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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Chadwick kannte das Festland nur vom Krieg her. Es wäre interessant, das alles noch einmal zu besuchen. Nicht die Strände, Schlachtfelder und Friedhöfe - die wollte er nicht sehen -, sondern die Kneipen, Cafes und Häuser, in denen die Menschen Türen und Herzen geöffnet und ihnen nach der Befreiung ihre Dankbarkeit ausgedrückt hatten.
      »Wir sind da, Sir.«
      Chadwick fuhr aus seiner Träumerei hoch, als Enderby vom schmalen Weg aufs Gras fuhr. »Das ist es?«, fragte er. »Sieht mir nicht besonders eindrucksvoll aus.«
      Was er hinter der hohen Mauer und dem Holztor erkennen konnte, war ein unbedeutendes Kalksteingebäude mit einem Steindach und drei Schornsteinen. Es war langgestreckt und flach und hatte nur wenige Fenster; insgesamt wirkte es eher düster.
      »Das ist nur die Rückseite«, meinte Enderby, als sie sich dem Tor näherten. Es öffnete sich auf einen gepflasterten Hof. Der Weg führte zu einer schweren roten Tür mit einem großen Messingklopfer in Form eines Löwenkopfes. »Lieferanteneingang.«
      Enderby klopfte an die Tür. Die Stille war bedrückend, fand Chadwick. Kein Vogel zwitscherte. Selbst eine probende Rockband wäre jetzt angenehmer gewesen. Nun ja, vielleicht doch lieber nicht ...
      Die Tür ging auf, und sie wurden von einem jungen Mann von ungefähr dreißig Jahren in einem Paisley-Hemd und schwarzer Schlagjeans begrüßt. Sein kastanienbraunes Haar war nicht so lang, wie Chadwick erwartet hatte, aber über den Kragen reichte es schon. »Sie sind bestimmt die Polizei«, sagte er. »Ich bin Chris Adams, der Manager der Band. Ich wüsste nicht, wie wir Ihnen helfen können, aber kommen Sie doch bitte herein.«
      Enderby und Chadwick folgten ihm in einen breiten getäfelten Flur, von dem links und rechts Türen abgingen. Das dunkle Holz glänzte, und Chadwick nahm einen Hauch von Poliermittel mit Zitronenduft wahr. Am anderen Ende gaben zwei Glastüren einen wunderbaren Blick auf das gegenüberliegende Tal frei, ein asymmetrischer Teppich aus Feldern und Trockenmauern. Tief unter ihnen war der Fluss zu sehen. Beim Näherkommen stellte Chadwick fest, dass die Türen auf einen Balkon mit einer steinernen Balustrade führten. Davor stand ein Tisch mit Sonnenschirm und sechs Stühlen.
      »Beeindruckend«, bemerkte er.
      »Bei schönem Wetter ist es toll«, sagte Adams. »Was in diesem Teil der Welt leider nicht so häufig vorkommt.«
      »Sind Sie von hier?«
      »Ich komme aus Leeds. Bin mit Vic, unserem Keyboarder, zur Schule gegangen. Hier herunter, bitte!«
      Er führte sie eine Steintreppe nach unten. Chadwick bemerkte, dass sie das Haus im oberen Stockwerk betreten hatten und noch eine ganze Etage darunter vorhanden war. Zumindest die Hälfte davon, stellte er fest, als sie durch die Tür traten, wurde von einem großen Raum eingenommen, der im Moment voller Instrumente war: Gitarren, Schlagzeug, Keyboards, Mikrofone, Steuerpulte, Verstärker, Lautsprecher und dicke, sich windende Stromkabel. Sie waren im Probenraum. Hier herrschte wohltuende Stille, abgesehen vom unablässigen Summen der Elektrik. Zwei weitere Glastüren, diesmal geöffnet, führten auf eine Terrasse, die unterhalb des Balkons lag. Direkt dahinter, abgetrennt durch einen schmalen Streifen hohen Grases, war ein Schwimmbecken aus Granit und Marmor. Warum man in Yorkshire einen Swimmingpool draußen im Garten brauchte, überstieg Chadwicks Vorstellungskraft, aber die Reichen hatten ihren eigenen Geschmack und das nötige Kleingeld, um sich ihre Wünsche zu erfüllen. Vielleicht war das Schwimmbecken ja beheizt. Die Wasseroberfläche reflektierte das Sonnenlicht.
      Vier junge Männer saßen in dem großen Raum, rauchten Zigaretten und unterhielten sich lachend mit drei Mädchen. Ein fünfter lag auf dem Sofa und las. Auf einem Tisch standen verschiedene Flaschen - Coca-Cola, Gin, Wodka, Whisky, Weinbrand, Bier und Wein. Ein paar schienen sich bereits etwas zu gönnen, doch als Adams Chadwick etwas anbot, lehnte der ab. Er nahm nicht gerne etwas von Personen an, die ohne weiteres Verdächtige sein konnten. Alle waren locker gekleidet, hauptsächlich in Jeans und T-Shirt, manche in den unmöglichsten Batikfarben und -mustern. Männer wie Frauen hatten langes Haar, nur Adams nicht, der etwas konservativer zu sein schien als die anderen. Chadwick trug einen dunklen Anzug mit unauffälliger Krawatte.
      Da er nun hier war, wusste Chadwick nicht, wie er beginnen sollte.
      Adams

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