Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes
beabsichtigten, ihn zu töten, aber Sie wussten, dass er nicht aufzuhalten war. Sie glaubten, keine andere Wahl zu haben. Es lief perfekt. Ganz einfach.« Banks blickte zur Terrasse hinüber. Vic Greaves war noch immer da, hörte offenbar zu. »Aber Sie waren nicht allein, Chris, nicht wahr? Vic beobachtete Sie.«
Banks war nun seit einer Viertelstunde in Swainsview Lodge.
»Ich gebe nicht zu, jemanden getötet zu haben«, sagte Adams. »Glauben Sie, was Sie wollen. Sie können gar nichts beweisen.«
»Und Sie haben Nick Barber getötet«, fuhr Banks fort. »Es war Ihr silberner Mercedes, den ein Touristenpaar und ein Mädchen aus der Jugendherberge abends sahen. Die weglaufende Gestalt war nur ein Jogger. Es war dumm von mir anzunehmen, dass Vic so etwas tun würde. Alle hatten recht, was ihn angeht. Er mag ein bisschen wirr im Kopf sein, aber im Grunde seines Herzens ist er ein guter Mensch. Vic war durcheinander und teilte Ihnen auf seine umständliche Art mit, dass ein Musikjournalist vorbeigekommen sei und ihn mit Fragen nach der Vergangenheit belästigt habe, nach Brimleigh, Linda Lofthouse und den anderen Morden. Cardiff. Brighton. Plymouth. Fragen, auf die nur Sie und Vic die Antwort wussten. Der Journalist hatte gesagt, er würde wiederkommen. Er hinterließ seine Visitenkarte. Sie glaubten, Vic würde die Strapazen eines zweiten Interviews nicht überstehen. Sie hatten Angst, dass er zusammenbrechen und alles erzählen würde, was er vor vielen Jahren gesehen hatte. Deshalb töteten Sie Barber. Vic konnten Sie einfach nicht umbringen, nicht wahr, obwohl er derjenige war, der das Geheimnis hütete, eigentlich das prädestinierte Opfer. Wussten Sie, dass Linda Lofthouse die leibliche Mutter von Nick Barber war?«
Adams legte die Faust auf die Brust und taumelte ein, zwei Schritte zurück, als sei er geschlagen worden. »Du meine Güte, nein!«, sagte er. »Ich gebe gar nichts zu«, fuhr er fort. »Ja, ich habe mit Robin gesprochen, habe ihn wissen lassen, dass ich Bescheid wüsste, dass ich ein Auge auf ihn hätte. Mehr nicht. Der Rest war ein Unfall.«
»Sie haben ihn umgebracht, um auf Nummer sicher zu gehen. Sie wussten, dass er nicht aufhören würde, dass es weitere Tote geben würde. Und Sie wussten, dass man ihn früher oder später fassen und alles zusammenbrechen würde.«
»Ohne ihn ist die Welt besser dran, so viel steht fest. Trotzdem gebe ich nichts zu. Ich habe mich keines Verbrechens schuldig gemacht. Sie können mir nichts nachweisen. Sicher wäre es sehr einfach gewesen, einfach den Arm auszustrecken und ...« Adams demonstrierte die Geste und legte die Hand auf Banks' Schulter. Dann lächelte er traurig. »... und ihm einen kleinen Schubs zu geben.«
Jetzt waren fast zwanzig Minuten vergangen. Jeden Augenblick würde die Kavallerie eintreffen.
Doch Adams versetzte Banks keinen Schubs. Banks war innerlich aufs Äußerste angespannt, bereit zum Kampf, doch dann spürte er, dass die Hand auf seiner Schulter den Druck verringerte. Da wusste er, dass Adams aufgab, dass er am Ende seiner Kräfte war. Der Mord an Nick Barber und der Diebstahl seiner Aufzeichnungen waren eine Sache gewesen, aber einen Polizisten kaltblütig zu töten, war etwas ganz anderes.
Dann ging alles ganz schnell. Bevor Banks etwas sagen oder tun konnte, hörte er Schritte auf dem Weg, Kollegen riefen seinen Namen. Im selben Moment vernahm er einen gellenden Schrei von links, und eine kräftige dunkle Gestalt warf sich nach vorn, prallte gegen Adams und fiel mit ihm ins tiefe Ende des leeren Schwimmbeckens. Die Kavallerie war eingetroffen, doch sie war zu spät.
Als Annie und Winsome am Tatort ankamen, war der Rettungswagen bereits wieder fort. Es wurde dunkel, und der Wind heulte so laut in den Bäumen, den Winkeln und Ecken von Swainsview Lodge, dass er die Toten hätte aufwecken können. Die Spurensicherer beleuchteten den Tatort mit hellen Bogenlampen. In ihren weißen Overalls tappten sie herum wie Astronauten auf geheimer Mission. Auf dem Grund des Schwimmbeckens sah man Blutspritzer inmitten des Unrats. Annie merkte, dass Banks allein am Beckenrand stand, den Kopf gesenkt. Sie ging zu ihm und berührte ihn vorsichtig an der Schulter. »Alles klar?«, fragte sie.
»Sicher.«
»Ich habe gehört, was passiert ist.«
»Greaves dachte, Adams würde mit mir dasselbe tun, was er vor vielen Jahren mit Robin Merchant gemacht hatte. Dann kamen die Uniformierten den
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