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Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht

Titel: Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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von Farbe, Durchmesser, Medullamuster und Pigmentierungsgrad aussagekräftig genug, würden aber vor Gericht nicht standhalten. Das war Annie egal, damit hatte sie ohnehin schon fast gerechnet. Les Ferris hatte sie daran erinnert, dass Haare Indizienbeweise waren - dass es nicht möglich war, ein Menschenhaar einem bestimmten Kopf zuzuordnen -, doch für Annies Zwecke reichte die Übereinstimmung. Bei den jeweiligen Haarproben handelte es sich um feine Exemplare von weißen Europäern mit gleichmäßig verteiltem Pigment und einem eher ovalen Querschnitt.
      Ein unerwartetes Detail war die Tatsache, dass das Haar auf Lucy Paynes Decke nicht abgeschnitten worden war, es hatte noch seine Wurzel. Der einzige Nachteil, hatte Famke Liam und Les erklärt, bestand darin, dass es sich in einem, wie sie es nannte, telogenen Stadium befand. In anderen Worten: Es war nicht herausgerissen worden, sondern ausgefallen, und das bedeutete, dass es keine gesunden Wurzelzellen und angrenzendes Gewebe gab. Sie konnten höchstens auf mitochondriale DNA hoffen, wie Les resümiert hatte, also auf DNA aus der Zelle, nicht aus dem Zellkern. Sie wird über die Mutter vererbt. Dennoch konnte es ihnen dabei helfen, ein DNA-Profil von Kirsten Farrow zu erstellen, der Mörderin von Lucy Payne.
      Es war Ebbe, und Annie ging die Treppe hinunter an den Strand. Außer ihr war niemand dort, vielleicht wegen des kühlen Märzwetters. Sie dachte über Jack Grimley nach. Wäre er bei einem Sturz von den Klippen auf den Strand gestorben? Der Strand war nicht besonders steinig. Annie sah sich zu dem bedrohlich hinter ihr aufragenden Felsen um. Schon möglich. Aber wenn er länger auf dem Sand gelegen hätte, wäre er dann nicht irgendwann gefunden worden? Was, wenn Kirsten ihn hierher gelockt hatte in der Annahme, er sei der Vergewaltiger, und ihn tötete? Unten in den Klippen waren kleine Höhlen. Annie wagte sich in eine vor. Darin war es pechschwarz und roch nach Tang und stehendem Wasser. Die Höhle war nicht sehr tief, soweit Annie sehen konnte, aber man konnte eine Leiche darin verstecken, hinter einem Stein, besonders gut nachts, und dann käme die Flut und würde sie mit hinaus aufs Meer nehmen.
      Annie verließ den Strand und ging die Treppe von der Pier Road zum Cook-Denkmal hinauf. Kurz setzte sie sich auf die Bank und dachte: Hier haben Keith und Kirsten gesessen, hier hat er ihr einen Kuss gegeben, den sie nicht erwiderte. War Kirsten so mit ihrem Rachefeldzug beschäftigt gewesen, dass nichts Menschliches mehr in ihr war? In der Nähe war auch Jack Grim-ley mit einer Frau gesehen worden, und auch wenn man sie nicht als Kirsten identifiziert hatte, war Annie überzeugt, dass es sich um sie handelte. Über was hatten sie sich unterhalten? Hatte sie Grimley mit dem Versprechen von Sex an den Strand gelockt und ihn dort getötet? Hatte sie auch Keith McLaren auf diese Weise in den Wald bekommen?
      In der Nähe entdeckte Annie Lichter und ein Pubschild. Sie kniff die Augen zusammen, um den Namen zu lesen. Es war der Lucky Fisherman. Neugierig geworden, ging sie hinüber und trat ein. Die Tür zu ihrer Linken führte in einen kleinen, verrauchten Schankraum, wo fünf, sechs Männer herumstanden und sich unterhielten. Einige rauchten Pfeife. In einem kleinen Fernseher über der Tür lief Fußball, doch niemand achtete darauf. Als Annie hereinkam, drehten sich alle zu ihr um, schwiegen kurz und führten dann ihre Gespräche fort. Es gab nur wenige Tische, an einem saß eine ältere Frau mit einem Hund. Annie ging wieder nach draußen und nahm die rechte Tür. Dies war der bessere Teil des Pubs, etwas größer, aber nur spärlich bevölkert. Zwei Jugendliche schoben Münzen in die Spielgeräte, und vier Personen spielten Darts. Es war warm, Annie zog den Mantel aus, bestellte ein Pint und nahm es mit an einen Tisch in der Ecke. Niemand nahm Kenntnis von ihr.
      Hier also hatte sich Keith abends mit Kirsten getroffen, hier hatte sie Jack Grimley gesehen, den sie aus irgendeinem Grund für den Mann hielt, der sie vergewaltigt hatte. Sie hatte ihn nicht angesprochen, soweit sich Keith erinnern konnte, musste also an einem anderen Abend wiedergekommen sein und hatte ihn vielleicht vor der Tür abgefangen. Wenn man jung und hübsch ist, hat man es nicht schwer, einen Mann dahin zu bringen, wo man ihn haben will. Er wollte es ja auch.
      Annie trank ihr Bier, dachte über die Vergangenheit nach und blätterte in der neuesten Hello!, die sie

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