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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Schnittwunde am Kinn drückte, machte es nicht besser.
      »Tote junge Frau am Steuer«, antwortete Hatchley.
      »Das sehe ich selbst«, gab Annie mit kurzem Blick zum offenen Fahrerfenster zurück.
      »Schlecht drauf heute, was?«, fragte Hatchley. »Was ist? Mit dem falschen Bein zuerst aufgestanden?«
      Annie ignorierte ihn. Sie kannte seine Sprüche, besonders seit sie zum Inspector befördert worden und er Sergeant geblieben war. »Todesursache?«, fragte sie.
      »Noch unbekannt. Auf den ersten Blick nichts zu erkennen. Keine sichtbaren Spuren, keine Schlagwunden. Offiziell ist sie noch nicht mal tot. Erst wenn der Doc sie für tot erklärt hat.«
      Annie verkniff sich die Bemerkung, dass sie das auch selbst wisse. »Schon mal nachgesehen?«, hakte sie nach.
      »Ich hab kurz mal geguckt, mehr nicht. Hab nichts angefasst. Winsome hat nach dem Puls gefühlt, war aber nichts. Wir warten noch auf Doc Burns.«
      »Das heißt also, sie könnte genauso gut an einem Herzinfarkt gestorben sein?«
      »Könnte«, erwiderte Hatchley. »Aber wie gesagt, sie ist noch sehr jung. Liegt nicht unbedingt nahe.«
      »Schon eine Ahnung, wer sie ist?«
      »Keine Handtasche, kein Führerschein, nix. Wenigstens kann man durch die Scheiben nichts sehen.«
      »Vielleicht wurde sie von der Straße abgedrängt. Das leuchtet doch eher ein, als dass eine junge, allein reisende Frau freiwillig auf einer dunklen Landstraße anhält, weil da jemand steht. Man sieht, dass sie gegen die Mauer gefahren ist. Vielleicht wurde sie verfolgt.«
      »Ich habe das Nummernschild im Computer überprüft, Chef«, sagte Winsome, die von dem Auto herüberkam. »Der Pkw ist auf eine Jennifer Clewes angemeldet. Wohnhaft in London. Kennington. Siebenundzwanzig Jahre alt.«
      »Wir wissen noch nicht mit Sicherheit, dass sie es ist«, sagte Annie. »Wir müssen so viel wie möglich über sie herausfinden.«
      »Gut, Chef.« Winsome hielt inne.
      »Was ist?«
      »Gab's so was nicht schon mal?«
      »Was?«, fragte Annie.
      »So einen Mord. Wie diesen. Junge Frau tot am Straßenrand. An der M1, nicht der A1, aber trotzdem ...«
      »Stimmt«, meinte Annie. »Ich habe in der Zeitung davon gelesen. Weiß aber nichts Genaues mehr. Gucken Sie noch mal nach?«
      »Klar, Chef.« Winsome ging zurück zum Auto.
      Annie wandte sich wieder an Hatchley. »Wurde Detective Superintendent Gristhorpe bereits informiert?«
      »Ja. Er möchte auf dem Laufenden gehalten werden.«
      Logisch, dachte Annie. War ja sinnlos, den Super herzuholen, wenn die Frau lediglich in einer Parkbucht gehalten hatte und dort an einem Herzinfarkt, an Asthma oder einer Gehirnblutung gestorben war - eines der körperlichen Versagen, die bei eigentlich gesunden jungen Menschen zum plötzlichen Tod führten. »Welcher Kollege war zuerst am Tatort?«
      »PC Farrier, der da drüben.«
      Hatchley wies auf einen uniformierten Police Constable, der sich gegen einen Streifenwagen lehnte. Pete Farrier. Annie kannte ihn, er arbeitete ebenfalls im Polizeipräsidium der Western Area, genau wie sie. Er war schon seit Jahren dort, und wie man hörte, war er ein zuverlässiger, vernünftiger Bobby. Annie ging zu ihm. »Und, Pete?«, fragte sie. »Wer hat es gemeldet?«
      »Das Pärchen da drüben, Ma'am.« Farrier wies auf einen Mann und eine Frau, die einige Meter vom Tatort entfernt am Straßenrand im Gras saßen. Der Mann hatte den Arm um die Frau gelegt, sie barg den Kopf an seiner Brust.
      Annie dankte Farrier und ging zu ihrem Auto, holte die Latexhandschuhe aus dem Untersuchungskoffer und zog sie über. Dann begab sie sich zu dem Peugeot. Sie musste den Tatort genauer inspizieren und erste Eindrücke sammeln, bevor Dr. Burns eintraf und mit der Untersuchung begann. Schon hatten sich Fliegen auf dem blassen Gesicht der Frau niedergelassen. Annie scheuchte sie fort. Empört summten sie um ihren Kopf und warteten auf eine Gelegenheit, zurückzukommen.
      Die Frau saß auf dem Fahrersitz, leicht vornüber gebeugt und nach links geneigt. Ihre rechte Hand umfasste das Lenkrad, die linke hielt die Kupplung umklammert. Der Sicherheitsgurt lag straff an, hielt sie aufrecht. Beide Vorderfenster waren geöffnet. Der Schlüssel steckte noch im Zündschloss. Im Getränkehalter stand ein Styroporbecher.
      Die Frau war nicht groß, hatte aber relativ große Brüste. Der Gurt lag in der Mitte, trennte sie, so dass sie noch stärker auffielen.

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