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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Viertel vor vier ist er in dem kleinen Computerladen an der North Market Street aufgetaucht. Das kommt ungefähr hin, er war ja zu Fuß unterwegs. Er ist eine halbe Stunde geblieben, hat ein paar Spiele ausprobiert, dann ist er noch beim Musikgeschäft an der Ecke York Road und Barton Place vorbeigegangen.«
      »Ist irgendjemandem etwas an seiner geistigen Verfassung aufgefallen?«, erkundigte sich Gristhorpe.
      »Nein. Alle meinten, er sei völlig normal gewesen. Was an sich schon ziemlich seltsam ist. Ich meine, er war ja nicht gerade eine Spaßkanone.«
      »Und dann?«
      »Dann war er im Antiquariat am Marktplatz.« Annie trat ans Fenster und zeigte hinaus. »Das da unten. Norman's Antiquariat.«
      »Kenne ich«, sagte Gristhorpe. »Was hat er da gekauft?«
      »Schuld und Sühne und Ein Porträt des Künstlers als junger Mann.« Ganz nach Gristhorpes Geschmack, dachte Annie.
      Der Alte pfiff durch die Zähne. »Starker Tobak für einen Fünfzehnjährigen. Und dann?«
      »Das ist alles. Um halb sechs hat er den Überwachungsbereich der Kameras verlassen, und wir haben noch niemanden gefunden, der ihn danach gesehen haben will. Ach ja, nach dem Antiquariat hat er auf dem Marktplatz mit ein paar Jungs geredet. Sah aus, als würden sie ihn ärgern. Einer hat ihm das Buchpaket aus der Hand genommen, dann haben sie es hin- und hergeworfen und er hat versucht, es zurückzubekommen.«
      »Und?«
      »Einer hat's ihm zugeworfen, dann sind sie lachend abgezogen.«
      »Klassenkameraden?«
      »Ja. Wir haben uns mit ihnen unterhalten. Constable Templeton hat das übernommen.«
      »Sackgasse, Sir«, sagte Kevin Templeton. »Haben alle Alibis.«
      »In welche Richtung ist er gegangen?«, wollte Gristhorpe wissen.
      »Die Market Street runter. Nach Süden.«
      Gristhorpe kratzte sich am Kinn und runzelte die Stirn. »Was meinen Sie, Annie?«
      »Keine Ahnung, Sir. Er ist jetzt seit drei Nächten weg und keiner hat ihn gesehen, nicht mal von weitem.«
      »Was ist mit den Armitages?«
      »Nichts.«
      »Die sagen doch die Wahrheit, oder?«
      »Sie haben jetzt keinen Grund mehr zu lügen«, sagte Annie. »Und der Entführer weiß, dass Luke bei uns vermisst gemeldet ist. Er hat ja selbst vorgeschlagen, dass die Armitages uns erzählen, Luke hätte sich gemeldet, damit ihre Version glaubhaft ist.«
      »Na, das hat sich ja inzwischen erübrigt«, sagte Kevin Templeton. »Ich meine, sollte er nicht gestern nach Hause kommen?«
      »Ja.«
      »Was könnte da passiert sein?«, fragte Gristhorpe.
      »Wahrscheinlich ist er tot«, warf Winsome Jackman ein.
      »Aber warum hat sich der Entführer nicht das Geld geholt?«
      »Weil er weiß, dass wir das Geld bewachen«, antwortete Annie. »Das ist die einzig mögliche Erklärung. Er muss mich gesehen haben, als ich zu dem Unterstand gegangen bin, um in die Aktentasche zu gucken.«
      Niemand sagte etwas; es gab nichts zu sagen. Annie wusste, dass alle das Gleiche dachten und fühlten wie sie: eine die Kehle zuschnürende Angst, dass Annie vielleicht für den Tod des Jungen verantwortlich war, dass vielleicht alles gut gegangen wäre, wenn sie sich an die Vorschriften gehalten hätte. Eins musste man Gristhorpe lassen: Er enthielt sich jedes Urteils.
      »Es sei denn ...«, sagte Annie.
      »Was?«
      »Na ja, ein paar Sachen haben mir von Anfang an nicht richtig eingeleuchtet.«
      »Ich gebe zu, dass es eine alles andere als konventionelle Entführung ist«, sagte Gristhorpe, »aber erzählen Sie!«
      Annie trank einen Schluck Wasser. »Zuerst mal«, sagte sie, »warum hat der Entführer so lange gewartet, bis er sich mit den Armitages in Verbindung gesetzt und seine Forderung gestellt hat? Nach allem, was wir bis jetzt herausgefunden haben, ist Luke irgendwann am späten Montagnachmittag oder frühen Montagabend verschwunden, aber die Lösegeldforderung kam erst am Dienstagabend.«
      »Vielleicht hat der Entführer ihn erst am Dienstag in seine Gewalt gebracht«, schlug Templeton vor.
      »Sie meinen, Luke ist erst von zu Hause fortgelaufen und hinterher zufällig einem Entführer in die Hände gefallen?«
      »Möglich ist es, oder?«
      »Ein bisschen viel Zufall, würde ich sagen.«
      »So was kommt vor.«
      »Manchmal vielleicht.«
      »Oder der Entführer hat Luke schon länger observiert, ihn verfolgt und den richtigen Zeitpunkt abgewartet.«
      »Das halte ich für

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