. Noch immer hatte niemand die Aktentasche abgeholt. Wegen der Maul-und-Klauen-Seuche stand die Hirtenhütte auf gesperrtem Terrain, die gesamte Gegend war gesperrt, aber das hatte Martin Armitage nicht abgehalten, und Annie war überzeugt, dass es den Entführer auch nicht aufhalten würde. Womöglich war der Ort aus diesem Grund gewählt worden: Normalerweise kam hier niemand vorbei. Die meisten Menschen waren gesetzestreu und befolgten die Vorschriften, denn sie wussten, wie viel auf dem Spiel stand. Und die Touristen blieben fort, machten Urlaub im Ausland oder in den Städten. Normalerweise befolgte Annie Verbote, aber das hier war ein Notfall, und sie wusste, dass sie seit Wochen keine infizierte Gegend betreten hatte.
      Hätte sie doch etwas zu essen oder trinken mitgenommen! Die Mittagszeit war schon lange vorbei, Annies Magen knurrte. Von der Hitze bekam sie Durst. Und dann war da noch etwas, ein dringenderes Bedürfnis: Sie musste mal.
      Tja, dachte sie, schaute sich um und sah nichts als Schafe. Dem kann abgeholfen werden. Annie entfernte sich wenige Meter von dem platt gedrückten Gras, überzeugte sich, dass unter ihr keine Brennnesseln oder Disteln wuchsen, zog die Strumpfhose herunter, hockte sich hin und pinkelte. Wenigstens das konnte man als Frau tun, wenn man auf dem Land auf Beobachtungsposten saß, dachte Annie grinsend. War was anderes, als im Auto in der Stadt festzusitzen. Das hatte sie schon mehr als einmal ausgestanden. Sie war noch nicht fertig, da jagten zwei niedrig fliegende Düsenflugzeuge vom nahe gelegenen amerikanischen Fliegerstützpunkt über sie hinweg. Annie hatte das Gefühl, sie seien nur wenige Meter über ihr. Ob die Piloten wohl einen guten Blick auf sie hatten? Sie zeigte ihnen den Stinkefinger.
      Als sie wieder in der Senke lag, versuchte sie erneut zu telefonieren. Immerhin bestand die minimale Möglichkeit, dass die Störung vorher örtlich begrenzt gewesen war. Erfolglos. In der Gegend gab es keinen Empfang.
      Wie lange sollte sie warten? Und warum kam niemand? Das Geld lag einfach da. Und was war, wenn es vor Einbruch der Nacht nicht abgeholt wurde und stattdessen das Pärchen zurückkam, das Wichtigeres im Kopf hatte als Maul-und-Klauen-Seuche? Mehrere tausend Pfund wären eine unerwartete Belohnung für eine schnelle Nummer.
      Annies Magen knurrte, die Zunge klebte ihr am Gaumen. Wieder griff sie zum Fernglas und richtete es auf die Hütte.
     
    Auf dem Weg zu dem Pub unweit der A1 fragte sich Michelle mehr als einmal, warum sie auf Banks' Vorschlag eingegangen war. Eigentlich kannte sie die Antwort. Das ewige Einerlei langweilte sie. Erst die Unterlagen aufstöbern und sie dann durcharbeiten, das war einfach nervtötend. Sie musste mal raus, einen freien Kopf bekommen. Dies war die Gelegenheit, und gleichzeitig konnte sie etwas für ihren Fall tun.
      Außerdem musste sie zugeben, dass sie es spannend fand, mit jemandem zu reden, der ein Freund von Graham Marshall gewesen war. Und dieser Banks sah gar nicht so

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