Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes
Merchant«, sagte er.
»Bravo!«, antwortete Adams. »Robin Merchant war ein krummer Hund, wie man so sagt. Klar, nach außen hin war er locker und charmant, aber dahinter war es wie bei Jekyll und Hyde. Sein Hirn war völlig wirr von diesem Aleister Crowley, den er immer las. Haben Sie schon mal von dem gehört?«
»Der Name sagt mir was«, entgegnete Banks.
»Er war ein drogensüchtiger Frauenheld, der sich selbst zum schlechtesten Menschen der Welt ernannte. Das große Tier. Sein Motto lautete: >Tue, was du willst, soll das ganze Gesetz sein.< Robin Merchant verstand das ganz wörtlich. Können Sie glauben, dass Robin sogar versuchte, vor mir seine >Opfergaben<, wie er sie nannte, zu rechtfertigen? Er war völlig gewissenlos, schon bevor er sich mit Drogen und schwarzer Magie und dem ganzen Scheiß einließ. Dadurch wurde er nur noch schlimmer, er bildete sich ein, gottgleich zu sein - oder eher teufelsgleich, sollte man wohl sagen. Aber er verbarg das sehr geschickt. Völlig besessen war er von den Morden in Los Angeles, von diesem rituellen Aspekt. Er meinte darin irgendeine okkulte Bedeutung zu erkennen. Ich weiß nicht, ob Sie sich daran erinnern können, aber Manson wurde schließlich im Oktober gefasst, und Robin fing an, sich mit Manson und seinem Machtwahn zu identifizieren. Er sah sich als eine Art Botschafter der Dunkelheit. Aber er brachte keine reichen Schweine um. Er mordete Schönheit und Reinheit. Die Blume war sein Markenzeichen.«
»Und dann?«
»Warum sollte ich Ihnen das erzählen?«
»Weil ich es sowieso herausfinden werde.«
Adams seufzte und starrte über den Pool in die Ferne, als blicke er auf vierzig Jahre böse Geschichte zurück. Er fischte in seinen Taschen nach einer Zigarette, senkte den Kopf, um sie anzuzünden, und schirmte das Feuer mit der Hand vor dem Wind ab. »Ich habe ihn beobachtet«, sagte er schließlich. »Beim fünften Mal, in Winchester. Davon wissen Sie nichts, oder?«
»Nein«, antwortete Banks.
»Weil ich dem Mädchen das Leben rettete«, erklärte Adams ohne den Hauch von Eitelkeit oder Genugtuung, sondern eher so, als stelle er eine Tatsache fest. »Ich hatte einen gewissen Verdacht wegen Robin und war damals so ungefähr der Einzige, der sich die Mühe machte, Zeitung zu lesen. Ich sah unsere Kritiken und las die Geschichten über die Mädchen. Zuerst dachte ich mir nichts dabei. Es ist schwer zu glauben, dass der Typ, der neben dir im Tourbus sitzt, ein Mörder sein soll. Aber ich hätte es wissen müssen. Es passte alles zusammen. Was er sagte, wie er über andere sprach. Dann dachte ich an Brimleigh. Das erste Mal. Ich war mir immer noch nicht sicher, dass es Robin war, wollte es wohl nicht glauben, aber ich wusste nicht, wo er damals zur fraglichen Zeit gewesen war.
In Winchester jedenfalls folgte ich ihm nach dem Auftritt. Es war Juni, rund eine Woche vor seinem Tod. Das Mädchen nahm eine Abkürzung über den Friedhof, ausgerechnet! Das dumme Huhn. Da schlug er zu. Ich war direkt hinter ihm. Habe irgendwas gerufen. Es war dunkel, und ich weiß nicht, ob er mich erkannte, aber er knurrte mich an wie ein wildes Tier, dann schoss er davon wie ein Wahnsinniger. Dem Mädchen ging es ganz gut. Ich sorgte dafür, dass sie gesund nach Hause kam, ohne zu erklären, wer ich war. Ich weiß nicht, ob sie den Zwischenfall anzeigte, aber ich hörte nichts mehr davon. Jetzt war das Problem, was wir mit Robin machen sollten. Ich sprach mit ihm. Er leugnete es nicht, sondern fing an, mir diesen ganzen Scheiß von Aleister Crowley und Charles Manson zu erzählen, wollte sich und seine Taten rechtfertigen. Ich konnte nicht zulassen, dass er noch mehr Menschen umbrachte, aber andererseits waren ein Prozess, eine Verurteilung ... das war einfach undenkbar. Ich meine, damals konnte eine Rockband mit allem davonkommen, aber mit Mord ... insbesondere dieser Art von Mord. Unser Ruf wäre ruiniert gewesen, insbesondere nach dem Manson-Prozess. Das hätten wir niemals überstanden. Die Band hätte das nicht überlebt. Vic auch nicht. Das konnte ich den anderen nicht zumuten, nicht nachdem sie jahrelang so harte Arbeit investiert hatten. Zum Glück erledigte sich das Problem von selbst.«
»Nein«, widersprach Banks. »Sie haben Robin Merchant getötet. Sie waren nicht die ganze Nacht bei Tania Hutchisan im Bett. Sie gingen zu Robin hier unten am Pool und konfrontierten ihn mit der Wahrheit. Ich weiß nicht, ob Sie wirklich
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