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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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vornehmen konnte.
      »Das wird kompliziert«, sagte er zu Annie. »Eigentlich verwesen Leichen an der Luft doppelt so schnell wie im Wasser, aber wir müssen verschiedene Variablen einbeziehen.«
      »Kann es sein, dass er ertrunken ist?«
      Der Arzt untersuchte Lukes Mund auf Schaumbildung und die Augen auf die verräterischen punktförmigen Einblutungen, die durch Erstickungstod hervorgerufen werden. Ertrinken zählt zu den Erstickungstoden. Burns schüttelte den Kopf und sagte zu Annie: »Schwer zu sagen. Wir werden Genaueres wissen, wenn sich Dr. Glendenning die Lunge angesehen und einen Diatomeen-Nachweis gemacht hat.«
      Diatomeen, das wusste Annie aus ihrem Grundlagenseminar in Forensik, waren Kieselalgen, im Wasser lebende Mikroorganismen. Beim Ertrinken gelangten sie in großen Mengen mit dem Wasser in den Körper und waren hinterher in jeder noch so kleinen Faser zu finden, selbst im Knochenmark; wenn jemand nicht ertränkt, sondern tot ins Wasser geworfen wurde, fand man in seinem Körper zwar auch Diatomeen, doch längst nicht in dieser Größenordnung.
      Dr. Burns drehte die Leiche um und wies auf Lukes Hinterkopf. Annie sah die Einbuchtung eines Schlags. »Kann es sein, dass dadurch der Tod herbeigeführt wurde?«, fragte sie.
      »Ein harter Schlag aufs Kleinhirn?«, sagte Dr. Burns. »Auf jeden Fall.« Er schickte sich an, die Leiche genauer zu untersuchen. »Er ist kalt«, sagte er. »Und es gibt keinen Rigor.«
      »Was sagt Ihnen das?«
      »Normalerweise ist ein Körper nach acht bis zehn Stunden im Wasser ausgekühlt. Ich muss natürlich die Temperatur der Leiche messen, um das zu konkretisieren. Außerdem brauche ich die Wassertemperatur. Was den Rigor angeht: Durch die Lagerung im Wasser dürfte der schon wieder vorbei sein.«
      »Wie lange dauert so was?«
      »Im Wasser? Zwei bis vier Tage.«
      »Nicht weniger?«
      »Normalerweise nicht, nein. Aber trotzdem, ich muss diverse Temperaturen messen. Es ist zwar Sommer, aber in letzter Zeit hatten wir nicht unbedingt der Jahreszeit entsprechende Temperaturen.«
      Zwei Tage, dachte Annie. Es war Donnerstagnachmittag, die Lösegeldforderung war vor zwei Tagen eingegangen, am Dienstagabend. War Luke da schon tot gewesen? Wenn ja, dann war ihr übereiltes Handeln nicht verantwortlich für seinen Tod. Ein Hoffnungsschimmer. Wenn das stimmte, dann hatte der Entführer versucht, aus Lukes Tod Geld zu schlagen. Sein Tod konnte durch andere Gründe verursacht worden sein. Sonderbar. Jetzt musste sie nach einem Motiv suchen.
      Das Geräusch eines näher kommenden Einsatzwagens unterbrach Annies Gedanken, und als sie über die Mauer schaute, sah sie Stefan Nowak und seine Kollegen vom Erkennungsdienst über den Zauntritt springen. In der weißen Schutzkleidung sahen sie wie Schafe aus. Nun, vielleicht würden ihr die Fachleute ein bisschen mehr verraten können.
     
    Banks traf eine halbe Stunde vor der Verabredung mit Michelle ein, stellte den Wagen auf dem Parkplatz für Kurz-zeitparker hinter dem Rathaus ab und nahm die Abkürzung durch die Arkade zur Bridge Street, wo er kurz bei Water-stone hereinsah und ein Buch mit dem Titel The Profession of Violence erstand, die Geschichte der Kray-Zwillinge. Als Banks über die geschäftige Straße in Richtung Cathedral Square ging, staunte er, wie sehr sich die Stadt verändert hatte. Jetzt gab es hier eine Fußgängerzone, nicht mehr die viel befahrenen Straßen aus seiner Jugend. Alles sah sauberer aus, die früher verrußten Häuser waren proper. Es war ein sonniger Nachmittag; Touristen bummelten zwischen Kathedrale und Marktplatz hin und her, sahen sich in den Geschäften um. Banks fühlte sich wohl; diese Stadt strafte seine Erinnerung Lügen, in einem schmuddeligen, kleingeistigen Provinzkaff festzusitzen. Vielleicht war er es, der sich am meisten verändert hatte.
      Starbucks lag an der Ecke neben dem Seiteneingang der Kathedrale. Banks trank eine grande latte und blätterte im Buch herum.
      Michelle hatte fünf Minuten Verspätung, aber sie war locker und gelassen. Sie trug eine schwarze Freizeithose und einen schiefergrauen Blazer, dazu eine cremefarbene Bluse. Am Tresen holte sie sich einen Cappuccino, dann nahm sie gegenüber von Banks Platz.
      »Das war schon ein kleiner Schock für Sie heute morgen, was?«, fragte sie.
      »Stimmt«, sagte Banks. »Nach so vielen Jahren ... weiß nicht, ich hab mir wohl selbst eingeredet, dass die beiden Sachen was

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