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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Manchmal tauchte er wochenlang unter. Sagte mir nie, wohin er ging. Nicht dass er das hätte tun müssen. Ich meine, wir waren ja keine siamesischen Zwillinge oder so.«
      »Verlor er denn überhaupt kein Wort darüber?«
      »Nur einmal, am letzten Abend.« Melanie lachte leise. »Es war eine komische Bemerkung. Er meinte, es wäre eine sehr pikante Geschichte, in der alles vorkäme, sogar ein Mord.«
      »Ein Mord? Das hat er wörtlich gesagt?«
      Wieder begann Melanie zu weinen. »Ja«, sagte sie. »Aber ich glaube nicht, dass er damit sich selbst meinte.«
     
     
    * Montag, 15. September 1969
     
    Die Mad Hatters, erklärte Enderby, während er über die kurvigen Landstraßen fuhr, bestünden aus fünf Mitgliedern: Terry Watson als Sänger und an der Rhythmusgitarre, Vic Greaves an den Keyboards und als Hintergrundsänger, Reg Cooper an der Gitarre, Robin Merchant am Bass und als Sänger sowie Adrian Pritchard am Schlagzeug. Die Gruppe hätte sich vor rund drei Jahren gegründet, als sich die Männer an der Universität von Leeds kennen lernten, weshalb man sie für eine Band »von hier« halte, obwohl nur zwei von ihnen - Greaves und Cooper - tatsächlich aus Yorkshire stammten. Im ersten Jahr hätten sie lediglich Auftritte im westlichen Bezirk gehabt, dann sei zufällig ein Londoner Promoter bei einem Auftritt in einem Pub in Bradford anwesend gewesen und fand, mit ihrer einzigartigen Form von psychedelischer Pastorale besetze die Band eine leere Nische in der Londoner Szene.
      »Moment mal kurz«, unterbrach ihn der frustrierte Chadwick. »Was um alles in der Welt ist denn >psychedelische Pastorale      Enderby lächelte nachsichtig. »Stellen Sie sich Alice im Wunderland oder Winnie- Pu als Rockmusik vor.«
      Chadwick schüttelte sich. »Lieber nicht. Erzählen Sie weiter!«
      »Das war's eigentlich schon, Sir. Die Band hatte Erfolg, verkaufte immer mehr, und jetzt haben sie mit einer Platte einen Bestseller gelandet und sind auf Du und Du mit der Elite des Rock. Man hat sogar noch mehr mit ihnen vor. Roger Waters von Pink Floyd hat mir gestern in Rugby erzählt, dass er glaubt, die Hatters würden es noch weit bringen.«
      Chadwick war schon jetzt gelangweilt von Enderbys Wichtigtuerei. Er fragte sich, ob es ein Fehler gewesen sei, ihn loszuschicken, um die Bands vom Brimleigh Festival zu befragen, die auch in Rugby auftraten. In den zwei Tagen hatte Enderby nichts Interessantes herausgefunden und berichtet, es seien nur ungefähr dreihundert Zuschauer dort gewesen. Und seine Haare waren immer noch nicht geschnitten. »Was hat überhaupt Lord Jessop mit denen zu tun?«, wechselte er das Thema. »Das Haus gehört doch ihm, oder?«
      »Ja. Er ist jung, reich und selbst ein kleiner Hippie. Er mag die Musik, und er wird gerne mit dieser Lebenshaltung in Verbindung gebracht. Ein Mitläufer, könnte man sagen. Genaugenommen ist er oft unterwegs, überlässt aber der Band das Haus und das Gelände zum Proben und Ausruhen.«
      »Das ist alles?«
      »Ja, Sir.«
      Chadwick ließ die Landschaft an sich vorüberziehen, das Tal links, wo der Fluss Swain sich zwischen bewaldeten Ufern schlängelte, die Flanke des Berges gegenüber mit ihrem willkürlichen Muster aus Trockenmauern und grünen Feldern bis auf halber Höhe, wo das Gras braun wurde und in graue Kalksteinfelsen überging, die den Beginn des Moors mit seinem Ginster und der Heide markierten.
      Es war ein schöner Tag, nur hoch oben am Himmel standen ein paar weiße Wolken. Dennoch fühlte sich Chadwick nicht in seinem Element. Nicht dass er noch nie in den Dales gewesen wäre. Als Yvonne noch kleiner war, war er mit seinem ersten Auto, einem dreirädrigen Reliant, der beim geringsten Seitenwind gefährlich schaukelte, mit Janet oft aufs Land gefahren. Die Schönheit der Natur berührte ihn durchaus, doch im Herzen war er immer ein Stadtkind gewesen. Nach einer Weile sagte ihm das offene Land nichts mehr, sondern verstärkte nur seine Sehnsucht nach nassen Bürgersteigen, dem Lärm, dem Gedränge und den Menschen der Großstadt.
      Wenn es nach Chadwick gegangen wäre, hätten sie in den Ferien fremde Städte entdeckt, aber Janet liebte den Wohnwagen. Yvonne würde nicht mehr lange mit ihnen fahren, dachte er, vielleicht würde er, falls sie sich das leisten konnten, Janet von einer Reise nach Paris oder Amsterdam überzeugen können, die ihrer beider Horizont erweiterte. Janet war noch nie im Ausland gewesen, und

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