Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
es ist alles legal.«
»Weil Sie verheiratet sind?«
»Genau. Ich habe jetzt einen britischen Pass. Alles ist legal. Das hat Philip für mich gemacht.«
»Aber als Sie sich kennen lernten?«
Sie lächelte. »Ach ... damals hieß ich Jelena Pavelich und war ein armer Flüchtling aus einem vom Krieg zerstörten Land, der einfach nur überleben wollte.« Sie machte eine ausholende Geste. »Und jetzt bin ich Helen Keane.«
»Schöne Wohnung«, lobte Banks.
»Danke. Ich hab sie selbst eingerichtet.«
»War das Ihr Beruf? Im Kosovo?«
»Nein. Ich habe Sprachen studiert, wollte Übersetzerin werden. Dann fing der Krieg an. Meine Eltern wurden umgebracht. Ich musste fliehen.«
»Wie haben Sie das geschafft?«
»Mit der Hilfe von anderen Menschen. Es war eine lange Reise. Ich würde das alles gerne vergessen. Ich habe viele schreckliche Dinge gesehen, musste schreckliche Dinge tun. Aber Sie sagten, Sie wollten etwas über Phil wissen?«
»Ja«, bestätigte Banks. »Wissen Sie, was er machte, bevor er Sie kennen lernte?«
»Er sagte, er würde im Ausland arbeiten. In Galerien und Museen in Italien, Spanien, Russland, Amerika. Philip ist sehr klug. Er hat die ganze Welt bereist.«
»Ja, ich weiß«, entgegnete Banks.
Helen kniff die Augen zusammen und musterte Banks genauer. »Hat er Ihnen die Freundin weggenommen? Fragen Sie mich deswegen über ihn aus?«
Banks merkte, dass er rot wurde. »Wie kommen Sie denn darauf?«
Sie lächelte wie eine Frau, die glaubte, die Oberhand gewonnen zu haben, die eine Schwäche entdeckt zu haben meinte. »Weil Philip ein sehr attraktiver Mann ist, nicht?«
»Kann sein. Aber wie kommen Sie auf die Idee, dass er eine Freundin hat? Ist er schon mal untreu gewesen?«
Sie lachte. Es war ein tiefes, raues, fast grobes Lachen, wie man es niemals von einer derart zierlichen Frau erwartet hätte. So lachte man in einem verqualmten Pub über einen zotigen Witz. Es gefiel Banks. Es ließ sie menschlicher wirken, weniger überirdisch schön. »Philip hat immer Freundinnen«, antwortete sie.
»Und das stört Sie nicht?«
Sie machte eine abwertende Handbewegung, dann sagte sie: »Unsere Ehe ist nicht wie andere. Jeder macht, was er will.«
»Und warum bleiben Sie dann zusammen?«
»Weil wir uns mögen. Wir sind Freunde. Und weil, na ja ...«
»Ja?«
Sie sah sich in ihrer Wohnung um und fuhr sich mit der Hand über das Spitzentop, über ihre kleinen Brüste. »Ich mag schöne Dinge. Finden Sie mich hübsch?«
»Ja, sehr.«
»Ich glaube, für Philip bin ich ein Statussymbol, ja? Er zeigt sich gerne mit seiner hübschen jungen Frau. Alle seine Freunde und Kollegen sind neidisch auf ihn. Alle wollen mit mir ins Bett. Das merke ich an der Art, wie sie mich anschauen.«
»Und das gefällt Philip?«
»Ja. Wir gehen zusammen zu Eröffnungsfeiern, Galas und Dinner. Zu allen möglichen offiziellen Anlässen mit vielen wichtigen Leuten. Und alle sehen mich auf dieselbe Art und Weise an, junge Männer, alte Männer, manchmal sogar Frauen. Wenn man eine Firma hat, ist es gut, verheiratet zu sein, ja?«
Da musste Banks zustimmen. Aus irgendeinem Grund verlieh die Ehe einer Firma den Anschein von Zuverlässigkeit und Traditionsbewusstsein, der Kunden wichtig ist. Potenzielle Käufer sind gegenüber einem Junggesellen in Phils oder Banks' Alter viel misstrauischer als gegenüber einem Ehemann. Und dass Phils Frau eine geheimnisvolle osteuropäische Schönheit war, galt in seinen Kreisen sicherlich nicht als Nachteil. Wenn überhaupt, ließ es ihn ein wenig wagemutiger als die anderen erscheinen. Nicht viel, sondern gerade genug, um ihn für einen Vorreiter zu halten, dem man sich gewinnbringend anschloss.
Ja, wenn Phil Keane wollte, dass man ihn für einen traditionsbewussten, soliden, zuverlässigen Kerl hielt, hätte er durchaus größere Fehler machen können, als mit Helen aufzutreten. Und sie hatte ja bereits gestanden, dass sie den luxuriösen, verschwenderischen Lebensstil liebte. Vielleicht hatte auch sie Liebhaber. Scheinbar führten die beiden eine offene Ehe, da genoss sie wohl auch ihre Freiheiten. Banks wurde ein wenig unwohl, als sein Blick nun zu den Konturen ihres knappen BHs unter dem Spitzentop und zum schwarzen Träger auf ihrer blassen Schulter wanderte. Dann fragte er sich, wie viel Phil Keane dieser Lebensstandard kostete und ob ArtSearch derartig viel
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