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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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schon zum zweiten Mal bei Annie. Sie saßen im Starbucks in der Nähe von Embankment, unweit von Melanies Büro, wo sie als Grundstücksmaklerin arbeitete. Als Annie angerufen hatte, meinte Melanie, sie könne nur eine kurze Pause machen, doch die Nachricht vom Mord an Nick Barber verstörte sie so sehr, dass der Chef ihr den Rest des Tages freigab. Wenn Nick bestimmte Vorlieben bei Frauen gehabt hatte, dann hätte Annie sie gern erfahren. Kelly Soames war knabenhaft, blass und ziemlich naiv, Melanie hingegen wohlgeformt, gebräunt und kultiviert. Gemeinsam war den Mädchen höchstens, dass sie beide einige Jahre jünger als er und blond waren.
      »Nick ließ niemanden richtig an sich heran«, sagte Melanie bei einem Frappuccino, »aber das war in Ordnung. Ich meine, ich bin erst vierundzwanzig. Ich will noch nicht heiraten. Nicht mal mit jemandem zusammenleben. Ich habe mit einer Freundin eine nette Wohnung in Chelsea. Wir kommen gut miteinander aus und lassen uns gegenseitig in Ruhe.«
      »Aber Sie waren mit Nick befreundet.«
      »Ja. Wir gingen jetzt seit ungefähr einem Jahr miteinander, mehr oder weniger. Ich meine, es gab auch schon mal andere. Wir waren eigentlich kein richtiges Paar. Aber wir hatten unseren Spaß. Es war lustig mit Nick, meistens jedenfalls.«
      »Was meinen Sie damit?«
      »Ach, er konnte ziemlich langweilig werden, wenn es um sein Steckenpferd ging. Mehr nicht. In den dämlichen Sechzigern bin ich noch nicht mal auf der Welt gewesen. Ist doch nicht meine Schuld. Ich kann die Musik nicht ausstehen.«
      »Sie teilten also nicht seine Begeisterung?«
      »Damit stand er ziemlich allein. Bei ihm war das mehr als Begeisterung. Ich meine, ich weiß, dass das seltsam klingt, weil er echt cool war und ich durch ihn alle möglichen Bands und so kennenlernte - ich meine, wir haben bei so einer Preisverleihung sogar mal was mit Jimmy Page getrunken. Können Sie sich das vorstellen? Jimmy Page! Den kenne ja sogar ich. Klar, das hört sich alles echt cool an und so, Musikjournalist sein und berühmte Leute treffen, aber im Grunde ist es doch wie bei jedem übertriebenen Hobby, oder? Ich meine, es hätten genauso gut Eisenbahnen, Computer oder sonst was sein können.«
      »Wollen Sie damit sagen, Nick war ein kleiner Freak?«
      »Irgendwie schon. Natürlich hatte er mehr zu bieten, sonst hätte ich mich ja nicht auf ihn eingelassen. Freaks sind nicht mein Typ.«
      »Es ging also nicht um die Bands?«
      Melanie warf Annie einen scharfen, missbilligenden Blick zu. »Nein. So bin ich nicht. Wir hatten echt Spaß zusammen, Nick und ich. Ich kann nicht glauben, dass er nicht mehr lebt. Er fehlt mir so sehr.« Sie tupfte sich die Augen trocken.
      »Tut mir leid, Melanie«, sagte Annie. »Ich wollte nicht gefühllos sein oder so, aber in meinem Beruf wird man manchmal ein bisschen zynisch. Wann haben Sie Nick zum letzten Mal gesehen?«
      »Das muss vor gut zwei Wochen gewesen sein.«
      »Was haben Sie gemacht?«
      Melanie schaute Annie vielsagend an. »Was glauben Sie wohl?«
      »Davor.«
      »Haben wir gegessen.«   »Bei ihm?«
      »Ja. Er konnte ganz gut kochen. Guckte immer diese Kochsendungen im Fernsehen. Ich kann die nicht ausstehen. Wenn mich einer fragt, was ich machen kann, dann sage ich: einen Tisch reservieren.«
      Den Witz hatte Annie schon gehört, aber sie lachte trotzdem. »War er irgendwie anders als sonst?«
      Melanie überlegte kurz, runzelte die Stirn und sagte: »Das war eigentlich nur so ein Gefühl. Ich meine, ich hatte es schon mal erlebt, wenn er sich für einen Beitrag ins Zeug legte. Es war ihm immer wichtig - also, er war wirklich wild darauf -, aber beim letzten Mal war er irgendwie besorgt. Ich glaube, er hatte noch kein grünes Licht bekommen.«
      »Was glauben Sie, warum war er besorgt? Weil er Angst hatte, den Auftrag nicht zu bekommen?«
      »Vielleicht, aber ich glaube, es lag eher daran, dass es eine persönliche Sache war.«
      »Persönlich?«
      »Ja. Fragen Sie mich nicht, warum. Ich meine, Nick war bei all seinen Projekten fanatisch und total verschlossen, was die Einzelheiten betraf, aber ich hatte das Gefühl, dass es diesmal ein wenig persönlicher für ihn war.«
      »Erzählte er Ihnen, woran er arbeitete?«
      »Nein. Tat er nie. Ich weiß nicht, ob er glaubte, ich würde es herumerzählen und er dann ausgebootet werden, aber wie gesagt, er war immer verschlossen, bis die Sache fertig war.

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