Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
anstatt bäuchlings im nassen Gras zu liegen und den Unterstand in der Ferne zu beobachten. Sie schaute auf die Uhr. Seit über vier Stunden lag sie hier nun, und niemand hatte das Geld abgeholt.
      Unter ihrer Kleidung und dem Blazer im Nacken war Annie schweißgebadet. Am liebsten hätte sie sich jetzt eine halbe Stunde unter eine herrlich kalte Dusche gestellt. Aber konnte sie ihren Posten verlassen? Andererseits: Würde hier noch was geschehen?
      Der Entführer konnte auftauchen, aber würde Annie den Hang hinunterlaufen und ihn festnehmen? Nein, denn Luke Armitage wäre mit Sicherheit nicht bei ihm. Würde ihr genug Zeit bleiben, um zu ihrem Wagen nach Mortsett zu laufen und demjenigen zu folgen, der das Geld abholte? Vielleicht, aber ihre Chancen wären ungleich größer, wenn sie schon im Auto säße.
      Schließlich beschloss Annie, es sei am besten, nach Mortsett zurückzugehen, ohne dabei den Unterstand aus den Augen zu lassen, im Dorf so lange zu suchen, bis sie jemanden fand, der ein Telefon hatte, sich ins Auto zu setzen und auf Beobachtungsposten zu bleiben, bis Unterstützung aus East-vale kam. Mit schmerzenden Knochen richtete sie sich auf und wischte sich Grashalme von der Bluse.
      Es war wenigstens ein Plan, allemal besser, als sich von der Sonne rösten zu lassen.
     
    Nun, da die Stunde der Wahrheit gekommen war, fiel es Banks viel schwerer, als er gedacht hatte. Er merkte, dass er sich sträubte und auf Zeit spielte, anstatt es einfach auszuspucken, aber sein Mund war trocken, und die Worte blieben ihm im Hals stecken. Er trank einen Schluck Bier. Es half nicht viel. Der Schweiß rann ihm den Nacken hinunter ins Hemd.
      »Wir haben einmal am Fluss gespielt«, begann er, »nicht weit vom Zentrum entfernt. Die Stadt war damals noch viel kleiner, deswegen war am Wasser nicht viel los.«
      »Wer hat da gespielt?«
      »Nur Paul, Steve und ich.«
      »Aha.«
      »Eigentlich war es nichts«, sagte Banks kleinlaut. Was ihm seit Jahren keine Ruhe gelassen hatte, kam ihm jetzt, an diesem sonnigen Nachmittag mit einer hübschen Frau unter einer Buche, völlig geringfügig vor. Aber es gab kein Zurück mehr. »Wir haben Steine ins Wasser geworfen, sie hüpfen lassen und so. Dann sind wir ein bisschen weiter am Ufer entlang, weil da noch größere Steine und Kiesel waren. Wir haben sie reingeschmissen, dass es richtig laut platschte. Ich jedenfalls. Steve und Paul waren etwas weiter hinten. Egal, ich stand da und hatte einen riesigen Stein in den Händen - ich konnte ihn kaum halten -, da sah ich diesen großen, schmuddeligen Typ auf mich zukommen.«
      »Was haben Sie gemacht?«
      »Ich hab den Stein festgehalten«, sagte Banks. »Ich wollte nicht, dass der Mann nass wird. War immer schon ein braver Junge. Ich weiß noch, dass ich ihn angegrinst habe, wissen Sie, ich wollte ihm zeigen, dass ich den Stein erst dann reinwerfen würde, wenn er außer Reichweite war.« Banks zog an der Zigarette. »Und eh ich mich versah, umklammerte mich der Typ von hinten, ich ließ den Stein los, er fiel ins Wasser, und wir wurden beide nass.«
      »Und dann? Was machte der Mann dann?«
      »Er ließ mich nicht los. Ich hatte Angst, dass er mich reinwerfen würde, deshalb hab ich meine Fersen in den Boden gestemmt. Ich war vielleicht nicht besonders groß, aber ich war drahtig und stark. Ich glaube, er hatte nicht mit meinem Widerstand gerechnet. Ich weiß noch, dass er nach Schweiß roch und dass ich dachte, er wäre betrunken. Bier. Den Geruch kannte ich von meinem Vater, wenn er manchmal vom Pub kam.«
      Michelle schlug ihr Notizbuch auf. »Können Sie den Mann beschreiben?«
      »Er hatte einen zotteligen, dunklen Bart. Das Haar war fettig und lang, länger als damals üblich. Und schwarz. Wie Rasputin. Er trug einen Militärmantel. Ich weiß noch, dass ich dachte, unter so einem schweren Mantel ist es bestimmt heiß.«
      »An welchem Tag passierte das?«
      »Irgendwann Ende Juni. War ein schöner Tag, so ähnlich wie heute.«
      »Wie ging es weiter?«
      »Der Mann versuchte, mich ins Gebüsch zu zerren, aber ich konnte mich aus seinem Griff befreien, zumindest mit einem Arm. Er schleuderte mich herum, beschimpfte mich und schlug mir ins Gesicht. Ich konnte mich losreißen, dann bin ich um mein Leben gerannt.«
      »Wo waren Ihre Freunde?«
      »Schon wieder oben an der Straße. Gut hundert Meter weiter. Sie hatten alles mit angesehen.«
      »Haben sie Ihnen nicht

Weitere Kostenlose Bücher