Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
Leistungen? Waren sie viel versprechend?«
      »Sehr viel versprechend. In Mathe ließ er einiges zu wünschen übrig, aber was Englisch und Musik anging, da war er unglaublich begabt.«
      »Und die anderen Fächer?«
      »Es hätte für die Universität gereicht, wenn Sie das meinen. Insbesondere in Sprachen und Sozialkunde. Das konnte man schon in seinem Alter sagen. Es sei denn ...«
      »Was?«
      »Nun, es sei denn, er wäre aus der Spur geraten. Hab ich schon öfter bei guten, sensiblen Schülern erlebt. Sie landen bei den falschen Freunden, vernachlässigen die Schule ... den Rest können Sie sich denken.«
      Das konnte Banks, denn nach Grahams Verschwinden hatte er selbst eine Zeit lang die Orientierung verloren. »Gab es Lehrer, denen Luke besonders nahe stand?«, fragte er. »Die mir ein bisschen mehr über ihn sagen können?«
      »Ja. Versuchen Sie es mal bei Ms. Anderson. Lauren Anderson. Sie unterrichtet Englisch und Kunstgeschichte. Mit seinem Literaturverständnis und seiner Ausdrucksfähigkeit war Luke der Klasse weit voraus. Ich glaube, Ms. Anderson hat ihm sogar Einzelunterricht gegeben.«
      Der Name Lauren Anderson stand auf der Liste von Lukes Handyanrufen, erinnerte sich Banks. »Kommt das öfter vor in der Schule?«
      »Wenn es so aussieht, als würde der Schüler davon profitieren, dann ja, sicher. Verstehen Sie, es gibt eine so große Bandbreite von Fähigkeiten und Interessen, und wir müssen unseren Standard etwas über dem Durchschnitt anlegen. Ist er zu hoch, kommt der Großteil nicht mehr mit, ist er zu niedrig, langweilen sich die besseren Schüler und lenken die anderen ab. Aber so schlimm, wie es in den Zeitungen immer dargestellt wird, ist es nicht. Zum Glück haben wir an der Gesamtschule Eastvale viele leidenschaftliche und engagierte Lehrer. Ms. Anderson ist eine davon. Luke hat nach der Schule auch Geigenunterricht genommen.«
      »Stimmt, in seinem Zimmer war eine Geige.«
      »Wie gesagt, er war kein Durchschnittsschüler.« Barlow schwieg kurz und starrte aus dem Fenster. »Er wird uns fehlen.«
      »Auch wenn Sie ihn kaum gekannt haben?«
      »So war das nicht gemeint«, sagte Barlow stirnrunzelnd. »Luke besaß eine gewisse Präsenz. Ich wollte eher sagen, dass er nicht viel Aufhebens machte und gut zu führen war.«
      »Wer hat ihm Geigenunterricht gegeben?«
      »Unser Musiklehrer, Alastair Ford. Spielt selbst ziemlich gut. Im lokalen Streichquartett. Natürlich nur Amateure. Vielleicht haben Sie schon mal von ihnen gehört; sie nennen sich Aeolian Quartet. Sie sollen sehr gut sein, obwohl ich zugeben muss, dass mein Geschmack eher in Richtung Miles statt Mahler geht.«
      Das Aeolian. Natürlich kannte Banks das Quartett. Er hatte sogar schon ein Konzert besucht. Das letzte Mal kurz nach Weihnachten mit Annie Cabbot im Gemeindezentrum. Sie hatten Der Tod und das Mädchen von Schubert gespielt. Nicht schlecht, erinnerte sich Banks.
      »Können Sie mir sonst noch was sagen?«, fragte er und erhob sich.
      »Ich glaube nicht«, erwiderte Barlow. »Insgesamt war Luke Armitage ein ziemlich stilles Wasser.«
      Auf dem Weg zur Haustür meinte Banks zu sehen, wie jemand mit blondem Haar und langen Beinen um die Ecke huschte, aber er konnte sich geirrt haben. Wieso sollte Rose Barlow ihnen lauschen?
     
    Nach einer kurzen nachmittäglichen Pause schien es sich einzuregnen, unaufhörlich nieselte es aus dem waschwassergrauen Himmel. Annie lief Lukes letzte Stationen ab. Von den Angestellten bei HMV erfuhr sie nichts, dort herrschte eine hohe Kundenfrequenz und der Laden war so groß, dass man nicht jeden im Auge behalten konnte. Niemand erkannte die Frau auf dem Phantombild. Außerdem gebe es viele Kunden, die so aussähen, erklärte eine Verkäuferin. Schwarze Kleidung war nichts Ungewöhnliches bei den Kunden von HMV, Body-Piercing und Tätowierungen genauso wenig.
      Etwas mehr Erfolg hatte Annie im Computerladen auf der North Market Street. Gerald Kelly, Inhaber und einziger Verkäufer, erinnerte sich an so gut wie alle Kunden, aber er hatte kein Mädchen zusammen mit Luke gesehen, das Ähnlichkeit mit dem auf der Zeichnung hatte. Luke sei immer allein in den Laden gekommen.
      Eine Befragung stand Annie noch bevor. »Norman's Antiquariat« war ein feuchter, voll gestellter Laden im Souterrain unter einer Bäckerei. Eine Treppe führte hinunter. Es war eins der vielen Geschäfte am Marktplatz, die aussahen, als seien sie

Weitere Kostenlose Bücher