Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
rauchte, das Aufnahmegerät lief. Schließlich fragte Banks: »Sonst noch irgendwas?«
»Nein«, sagte Mark.
Bridges schaltete den Rekorder aus.
»Was haben Sie jetzt vor?«, fragte Banks.
»Komme ich vor Gericht?«
Banks und Bridges schauten sich an. Bridges schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass die Staatsanwaltschaft da groß was draus machen will. Sie können gehen. Aber Sie sind ein wichtiger Zeuge, die Staatsanwaltschaft wird noch mit Ihnen sprechen wollen, und Mrs. Asperns Anwälte bestimmt auch. Sie sollten also auf jeden Fall in der Nähe bleiben, verfügbar sein und uns mitteilen, wo Sie sich aufhalten.«
Mark nickte. »Ich weiß. Ich hab noch ein bisschen Geld. Ich werde mir ein paar neue Sachen kaufen und mir was suchen, wo ich eine Zeit lang bleiben kann.«
»Warum kommen Sie nicht zurück nach Eastvale? Melden Sie sich doch mal bei meinem Bekannten mit dem Restaurationsbetrieb! Der kann immer fleißige Lehrlinge gebrauchen.«
»Weiß nicht. Mal sehen. Ehrlich gesagt, brauch ich im Moment einfach nur ein bisschen Ruhe und Frieden. Ich will diese ganzen furchtbaren Bilder aus dem Kopf kriegen.«
Na, viel Glück dabei, dachte Banks, dem es selbst nach Jahren nicht gelungen war, die albtraumhaften Bilder aus seinem Kopf zu verbannen.
Leslie Whitaker hatte sich anscheinend aus dem Staub gemacht. Sein Geschäft war geschlossen, bei sich zu Hause in Lyndgarth war er auch nicht. Annie verfluchte sich selbst, ihn nicht besser im Auge behalten zu haben. Sie setzte alle Hebel in Bewegung, um ihn aufzutreiben.
Immerhin hatten sie Glück gehabt mit der Ehemaligenseite im Internet, dachte Annie, als sie am späten Nachmittag mit Winsome vor einem kleinen frei stehenden Haus hielt. Elaine Hough wohnte am Stadtrand von Harrogate, sie war Küchenchefin in einem der besten Restaurants des Kurorts. Sie war nicht die Einzige von den 115 auf der Website registrierten Ehemaligen gewesen, die umgehend auf Winsomes Anfrage geantwortet hatten, aber von den dreien, die sich an Thomas McMahon und Roland Gardiner erinnerten, war sie bei weitem am einfachsten zu erreichen - der eine Kommilitone wohnte in Eastbourne, der andere in Aberdeen.
Außerdem hatte Elaine behauptet, eng mit Gardiner und McMahon befreundet gewesen zu sein.
Elaine Hough schien eine nüchtern denkende Frau voller Tatkraft zu sein. Sie hatte kurzes schwarzes Haar mit grauen Strähnen. Falls sie alles aß, was sie so kochte, sah man es ihr nicht an; sie war groß und schlank.
»Kommen Sie doch rein!« Annie und Winsome folgten ihr in ein mit Eichenmöbeln eingerichtetes Wohnzimmer, in dem Holzbalken und Natursteine freigelegt waren.
»Hübsch hier«, bemerkte Annie, obwohl das eigentlich nicht ihr Stil war.
»Freut mich, dass es Ihnen gefällt. Ist eher der Geschmack meines Mannes, ich bin meistens nur in meinem kleinen Arbeitszimmer.«
»Nicht in der Küche?«
Elaine lachte. »Tja, ich koche wirklich für mein Leben gern. Leider komme ich im Restaurant kaum noch dazu. Es ist immer das Gleiche, nicht wahr? Man arbeitet sich auf dem Gebiet hoch, das man beherrscht, und irgendwann ist man so erfolgreich, dass man die ganze Zeit nur noch mit Geschäftlichem zu tun hat und keine Zeit mehr für das bleibt, was man am liebsten tut.« Sie lachte wieder. »Aber ich will mich nicht beschweren. Ich habe wirklich großes Glück. Möchten Sie Tee oder Kaffee oder irgendwas anderes?«
»Kaffee wäre nett«, sagte Annie. Winsome nickte zustimmend.
»Dann kommen Sie doch mit in die Küche. Wir können uns dort weiterunterhalten.«
Sie folgten ihr in eine moderne Küche mit Edelstahlherd und -kühlschrank und einer Kochinsel mit Granitplatte und einem Holzblock voller hochwertiger Profimesser. Darüber hingen an einem Gestell Kupfertöpfe und -pfannen. Manchmal wünschte auch Annie sich eine so gut eingerichtete, schicke Küche, aber ihre Kochkünste beschränkten sich auf Nudeln mit Gemüsesoße und die telefonische Bestellung beim Inder. Bei ihr würde das alles nicht genutzt werden.
Elaine stellte den Kessel an, und als das Wasser kochte, mahlte sie Kaffeebohnen und gab das Pulver in eine Cafetiere. Es roch wunderbar. Sie bewegte sich gewandt und schnell, man spürte ihre berufliche Erfahrung. Selbst einer so profanen Tätigkeit wie dem Kaffeekochen widmete sie ihre ganze Aufmerksamkeit. Wahrscheinlich wusste sie sogar, wie man, ohne zu weinen, einen Berg
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