Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
verloren, ist ja oft so, auch wenn wir natürlich Kontakt halten wollten.«
»Wie hieß Giles mit Nachnamen?«
»Moore. Giles Moore.«
Mit dem Namen und den Angaben von Elaine würden sie den Hintergrund des rätselhaften Giles Moore besser ausleuchten können, dachte Annie. Vielleicht würden sie ihn sogar ausfindig machen. Möglich, dass er nichts mit den jüngsten Ereignissen zu tun hatte, aber es klang nach einem viel versprechenden Ansatz. Sie hatten jemanden gesucht, der am Polytechnikum mit Thomas McMahon und Roland Gardiner befreundet war, und diese Person schienen sie gefunden zu haben.
»Haben Sie eventuell Fotos?«, fragte Annie.
»Nein. Die sind mir bei den ganzen Umzügen irgendwie abhanden gekommen.«
»Schade«, sagte Annie. »Es hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber war bei Giles und dem Rest Ihrer Clique mal von einem Brand die Rede?«
Elaine runzelte die Stirn. »Von einem Brand? Nicht dass ich wüsste. Ich meine, sicher hat es damals in der Stadt manchmal gebrannt, aber das hatte ja nichts mit uns zu tun. Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass Giles etwas mit dem Tod von Tommy und Rolo zu tun hat, oder? Doch nicht nach so langer Zeit.«
»Das behaupte ich nicht. Aber finden Sie nicht, dass es ein ganz schön großer Zufall ist, dass zwei Männer, die ungefähr zehn Meilen voneinander entfernt wohnten und nur wenige Tage nacheinander bei verdächtigen Bränden starben, zur selben Zeit am Polytechnikum Leeds waren? Ich schon. Und nicht nur das. Nach dem Gespräch mit Ihnen wissen wir jetzt auch, dass sie vor über zwanzig Jahren eng befreundet waren. Und dann gibt es da noch den geheimnisvollen Dritten: Giles Moore.«
»Aber Giles würde keiner Fliege was zuleide tun. Warum sollte er?«
»Wissen Sie noch irgendwas über ihn, das uns helfen könnte, ihn zu finden?«
»Nein«, antwortete Elaine. Annie spürte, dass sie dichtmachte. Ihr gefiel die Vorstellung nicht, dass ihr Exfreund eines Doppelmordes verdächtig war. Annie nahm es ihr nicht übel; sie wäre auch nicht gerade begeistert.
»Wie sah er eigentlich aus?«
»Gut. Er sah gut aus. Ein bisschen größer als ich, schlank. Etwas längeres, gewelltes Haar. Kastanienbraun. Aber das ist ja schon ewig her.«
»Wie alt war er damals?«
»Einundzwanzig, zwei Jahre älter als wir anderen.«
»Besondere Kennzeichen?«
»Was meinen Sie damit?«
»Muttermale, Narben, so was.«
»Nein«, erwiderte Elaine. »Er hatte glatte, makellose Haut.« Sie errötete. »Nur eine Narbe von einer Blinddarmoperation.«
»Hatte er einen Akzent?«
»Nein. Er sprach höchstens ein bisschen gehobener, aber nicht auffällig. Gebildet, wohlerzogen. Wie man es eben bei jemandem mit solchen Eltern erwartet.«
»Rauchte er, trank er?«
»Er rauchte. Taten damals alle. Ich meine, wir wussten natürlich, dass es ungesund war - war schließlich 1980 -, aber wir bildeten uns ein, wir würden ewig leben. Ich hab vor zehn Jahren aufgehört. Getrunken haben wir auch alle.«
»Viel?«
»Giles? Nein, eigentlich nicht.«
»Gibt es sonst noch jemanden, mit dem wir uns eventuell unterhalten sollten?«
»Es ist schon so lange her. Ich habe den Kontakt verloren. Nicht mal an die Namen kann ich mich mehr erinnern. Aber das ist normal, oder? Man zieht weg, heiratet, bekommt Kinder oder macht Karriere.«
Annie wurde klar, dass sie zwar jünger war als Elaine, aber niemanden mehr aus ihrer Schul- oder Studienzeit kannte, obwohl diese noch gar nicht so lange zurücklag. Sie hatte mit niemandem Kontakt gehalten. Angesichts des Polizistendaseins, der häufigen Umzüge und der unmöglichen Arbeitszeiten war das keine große Überraschung. Von Phil abgesehen, waren alle ihre Freunde auch ihre Arbeitskollegen, ihr Privatleben beschränkte sich auf einen gelegentlichen Abend mit Banks oder anderen im Queen's Arms. »Haben Sie irgendeine Idee, wer Tommy und Rolo das angetan haben könnte?«
»Du lieber Himmel, nein! Aber ich glaube nicht, dass Giles etwas damit zu tun hat.«
Annie machte Winsome ein Zeichen, und die Kollegin steckte das Notizbuch ein. Annie hoffte, dass Elaine Recht behielt, auch wenn sie sich vielleicht insgeheim wünschte, dass sie diesen Giles Moore ausfindig machten und bewiesen, dass er der Mörder war. Dann wäre der Fall wenigstens gelöst und ein Verbrecher weniger auf der Straße. Aber jetzt war es Zeit zu erfahren, ob die
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