Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht
breit. »Und was finde ich da?«, fragte Banks.
»Die Leiche einer jungen Frau«, sagte Templeton. »Hab sie mir schon angesehen. Bin gerade da.«
»Sie haben doch nicht -«
»Ich habe nichts angefasst, Sir. Und Police Constable Forsythe und ich haben dafür gesorgt, dass der Bereich abgesperrt und der Amtsarzt benachrichtigt wurde.«
»Gut«, sagte Banks und schob das Kreuzworträtsel der Sun-day Times zur Seite, mit dem er gerade begonnen hatte. Er warf einen sehnsüchtigen Blick auf die noch dampfende Tasse schwarzen Kaffee. »Haben Sie schon die Super angerufen?«
»Noch nicht, Sir. Ich dachte, ich warte lieber, bis Sie einen Blick drauf geworfen haben. Nicht gleich die Pferde scheu machen.«
»Okay«, entgegnete Banks. Detective Superintendent Catherine Gervaise lag wahrscheinlich noch im Bett, weil sie gestern Abend erst spät nach Hause gekommen war, nachdem sie sich Orfeo in der Opera North in Leeds angesehen hatte. Am Donnerstag war Banks mit seiner Tochter Tracy ebenfalls in der Oper gewesen und hatte es sehr genossen. Ob es Tracy auch gefallen hatte, wusste er nicht genau. In letzter Zeit war sie sehr verschlossen. »In einer halben Stunde bin ich da«, sagte er. »Maximal eine Dreiviertelstunde. Rufen Sie DI Cabbot und DS Hatchley an. Und holen Sie auch DC Jackman dazu.«
»DI Cabbot ist immer noch an die Eastern Area abgeordnet, Sir.«
»Verdammt, ja sicher.« Wenn es sich um einen Mord handelte, hätte Banks Annie gern dabeigehabt. Privat mochten sie Probleme miteinander haben, doch beim Arbeiten ergänzten sie sich sehr gut.
Banks ging nach oben, duschte schnell und zog sich an, dann füllte er sich in der Küche die Thermoskanne mit Kaffee für unterwegs. Er achtete darauf, sie fest zuzudrehen. Mehr als einmal hatte es ein böses Erwachen gegeben. Banks stellte alles aus, schloss ab und ging zum Wagen.
Er fuhr jetzt den Porsche seines Bruders. Auch wenn er sich in dieser Luxuskarosse nicht so ganz wohl fühlte, stellte er fest, dass ihm der Wagen von Tag zu Tag besser gefiel. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er noch mit dem Gedanken gespielt, ihn seinem Sohn Brian oder Tracy zu schenken, und die Vorstellung besaß immer noch einen gewissen Reiz. Das Problem war, dass er keinem der beiden das Gefühl geben wollte, an zweiter Stelle zu stehen oder weniger geliebt zu werden, und so stand er vor einem Dilemma. In Brians Band hatte es vor kurzem einen Wechsel gegeben, er probte jetzt mit neuen Musikern. Tracy war von ihren Prüfungsergebnissen enttäuscht gewesen, auch wenn Banks das anders sah, und jetzt vertrieb sie sich die Zeit ziemlich unglücklich mit einem Job in einer Buchhandlung in Leeds und wohnte zusammen mit ehemaligen Kommilitoninnen in einem Haus in Headingley. Wer hatte den Porsche eher verdient? Banks konnte ihn wohl kaum aufteilen.
Es war windig und kalt geworden. Banks ging noch mal ins Haus zurück und tauschte seine Sportjacke gegen die schwere Lederjacke mit Reißverschluss. Wenn er in den finsteren Gassen von Eastvale herumstehen würde, während Spurensicherung, Fotograf und Polizeiarzt ihre Arbeit machten, war es besser, so gut wie möglich eingepackt zu sein. Kaum saß Banks im Auto, ließ er den Motor an und fuhr durch Gratly, den Hügel hinunter nach Helmthorpe und dann auf die Straße nach Eastvale. Er schob seinen iPod in den Adapter, stellte die zufällige Wiedergabe ein, und es erklang »All She Wrote« von Ray Davies, ein Lied, das er ganz besonders mochte. Das war nicht schlecht für die Fahrt zu einem Tatort am Sonntagmorgen, dachte er, das war wirklich nicht schlecht.
Gilbert Downie ging nicht besonders gern mit dem Hund vor die Tür. Er machte es, weil er musste, aber er tat es nicht gern. Das Ganze war einer dieser typischen fehlgeschlagenen Familienbeschlüsse gewesen. Seine Tochter Kylie hatte unbedingt einen Hund haben wollen, hatte seit dem achten Lebensjahr von nichts anderem gesprochen. Schließlich hatten Gilbert und Brenda nachgegeben und ihr einen Welpen zum Geburtstag geschenkt, obwohl Brenda Hunde eigentlich nicht besonders mochte und manchmal sogar ihretwegen niesen musste. Ein paar Jahre später hatte Kylie das Interesse am Tier verloren und sich lieber mit Popmusik und Jungen beschäftigt, und so war es an Gilbert hängengeblieben, sich um Hagrid zu kümmern.
Am Sonntagmorgen war es draußen besonders ungemütlich, doch Gilbert wusste, dass er sich besser nicht beklagte. Immerhin lieferte
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