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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Schauspielerin, einem Parlamentsmitglied oder einem Peer aus dem Oberhaus fotografieren ließen, minderte es die Wahrscheinlichkeit, dass ihre tatsächlichen Machenschaften aufgedeckt wurden. 1965 hatte es einen Prozess gegeben, aber weil die Zwillinge freigesprochen wurden, waren sie anschließend noch unangreifbarer als zuvor.
      Es fiel Banks jedoch schwer zu glauben, dass der Vater von Graham Marshall etwas mit den Krays zu tun hatte. Wahrscheinlich hatte sein Vater Recht gehabt; es war Kneipenprahlerei.
      Aber warum? Warum sollte Bill Marshall solche Bemerkungen machen, wenn nicht ein Fünkchen Wahrheit dahinter steckte? Vielleicht war er ein manischer Lügner. Doch bei seiner Arbeit hatte Banks gelernt, dass die alte Redensart »Ohne Rauch kein Feuer« einen wahren Kern hatte. Zwei weitere Anhaltspunkte sprachen für die Verbindung zu den Krays: Zum einen kamen die Marshalls aus dem Londoner East End, Mitte der Sechziger das Territorium der Krays, zum anderen hatte Banks als Kind Angst vor Mr. Marshall gehabt.
      Banks wusste über die Krays nicht viel, das meiste hatte er aufgeschnappt, als er damals bei der Met war, aber er konnte ja mehr in Erfahrung bringen. Es gab viele Bücher über das Brüderpaar, auch wenn Bill Marshall mit Sicherheit nirgends erwähnt wurde. Wenn er tatsächlich für die Krays gearbeitet hatte, dann waren es sicherlich nur kleinere Aufträge gewesen; Kunden abklappern und sie einschüchtern, vielleicht hin und wieder in einer düsteren Gasse einen Spitzel oder Betrüger verprügeln.
      Banks musste Inspector Hart Bescheid sagen. Michelle. Sie hatte ihm über seine Mutter ausrichten lassen, er solle am nächsten Morgen um neun Uhr in Thorpe Wood sein. Schließlich war es ihr Fall. Wenn es tatsächlich eine Verbindung zu den Krays gab, dann war es sonderbar, dass sie nicht entdeckt worden war. Normalerweise wurden die Eltern von vermissten Kindern genau unter die Lupe genommen, auch wenn sie noch so verzweifelt wirkten. Einmal hatte Banks ein junges Paar erlebt, das, wie er glaubte, aufrichtig um sein Kind trauerte. Später hatte er den armen Wurm erwürgt in der Tiefkühltruhe im Keller gefunden: Er hatte zu laut geschrien. Nein, bei der Polizei durfte man nicht dem äußeren Schein trauen. Man musste tiefer schürfen, und wenn auch nur, um sicherzugehen, dass man nicht hinters Licht geführt wurde.
      Banks nahm sein altes Transistorradio in die Hand. Er hatte eine Batterie gekauft und war gespannt, ob es nach so langer Zeit noch funktionierte. Wahrscheinlich nicht, aber der Versuch war den Preis der Batterie wert. Banks öffnete das Fach, legte die Batterie ein und steckte sich den Knopf ins Ohr. Damals gab es noch kein Stereo. Er stellte das Radio an und freute sich, als es tatsächlich klappte. Er konnte es kaum glauben. Doch als er den Sender einstellte, war er schnell enttäuscht: Die Tonqualität ließ zu wünschen übrig. Aber das war nicht alles. Wie jedes moderne Gerät empfing es alle örtlichen Sender, Classic FM und Radio 1, 2, 3, 4 und 5. Banks wurde klar, dass er erwartet hatte, in die Vergangenheit zurückversetzt zu werden. In seinem Kopf hatte sich die Vorstellung eingenistet, es sei ein Zauberradio, das noch immer Radio Luxemburg und die Piratensender Radio Caroline und Radio London empfing. Er hatte wohl erwartet, John Peels The Perfumed Garden zu hören und jene wenigen magischen Monate im Frühjahr 1967 noch einmal zu erleben, als er für seine O-Levels hätte lernen sollen, aber stattdessen die halbe Nacht mit dem Stöpsel im Ohr dagelegen hatte und zum ersten Mal Captain Beefheart, die Incredible String Band und Tyrannosaurus Rex hörte.
      Banks schaltete das Radio aus und widmete sich dem Tagebuch mit den Filmstarfotos. Wenigstens hatte er jetzt eine Nachttischlampe in seinem Zimmer, er musste sich nicht mehr mit einer Taschenlampe unter der Bettdecke verstecken. Beim Blättern sah Banks, dass er nicht besonders produktiv und alles andere als analytisch gewesen war; er hatte lediglich Ereignisse, Erlebnisse und Ausflüge aufgelistet, oft äußerst kryptisch. In gewisser Weise war es das Miniaturformat des polizeilichen Merkbuchs, das er später führen sollte. Nun ja, die Seiten waren klein, in sieben Spalten unterteilt, unten war ein bisschen Platz eingeräumt für eine kleine Information aus der Geschichte des Kinos. Wenn ein Schauspieler Geburtstag hatte, war das ebenfalls vermerkt. In Anbetracht dieser Einschränkungen hatte er seine Arbeit

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