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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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schlug Banks vor. »Sagen wir, ein Schlag in die Magengrube. Oder es kniete mit gesenktem Kopf.«
      »Und betete?«
      »Wäre nicht das erste Mal«, sagte Banks und dachte an all die um ihr Leben flehenden Verbrecher, die auf den Knien gestorben waren.
      Aber Luke Armitage war kein Verbrecher.
      »Von welcher Seite kam der Schlag?«, wollte Banks wissen.
      »Von rechts. Das sieht man an der Form der Einbuchtung.«
      »Das spricht für einen linkshändigen Angreifer, oder?«
      »Schon. Aber mir gefällt das nicht, Banks.«
      »Wie meinen Sie das?«
      »Hm, zuerst mal ist das keine zuverlässige Methode, jemanden umzubringen. Kopfwunden sind tückisch. Sie sind sozusagen nicht todsicher, schon gar nicht eine einzige.«
      Das wusste Banks nur zu gut. Bei seinem letzten Fall war ein Mann sieben- oder achtmal mit einem Schlagstock am Kopf verletzt worden und hatte trotzdem mehrere Tage überlebt. Zwar im Koma, aber dennoch. »Also ist der Täter ein Amateur, der Glück gehabt hat?«
      »Kann sein«, sagte Glendenning. »Wir wissen mehr, wenn ich einen Blick auf das Hirngewebe geworfen habe.«
      »Aber kann dieser Schlag die Todesursache sein?«
      »Das weiß ich nicht genau. Er kann tödlich gewirkt haben, aber das Opfer kann auch schon vorher tot gewesen sein. Wir müssen das Ergebnis der toxikologischen Untersuchung abwarten, dann wissen wir mehr.«
      »Ertrunken ist er nicht?«
      »Das glaube ich nicht, aber sehen wir uns doch mal die Lunge an.«
      Geduldig, wenn auch mit einem mulmigen Gefühl, beobachtete Banks, wie Dr. Glendennings Assistent den Y-förmigen Einschnitt machte und Haut und Muskeln mit einem Skalpell vom Brustkorb zog. Aus der Leiche stieg der Geruch menschlichen Fleisches, der Banks immer an rohes Lammfleisch erinnerte. Dann zog der Assistent den Brustlappen über Lukes Gesicht und knackte die Rippen mit einer Rippenzange. Schließlich öffnete er die Brust und legte die inneren Organe frei. Nachdem er sie en bloc entfernt hatte, legte er sie auf den Seziertisch und griff zur elektrischen Säge. Banks wusste, was nun kam: das unvergessliche Geräusch und der penetrante Gestank von angesengtem Schädelknochen. Schnell drehte sich Banks zu Dr. Glendenning um, der die Organe sezierte und sich speziell den Lungenflügeln widmete.
      »Kein Wasser«, verkündete er. »Oder nur minimal.«
      »Das heißt, Luke war tot, als er ins Wasser kam?«
      »Ich schicke das Gewebe noch zum Diatomeen-Nachweis, aber ich glaube nicht, dass die viel finden werden.«
      Die elektrische Säge verstummte, und Sekunden später hörte Banks ein anderes Geräusch, eine Mischung aus Knirschen und Saugen. Er wusste, nun wurde die Schädeldecke abgenommen. Dann durchtrennte der Assistent Rückenmark und Tentorium und nahm das Gehirn heraus. Er trug es zu einem Formalinglas, in dem es mehrere Wochen schweben würde, damit es fester wurde und leichter zu bearbeiten war. Dr. Glendenning warf einen kurzen Blick darauf.
      »Aha«, sagte er. »Hab ich mir gedacht. Hier, Banks, sehen Sie die Verletzung da, an den Stirnlappen?«
      Banks sah sie. Und er wusste, was sie bedeutete. »Contre coup?«
      »Ganz genau. Das könnte den ungewöhnlichen Aufprallwinkel erklären.«
      Wenn das Opfer sich nicht bewegt und einen Schlag auf den Kopf bekommt, beschränkt sich der Schaden auf den Punkt des Aufpralls - der Knochen splittert ins Gehirngewebe -, aber wenn das Opfer den Kopf bewegt, bekommt es einen so genannten Contre coup: eine zusätzliche Verletzung gegenüber dem Aufprallpunkt. Bei Stürzen kommt es fast immer zu Contre-coup-Verletzungen.
      »Luke ist gestürzt?«
      »Oder er wurde geschubst«, sagte Glendenning. »Aber soweit ich sagen kann, hat er keine weiteren Verletzungen, keine Knochenbrüche. Und wie gesagt, wenn er blaue Flecken gehabt hat, wenn er geschlagen oder umgestoßen wurde, dann werden wir es nicht mehr erfahren, es sei denn, er hat kleine Knochen im Kiefer gebrochen. Aber das untersuchen wir natürlich.«
      »Können Sie mir irgendwas Genaueres über den Todeszeitpunkt sagen? Das ist wichtig.«
      »Hm, tja ... Ich hab mir Dr. Burns' Abmessungen des Tatorts angesehen. Sehr gewissenhaft. Wird es weit bringen, der Mann. Rigor mortis war schon vorbei, das heißt, bei den gemessenen Temperaturen mindestens zwei Tage.«
      »Was ist mit den Runzeln und der Aufhellung?«
      »Cutis anserina? Kommt nach drei bis fünf Stunden. Wasser

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