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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Annie schätzte die Frau auf Mitte bis Ende zwanzig, das passte zu Jennifer Clewes' Alter. Sie war äußerst attraktiv. Ihre Haut war blass, wahrscheinlich schon zu Lebzeiten, das lange Haar dunkelrot - gefärbt, nahm Annie an. Sie trug eine hellblaue Baumwollbluse und schwarze Jeans. Soweit man sehen konnte, war sie nicht verletzt, wie Hatchley bereits bemerkt hatte, auch war nirgends Blut zu finden. Sie hatte die Augen geöffnet, die von einem leeren, glanzlosen Grün waren. Annie hatte diesen Blick schon öfter gesehen. Sie kannte diese Stille.
      Aber Hatchley hatte recht; irgendetwas an dieser Szenerie war faul, zumindest faul genug für eine gründliche Voruntersuchung, ehe die Größenordnung der Ermittlung festgelegt wurde. Bei der Besichtigung des Tatorts merkte sich Annie, was ihr auffiel und was sie für wichtig hielt.
      Anschließend ging sie zu dem Pärchen, das die Leiche entdeckt hatte. Die beiden waren noch sehr jung, sah sie beim Näherkommen. Der Mann war leichenblass, die Frau in seinem Arm barg ihr Gesicht immer noch an seiner Brust, weinte allerdings nicht. Der Mann blickte auf, Annie hockte sich neben die beiden.
      »Ich bin Detective Inspector Cabbot vom Präsidium der Western Area«, stellte sie sich vor. »Sie haben das Auto gefunden?«
      Die Frau löste sich aus der schützenden Umarmung des Mannes und schaute Annie an. Sie hatte geweint, das konnte man sehen, aber sie hatte sich gefasst.
      »Könnten Sie mir erzählen, wie es abgelaufen ist?«, fragte Annie den Mann.
      »Das haben wir bereits dem Polizisten in Uniform gesagt. Er war als Erster hier.«
      »Ich weiß«, gab Annie zurück, »und es tut mir leid, dass Sie es noch mal durchgehen müssen, aber es ist eine große Hilfe, wenn Sie es mir auch erzählen.«
      »Eigentlich gibt's nichts groß zu erzählen, oder, Schatz?«, fragte er seine Frau. Sie schüttelte den Kopf.
      »Nennen Sie mir doch zuerst mal Ihren Namen.«
      »Das ist Sam, Samantha«, sagte der Mann, »und ich bin Adrian, Adrian Sinclair.«
      »Gut, Adrian. Wo wohnen Sie?«
      »In Sunderland.«
      Annie meinte, das schnarrende R der Liverpooler in seiner Stimme zu hören, wenn auch nur schwach. »Wir machen hier Urlaub.« Adrian strich Samantha übers Haar. »Flitterwochen, genauer gesagt.«
      Nun, an die würden sie sich bestimmt ihr Leben lang erinnern, dachte Annie, nur leider aus den falschen Gründen. »Wo sind Sie untergekommen?«
      Adrian wies auf einen Hang. »Wir haben ein Cottage gemietet. Greystone. Da oben.«
      Annie kannte es. Sie schrieb es sich auf. »Und was haben Sie hier unten an der Straße gemacht?«
      »Wir sind spazieren gegangen«, erklärte Adrian. »Es war so ein schöner Morgen. Die Vögel haben uns früh geweckt.«
      Sie waren zum Wandern gekleidet, stellte Annie fest. Nicht wie Profis mit Wanderstock, Stiefeln, teurer Gore-Tex-Ausrüstung und den plastikgeschützten Generalstabskarten um den Hals, sondern mit einfachem, stabilem Schuhwerk, leichter Kleidung und einem Rucksack.
      »Wann waren Sie hier?«
      »Das muss um kurz vor sieben gewesen sein«, sagte Adrian.
      »Was haben Sie vorgefunden?«
      »Das Auto in der Parkbucht, so wie es jetzt da steht.«
      »Haben Sie es angefasst?«
      »Nein, ich glaube nicht.«
      Annie sah Samantha an. »Keiner von beiden?«
      »Nein«, erwiderte Samantha. »Aber es könnte sein, dass du das Dach angefasst hast, Adrian, als du hineingeguckt hast.«
      »Kann sein«, sagte Adrian. »Ich weiß es nicht mehr. Zuerst dachte ich, die Frau würde vielleicht auf der Straßenkarte nachschauen oder schlafen. Ich bin hingegangen, um zu sehen, ob sie Hilfe braucht. Dann merkte ich ihren starren Blick und ... Wir hätten normalerweise gar nicht nachgeguckt, wenn nicht...«
      »Was?«
      »Naja, eigentlich lag es an mir«, sagte Sam. »Wie gesagt, Adrian meinte, die Frau hätte angehalten, um zu schlafen oder auf die Karte zu schauen.«
      »Aber Sie nicht. Warum?«
      »Kann ich nicht genau sagen«, entgegnete Sam. »Lag vielleicht daran, dass es so früh am Morgen war und die Frau ganz allein war. Ich wollte nur nachgucken, ob alles in Ordnung war, mehr nicht. Hätte ja sein können, dass man ihr etwas getan hatte oder dass sie durcheinander war oder so. Eigentlich ging es uns natürlich nichts an, aber man kann auch nicht einfach so weitergehen, oder?« Sie bekam wieder ein wenig Farbe im Gesicht. »Als wir näher kamen, konnten wir

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