Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
worauf ich hinauswill, ist, dass wir nicht sagen können, ob die Verletzung prä oder post mortem erfolgte.«
»Meinen Sie, das könnten Sie noch herausfinden?«
Glendenning verdrehte die Augen. »Meinen Sie, das könnten Sie noch herausfinden?«, äffte er Banks nach und wandte sich wieder der Leiche zu. »Hm, warum sehen wir nicht zuerst mal nach, ob es Anzeichen für eine Rauchvergiftung gibt?« Mit einer dramatischen Geste streckte er die Hand aus. »Skalpell!«
Wendy Gauge musste sich ein Grinsen verkneifen, als sie ihm das Instrument reichte. Der Pathologe beugte sich über die Leiche. Die Nase war weggebrannt, auch an Kinn und Kiefer waren Haut und Fleisch so verkohlt, dass man die Knochen sehen konnte. Glendenning legte den Tracheaibereich und die Hauptbronchien frei, die zum Teil verrußt oder verbrannt waren. »Da sind definitiv Brandverletzungen an Mund, Nase und oberen Luftwegen«, erklärte Glendenning, als er sich wieder aufrichtete. »Aber das ist nicht ungewöhnlich, das heißt nicht viel.« Er stocherte erneut im Hals herum. »Hier ist Ruß, aber nicht viel. Genau gesagt ist es sogar so wenig, dass wir davon ausgehen können, dass er noch atmete, wenn auch nur flach.«
»War er bewusstlos?«, fragte Banks.
»Höchstwahrscheinlich.«
»Der Schlag auf den Kopf könnte ihm also doch vor dem Brand zugefügt worden sein? Könnte er die Bewusstlosigkeit hervorgerufen haben?«
»Immer langsam mit den jungen Pferden.« Dr. Glendenning beugte sich wieder über den Toten. »Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass die Verletzung eher vom Feuer oder von herabfallenden Teilen als durch menschliche Gewalteinwirkung verursacht wurde. Rußablagerungen auf der Zunge und in den Nares, also in Oropharynx und Nasopharynx, die hier tatsächlich zu finden sind, besagen nicht notgedrungen, dass das Opfer während des Brandes noch lebte.«
»Es kann also schon tot gewesen sein?«
Glendenning warf Banks einen bösen Blick zu und fuhr fort: »Rußanhaftungen unterhalb des Kehlkopfes würden darauf hinweisen, dass das Opfer bei Brandausbruch noch lebte.«
»Und, sind da welche?«, wollte Banks wissen.
»Nur wenige. Wir müssen jetzt tiefer graben.« Glendenning machte ein Zeichen, und Wendy Gauge zog mit ihrem eigenen Skalpell den y-förmigen Schnitt. Die schwarze Haut, verdörrt vom Feuer und dann nass geworden vom Löschwasser, ließ sich wie Papier abziehen. Und dann war er da, der widerwärtige Geruch des Todes. Rohes oder verbranntes Fleisch, es lief auf dasselbe hinaus. »Hm«, machte Glendenning. »Man sieht, wie tief die Verbrennungen an einigen Stellen reichen. Sie sind aus verschiedenen Gründen nie gleichmäßig, zum Beispiel ist die Haut an manchen Stellen dicker als an anderen.«
»In Ihrer Nähe wohl besonders dick«, murmelte Banks.
Großmütig ignorierte Glendenning die Bemerkung. »Das Blut ist roter als normal«, erklärte er. »Hinweis auf Kohlenmonoxid. Den genauen Gehalt wissen wir, wenn dieser unfähige Trampel Billings die Ergebnisse aus dem Labor bringt.«
Banks musste an den Tag denken, als er seinen ehemaligen Chef, den Polizeipräsidenten Jimmy Riddle, mit einer Kohlenmonoxidvergiftung tot in dessen Garage gefunden hatte. Selbstmord. Das Gesicht war krebsrot gewesen. »Wie viel Kohlenmonoxid ist tödlich?«, wollte er wissen.
»Eine Konzentration im Blut von mehr als vierzig Prozent ruft vermindertes Urteilsvermögen, Bewusstlosigkeit oder den Tod hervor, aber das hängt vom Allgemeinzustand der betreffenden Person ab. Als tödlich gilt allgemein ein Prozentsatz von fünfzig. Gut, Wendy, Sie können jetzt weitermachen.«
»Ja, Herr Doktor.« Wendy Gauge zog das Gewebe vom Brustkorb und knackte die Knochen mit einer Rippenzange, um die inneren Organe frei zu legen.
In dem Moment öffnete sich die Tür, und Billings kam vom Labor zurück. Das Gemetzel auf dem Obduktionstisch aus Edelstahl schien ihn kalt zu lassen, aber der Anblick von Dr. Glendenning jagte ihm offenbar einen Schreck ein. Wann immer er mit dem Arzt reden musste, begann Billings zu stottern. »B-b-b-bitte, Herr Doktor, d-d-die Ergebnisse des Kohlenmonoxidnachweises.«
Glendenning warf ihm einen missbilligenden Blick zu und sah sich das Ergebnis an. »Möchten Sie die kurze oder die lange Version?«, fragte er Banks, nachdem er Billings mit einer knappen Kopfbewegung entlassen hatte.
»Die kurze reicht fürs Erste.«
»Der CO-Gehalt beträgt
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